Warum Bitcoin als Wertspeicher in keinem diversifizierten Portfolio fehlen sollte. Jetzt lesen -w-
20.01.2017 20:01:41

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Börsen-Zeitung: Kavalierstart am Bondmarkt, ein Marktkommentar von Kai

Johannsen

Frankfurt (ots) - Der europäische Primärmarkt für Staatsanleihen

legt zum Auftakt des neuen Jahres geradezu einen Kavalierstart hin.

Sah es in den ersten Tagen mit Blick auf die erste syndizierte

Anleihe 2017 von Portugal noch so aus, als würden die Anleger in

Anbetracht geringeren Bondvolumens, kleineren Orderbuchs, höherer

Renditen und ausgeweiteter Spreads selektiver beziehungsweise

zurückhaltender agieren, hat sich dieser Eindruck komplett in Luft

aufgelöst.

Die Emittenten sputen sich, um an den Markt zu kommen und ihre

Deals besser heute als morgen unter Dach und Fach zu bringen. Auf der

einen Seite heißt es im Handel hierzu, dass die eine oder andere

Adresse die Transaktion mit Blick auf die aufkommenden

Risikoereignisse durchziehen will. Das scheint unmittelbar

nachvollziehbar. Auf der anderen Seite ist hingegen zu beobachten,

dass bei den Investoren eine Sache sehr gut zu funktionieren scheint,

und das ist die Risikoausblendung. Oder vorsichtiger formuliert: Die

Risikoeinschätzung von ein und demselben Ereignis divergiert mitunter

sehr stark zwischen Emittent und Investor. Denn wer derzeit die fast

schon zum Bersten gefüllten Orderbücher sieht, reibt sich doch schon

verwundert die Augen, wie mancher Schuldner eingeschätzt wird.

Ein paar Beispiele: Belgien hat es vorgemacht. Das Land ist kein

Krisenstaat, und seine Politiker machen derzeit auch nicht mit

merkwürdiger Rhetorik auf sich aufmerksam, aber es ist eben ein

Second Tier in der Eurozone. Für eine neue zehnjährige syndizierte

Anleihe bekamen die Belgier immerhin ein Orderbuch von mehr als 21,5

Mrd. Euro zusammen. Gut, sei es drum. Viel schiefgehen wird mit dem

Bond wohl nicht. Die Italiener kamen auf die gleiche Größenordnung

bei den Orders. Von Bankenkrise und Befürchtungen von Auswirkungen

für den Staat ist da nicht viel zu spüren gewesen.

Und auch Portugal kann sich nicht gerade darüber beschweren, dass

die Investoren das Land durch eine andere Brille sehen, zumindest

jetzt nicht, wie an den wieder ins Minus abgetauchten Geldmarktsätzen

und höher als angekündigt ausgefallenen Kapitalvolumina bei der

Auktion abzulesen war. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Abwarten ist angesagt.

Die Türkei ist dann sicherlich so ein Fall, bei dem der eine oder

andere Marktteilnehmer die Augenbrauen hochgezogen hat. Fast kein Tag

vergeht, an dem der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan

nicht mit Rhetorik auf sich aufmerksam macht. Nun will er auch noch

in den Währungskrieg einsteigen. An den Märkten scheint das aber

nicht viel auszumachen. Die Türkei will in diesem Jahr 6 Mrd. Dollar

über Anleihen besorgen und kam dieser Tage mit dem ersten Bond.

Gerade einmal 6,15 Prozent für die zehnjährige Laufzeit mussten die

Türken bezahlen. "Es gibt sie wieder", möchte man rufen: die Bonds

mit 6 Prozent laufender Verzinsung - mit Blick auf das

Rückzahlungsversprechen, das mit diesen Papieren ja vertragsgemäß

verbunden ist, lautet das Motto bei vielen Investoren dann wohl

Hoffen und Beten.

Und wer kauft so etwas: Jeden zweiten Bond (49 Prozent) nahmen

Investoren aus den USA, 26 Prozent die Unabhängigkeit liebenden

Briten, nur 11 Prozent blieben bei den Türken und ebenfalls 11

Prozent gingen nach Europa (Rest: sonstige Regionen). Das Orderbuch

soll mehr als 6 Mrd. Dollar schwer gewesen sein. Diese Angabe kam

aber nicht von den Leads, sondern vom türkischen Treasury, was

sicherlich nicht geschönt war. Und wer in der Türkei ordert, kann

sich auch einen Argentinien-Bond ins Portfolio legen. Das Orderbuch

für zwei Dollar-Titel des ehemaligen Pleitestaates erreichte sage und

schreibe mehr als 21 Mrd. Dollar. Da wird bestimmt nichts

schiefgehen, wird mancher Anleger im Stoßgebet gen Himmel rufen.

Kuwait will angesichts der Orderlage nun auch an den Markt. Hier sind

April oder Mai im Gespräch. Angesichts des gegenwärtigen

Investorenverhaltens und der Risikowahrnehmung ist aber auch ein viel

früherer Auftritt einzukalkulieren.

Aber die Risikoereignisse kommen unaufhaltsam auf den Markt zu.

Das sind: Schärfere Rhetorik und die ersten Aktionen des neuen

US-Präsidenten Donald Trump, eine schärfere Gangart der Briten in

Sachen Brexit, die Wahlen in Europa und mögliche Pleiten für die

etablierten politischen Kräfte, die Bankenkrise in Italien und

Portugal sowie die weiteren bekannten geopolitischen Krisenherde.

Dann könnten die Märkte von heftiger Volatilität geprägt sein,

Fenster für Emissionen geschlossen werden und die jetzt emittierten

Bonds heftig unter Wasser geraten. Und dann wird eines wieder

angesagt sein: Flucht in Qualität. Als Nutznießer werden sich wieder

die Bundesanleihen erweisen.

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