24.03.2017 20:51:40
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Börsen-Zeitung: Läuft der Trump-Effekt aus? - Marktkommentar von Kai
Johannsen
Frankfurt (ots) - Trump-Euphorie, Trump-Mania, Trump-Rally oder
einfach nur der Trump-Effekt - die Märkte haben seit der
überraschenden Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November
2016 fast nur noch eine Karte gespielt, und zwar die Karte Trump. Mit
Trump geht es mit der Wirtschaft nach oben. Er wird umfangreiche
Konjunkturprogramme ins Leben rufen, die der Wirtschaft einen
Auftragsboom bescheren. Dazu gesellen sich Infrastrukturinvestitionen
und Steuersenkungen für Unternehmen und Haushalte. Prosperität in den
USA und mit ihnen in der ganzen Welt, könnte man überspitzt
formulieren. Es geht schlichtweg überall nur noch nach oben.
Kehrseite bei den Bonds
Vor diesem Hintergrund der Aussicht auf wirtschaftliche Stärke
haben die US-Aktienmärkte seit der Wahl deutlich zugelegt. Die
Kehrseite - wenn auch nicht mit einer katastrophalen Entwicklung -
war an den Rentenmärkten zu spüren. Denn wenn Trump die
wirtschaftliche Aktivität so heftig beleben wird, also die Nachfrage
nach oben schießt, dann reagieren schließlich auch die Preise, d.h.
die Inflation springt wieder an. Von der großen Reflationierung der
Wirtschaft, auf die alle bislang vergeblich gewartet hatten, war die
Rede. Das ruft schließlich die US-Notenbank Fed auf den Plan, die mit
Zinssteigerungen auf die Trump'sche Wirtschaftspolitik reagieren,
d.h. gegensteuern muss. Das bedeutet für die Rentenmärkte höhere
Renditen und damit fallende Kursnotierungen. Der Dollar wird in einem
Umfeld wirtschaftlicher Aufwärtsbewegung und höherer Zinsen nach oben
tendieren, also gegenüber den wichtigsten Währungen aufwerten. Diese
Einschätzung herrschte nun knapp fünf Monate an den Märkten vor.
Doch seit einigen Tagen wird an den Märkten eine andere Karte
gespielt, auf die die eine oder andere Analystenstimme sehr wohl
schon mal hingewiesen hat, was aber bei der Euphorie an den Märkten
immer wieder in den Hintergrund trat. Das Gezerre um Obamacare hat
den Märkten etwas vor Augen geführt, was vielleicht in nächster Zeit
den Trend vorgeben könnte. Man sollte vielleicht besser abwarten, wie
viel Trump von seinen Versprechungen - und auch Drohungen - überhaupt
umsetzen kann. Wie stark wird der US-Präsident in den eigenen Reihen
ausgebremst? Was bleibt von seinen Plänen am Ende des Tages überhaupt
noch übrig? Und wie stark werden die Wirkungen der womöglich heftig
zurechtgestutzten Wirtschaftsprogramme überhaupt noch sein? Dann kann
man auch abschätzen, wie stark die Fed gegensteuern muss und wie weit
die Renditen von Bonds noch steigen müssen. Sind sie vielleicht schon
zu weit gestiegen? Zusammenfassend: War die Trump-Euphorie
übertrieben?
Pilar Gomez-Bravo, Portfoliomanagerin bei der britischen MFS
Investment Management, weist völlig zu Recht darauf hin, dass der
US-Konjunkturzyklus schon sehr lange läuft und wir uns damit sehr
spät im Zyklus befinden. Abzulesen sei das zum Beispiel an der
niedrigen Arbeitslosenquote, aber auch an anderen Aspekten wie eben
den Autoverkäufen, die ihrer Meinung nach den Zenit schon
überschritten haben könnten. In einem Kapitalmarktausblick wirft sie
die Frage auf, ob dieser Zeitpunkt wirklich so gut ist, um
wirtschaftliche Stimulation loszutreten. In diesem Zusammenhang weist
Gomez-Bravo auch auf das Risiko Fed hin. Sollte die Fed tatsächlich
einen längeren Straffungszyklus durchziehen, dann spüren das nicht
nur die USA, sondern verständlicherweise auch China, und zwar über
die mit den Zinssteigerungen verbundenen Kapitalabflüsse. Gomez-Bravo
sieht denn auch größere Risiken, dass die von vielen erhoffte
Reflationierung nicht in diesem Ausmaß die Wirtschaft vorantreiben
wird.
Chance für Neuorientierung
Somit besteht durchaus das Risiko, dass der Trump-Effekt auslaufen
wird oder zumindest mal eine Auszeit nimmt und die Märkte in eine
Phase der Neuorientierung treten. Das könnte mit niedrigeren
Aktienkursen in den USA verbunden sein, was auch in Europa als
Belastungsfaktor wirken würde. Der Dollar hat sich im März von seinen
Hochs gegenüber dem Euro abgesetzt. Er könnte weiter zur Schwäche
neigen. Und die Bondmarktrenditen diesseits und jenseits des
Atlantiks würden sich dann wieder auf den Rückzug von den jüngsten
Anstiegen begeben. Portfoliomanagerin Gomez-Bravo ist sich indes
sicher, dass die Bondrenditen noch länger niedrig bleiben werden,
wenngleich die Zinsvolatilität zugenommen habe. Die derzeit
bestehenden Unsicherheiten werden den Bemühungen, die Geldpolitik zu
normalisieren, weiter zu schaffen machen.
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