04.09.2015 20:45:39
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Börsen-Zeitung: Kein klares Signal für die Fed, Marktkommentar von Kai
Johannsen
Frankfurt (ots) - Die US-Arbeitsmarktdaten vom August liefern
keine klaren Signale, dass es nun im September definitiv zur ersten
US-Zinsanhebung seit der Finanzkrise kommen wird. Aber sie liefern
auch keine klaren Signale dafür, dass die Fed ihren Zinsschritt im
September nicht vornehmen wird. Die Daten legen nur den Schluss nahe,
dass in Sachen US-Leitzinsanhebung weiter alles offen ist, oder
anders ausgedrückt: Die Beschäftigtenstatistiken können Analysten nun
so hin und her interpretieren, dass sie mit jeder Erwartungshaltung
kompatibel sind. Im August wurden in den USA außerhalb der
Landwirtschaft 173.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Verglichen mit
der Erwartung, die die Märkte im Mittel der Prognosen der Volkswirte
hatten, sind die Zahlen schwächer ausgefallen, denn erwartet war ein
Stellenplus von im Durchschnitt 217.000 nach 215.000 im Juli. Das
spricht für sich genommen nicht für einen Zinsschritt im September,
sondern für eine abwartende Haltung der Federal Reserve.
Waren die Arbeitsmarktdaten in der Vergangenheit schwächer als
erwartet ausgefallen, aber lag der Stellenzuwachs immer noch oberhalb
der Marke von 200.000, hatte so mancher Analyst genau diesen Punkt
unterstrichen: Es sind eben immer noch mehr als 200.000 Stellen, und
deshalb ist die US-Beschäftigtensituation als robust anzusehen, hieß
es oft. Ein US-Zinsschritt galt vielen Beobachtern bei einer
derartigen Zahlenlage als wahrscheinlich. Das fällt in diesem Fall
weg, liegt die Zahl der neu geschaffenen Stellen ja nicht gerade
sonderlich knapp unter der Marke von 200.000. Eher ein Signal für die
Verschiebung, denn die Fed könnte robustere Daten abwarten wollen.
Zu berücksichtigen ist natürlich immer das Gesamtbild, und dazu
gehört auch die Arbeitslosenquote, die mit einem Rückgang von 5,3%
auf nunmehr 5,1% anzeigt, dass die Verfassung der US-Wirtschaft recht
gut ist. In die gleiche Richtung weisen auch die Vormonatsdaten. Für
Juli wurde zunächst von 215.000 neuen Stellen berichtet. Das wurde
auf 245.000 Arbeitsplätze nach oben korrigiert.
Genauso war es für Juni. Zunächst hatte das Arbeitsministerium
erklärt, dass 231.000 Stellen geschaffen wurden, nun sind es aber
245.000 Arbeitsplätze. Man könnte auch sagen, dass es auch hier
ausgeglichen ist, denn die im Vergleich zur Erwartung "fehlenden"
44.000 Arbeitsplätze kamen ja wiederum durch die späteren
Aufwärtsrevisionen der beiden Vormonate hinzu. Das spricht wiederum
für eine robustere Verfassung des US-Arbeitsmarktes und damit für
einen Zinsschritt im September. Angesichts der Tatsache, dass die
Vormonatswerte nach oben revidiert wurden, kann man auch die
Einschätzung vertreten, dass auch bei den August-Zahlen mit einer
entsprechenden Aufwärtskorrektur zu rechnen ist und sich damit die
Einschätzung der stärkeren Verfassung des Arbeitsmarktes weiter
verfestigt. Genau auf diesen Punkt hat denn auch am Freitag das
US-Arbeitsministerium bei der Bekanntgabe der Daten für August
hingewiesen.
Die Arbeitsmarktzahlen liefern alles in allem keine klaren Signale
für einen Zinsschritt oder ein Ausbleiben desselben im September.
Aber die Tatsache, dass es eben kein einheitliches Bild vom
US-Arbeitsmarkt in Richtung Zinspolitik gibt, spielt den Zweiflern,
den zögerlichen Stimmen in den Reihen des Fed-Offenmarktausschusses
in die Hände. Sie werden bei den September-Beratungen vermutlich eher
dazu tendieren, doch noch klarere Beweise abzuwarten, dass die
US-Wirtschaft einen Zinsschritt auch nachhaltig vertragen kann. Sie
werden dazu raten, vielleicht eher noch ein paar Wochen abzuwarten -
wie schon so oft in den vergangenen zwei Jahren - und die Oktober-
oder Dezembersitzung in diesem Jahr für einen solchen Schritt ins
Auge zu fassen. Und damit kommt die Fed an einen sehr wichtigen
Punkt, auf den im August schon Philip Marey, Volkswirt bei der
niederländischen Rabobank, hingewiesen hat. Marey konstatierte, dass
man bei der Fed wohl schon Einigkeit demonstrieren will, wenn man
erstmals nach Jahren wieder die Zinsen anhebt.
Und die Skeptiker bekommen nicht nur durch die nicht ganz
einheitlichen Signale vom US-Arbeitsmarkt Oberwasser, sondern
bekanntermaßen auch durch die Sorgen über das Wachstum in China und
anderen Schwellenländern sowie die dadurch ausgelösten
Finanzmarktturbulenzen in den vergangenen Wochen. Diese Entwicklung
deutet nun schon seit längerem an, dass ein früher Zinsschritt in den
USA wohl unwahrscheinlicher geworden ist.
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