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19.12.2018 20:06:41

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Börsen-Zeitung: Größenwahn / Kommentar von Martin Fritz zum

verunglückten Börsengang der Telekomsparte von Softbank

Frankfurt (ots) - Mit der Telekomsparte seiner Softbank Group ist

Japans bekanntestem Technologie-Investor Masayoshi Son das bisher

größte Börsendebüt in Japan gelungen. Das wird sein Ego gestärkt und

seinen starken Ehrgeiz gestillt haben, die Konkurrenz zu

übertrumpfen. Aber eine Erstnotierung fast 15% unter dem Ausgabepreis

beweist: Die Opfer seines Größenwahns sind japanische Kleinanleger.

Zu Recht hatten Investoren vor einer überhöhten Bewertung des

Mobilfunkgeschäfts von Softbank gewarnt. Auch der Mutterkonzern der

Softbank Corp. war sich dessen bewusst. Doch Son wollte die

Popularität der Marke Softbank für den Börsengang nutzen und

schaltete viele TV-Werbespots. Wegen der günstigen Tarife ist der

Anbieter bei preisbewussten Japanern sehr beliebt. Dieses "Geiz ist

geil"-Image versuchte Son auf die Aktie zu übertragen. In

Wirklichkeit konnte von einem Schnäppchen keine Rede sein.

Softbank lockte die Kleinanleger mit einer hohen

Dividendenrendite. Ihnen wurde versprochen, dass fast der ganze

Gewinn ausgeschüttet wird. Doch ab dem Frühjahr bricht in der Branche

ein Preiskampf los. Marktführer NTT Docomo kündigte bereits

Tarifsenkungen bis zu 40% an, sicher nicht ganz zufällig kurz vor dem

IPO des Rivalen. Ab Oktober 2019 verschärft Rakuten als vierter

Anbieter mit eigenem Netz und im Bund mit dem Branchenzweiten KDDI

den Wettbewerb. Das wird den Ertrag der Softbank Corp. schmälern.

Zwar versprach Son einen Stellenabbau durch Automatisierung als

Ausgleich, aber das nahm kaum ein Analyst ernst.

Son will durch die Telekomausgliederung die Marktkapitalisierung

seiner Softbank Group heben. Sein Unternehmen ist an der Börse viel

weniger wert als die Summe seiner Beteiligungen, etwa an Chinas

Alibaba Group. Sons Frustration darüber ist nachvollziehbar. Aber

auch die Skepsis am Finanzmarkt scheint berechtigt: Die wahren

Softbank-Mankos sind die extreme Verschuldung, die undurchsichtige

Bilanzierung und die teuren Käufe des 97 Mrd. Dollar schweren Vision

Fund.

Aber auch die Investmentbanken hinter dem IPO, neben japanischen

Adressen die Deutsche Bank, Goldman Sachs und J.P. Morgan Chase,

sollten sich schämen. Für ein offenbar mickriges Honorar haben sie

sich dazu verführen lassen, japanische Privatanleger aufs Glatteis zu

führen. Sie duldeten den hohen Ausgabepreis trotz geringer Nachfrage

und eines schwachen Börsenumfelds. Japans Aktienkultur haben sie

damit einen Bärendienst erwiesen.

(Börsen-Zeitung, 20.12.2018)

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