27.12.2018 20:26:41

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Keine Zeit für Besinnlichkeit / ...

Börsen-Zeitung: Keine Zeit für Besinnlichkeit / Kommentar zum

politischen Risiko am Aktienmarkt von Stefan Paravicini

Frankfurt (ots) - Am Aktienmarkt geht es drunter und drüber. Die

Unsicherheit über den Kurs der US-Notenbank, die Sorgen über eine

Eskalation der Handelskonflikte zwischen den USA, China und der

Europäischen Union, die Verlangsamung der US-Konjunktur und seit

Neuestem auch wieder der Haushaltsstreit in Washington werden am

häufigsten als Gründe für die Nervosität genannt. Dass die Steigung

in einem Teil der US-Zinsstrukturkurve kurz vor Weihnachten erstmals

seit zehn Jahren ins Negative drehte, was Beobachter als Zeichen für

eine nahende Rezession sehen, trägt ebenfalls nicht zur

Besinnlichkeit bei.

Für die größte Unruhe an den Märkten sorgte vor den Feiertagen

US-Finanzminister Steven Mnuchin, der am Wochenende mit der

Mitteilung überraschte, dass die Spitzen der US-Banken ihm versichert

hätten, trotz der Marktturbulenzen keine Liquiditätsschwierigkeiten

zu haben. Ebenfalls am Sonntag kündigte er an, sich an Heiligabend

mit der US-Notenbank, der Börsenaufsicht SEC und mit weiteren

Aufsehern kurzzuschließen, die gemeinsam den Financial Stability

Oversight Council der US-Regierung bilden.

Das Kommuniqué des Ministers sollte die Marktteilnehmer wohl

beruhigen, sorgte aber für das Gegenteil. Im besten Fall reagierten

sie mit Verwunderung, da zehn Jahre nach Ausbruch der Finanz- und

Wirtschaftskrise die Liquiditätsrisiken bei den wieder erstarkten

US-Geschäftsbanken bis zur unaufgeforderten Entwarnung durch das

US-Treasury eigentlich kein Thema waren.

Was genau Mnuchin bewogen hat, nicht nur mit den Spitzen der

US-Banken zu telefonieren, sondern darüber in den sozialen Medien

Auskunft zu geben und ungewollt Zweifel an der Solidität der Banken

zu wecken, ist nicht bekannt. Mit Donald Trump soll die Kommunikation

nicht abgesprochen gewesen sein. Mnuchin weiß aber, dass der

US-Präsident den Aktienmarkt als Gradmesser für den Erfolg seiner

Politik heranzieht, und könnte der Versuchung erlegen sein, eine

Initiative für eine Stimmungsaufhellung am Aktienmarkt zu starten,

um sein eigenes Standing im Weißen Haus zu verbessern.

Die Turbulenzen in der US-Regierung, die mit dem Rückzug von

Verteidigungsminister James Mattis einen weiteren Höhepunkt erreicht

haben, werden unter Druck der neuen Mehrheit im US-Kongress 2019

noch zunehmen. Das Regierungshandeln dürfte noch erratischer werden

und zur Volatilität an den Märkten sogar noch einen größeren Beitrag

als im turbulenten Jahr 2018 leisten.

(Börsen-Zeitung, 28.12.2018)

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!