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06.08.2015 20:55:40

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Börsen-Zeitung: Großes Handicap, Kommentar zu Adidas von Joachim Herr

Frankfurt (ots) - Die Erwartungen übertroffen und doch enttäuscht:

Im Quartalsbericht von Adidas widerspricht sich das nicht. Dank des

robusten Geschäftswachstums der wichtigsten Marken Adidas und Reebok

erholt sich der fränkische Sportartikelanbieter von dem schwachen

vergangenen Jahr. Zugute kommt dem Unternehmen, dass die Konsumenten

überall auf der Welt mehr Geld für Fitness und Sport ausgeben. Auch

die Konkurrenz verkauft mehr.

Die Golfsparte von Adidas leidet jedoch weiter: Der Umsatz sinkt

um ein Viertel, das Ergebnis ist negativ und belastet die Marge des

Konzerns. Diese Diagnose wirft aus drei Gründen ein schlechtes Licht

auf Vorstandschef Herbert Hainer. Erstens: Die Restrukturierung des

Golfgeschäfts im vergangenen Jahr war allem Anschein nach halbherzig

und brachte keinen durchschlagenden Erfolg. Auch die nachlassende

Begeisterung für diesen Sport entschuldigt das nicht. Mit einem

verschärften Programm soll endlich die Wende gelingen.

Zweitens hat Hainer wie schon im vergangenen Jahr die

Geschäftsentwicklung falsch eingeschätzt. 2014 nahm er die

Gewinnprognose für den Konzern zurück - zudem relativ spät. Das

bleibt ihm nun dank der Stärke der Hauptmarken erspart. Doch noch vor

drei Monaten äußerte sich Hainer sehr zuversichtlich, die Golfsparte

werde in diesem Jahr den Umsatz mit einer zweistelligen Rate

steigern. Und das trotz eines Rückgangs im ersten Quartal. Daraus

wird nun nichts, und die Zweifel an Hainers Verlässlichkeit wachsen.

Drittens stellt sich wieder einmal die Frage, warum Hainer

erworbene Unternehmen so spät oder gar nicht in den Griff bekommt.

Reebok hat erst nach langem Anlauf und hohen Verlusten die Kurve nun

offenbar geschafft. Gewiss, Salomon (mit der Golfmarke Taylor Made)

kaufte Adidas, noch bevor Hainer zum Konzernchef aufstieg. Doch er

mühte sich vergeblich mit dem französischen Konzernteil. Vor zehn

Jahren trennte sich Adidas von Salomon. Jetzt steht ein Verkauf in

erster Linie für die beiden kleinen Golfmarken Ashworth und Adams zur

Debatte. Beide hat Hainer als Vorstandschef akquiriert.

Eine Lösung für die darbende Sparte will Hainer mit Hilfe einer

Investmentbank rasch finden. Es eilt tatsächlich. Spätestens im März

2017 endet seine Zeit an der Konzernspitze. Der Nachfolger hätte

wenig Freude, wenn Hainer ihm das Golfgeschäft als schweres Erbe

hinterließe. Das wäre ein großes Handicap. Wer weiß schon, welchen

neuen Widrigkeiten Adidas sich dann ohnehin stellen muss?

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Telefon: 069--2732-0

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