22.05.2017 20:50:40

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Börsen-Zeitung: Größe zählt, Kommentar zur Chemiefusion

Clariant/Huntsman von Sabine Wadewitz

Frankfurt (ots) - Während sich der US-Farbenhersteller PPG am

niederländischen Rivalen Akzo Nobel noch die Zähne ausbeißt, haben

die Spezialchemiekonzerne Clariant und Huntsman den Menüplan für

einen Zusammenschluss auf dem Tisch liegen. Die Übernahmewelle in der

Chemie rollt in diesem Jahr weiter, auch wenn sich der neueste

transatlantische Schulterschluss mit einem Transaktionswert von 20

Mrd. Dollar im Schatten von Fusionen wie Dow Chemical und DuPont oder

den Deals im Pflanzenschutzgeschäft fast bescheiden ausnimmt.

Doch der Zwang zu Größe beherrscht auch die zweite Reihe der

Chemiehersteller. Zwar kann man als Spezialitätenanbieter in Nischen

und mit kleineren Mengen reüssieren, wenn man in den Segmenten

führende Positionen im Markt hat. Doch in einem sich stark

konsolidierenden Umfeld droht man unwiderruflich an Wettbewerbskraft

zu verlieren. Die Chemie sieht sich zudem von wachsender Konkurrenz

aus China gefordert, wo die Regierung dabei ist, Schlüsselindustrien

im eigenen Land aufzubauen. Der Schiefergasboom hat darüber hinaus

das Wettbewerbsumfeld in Nordamerika für energie- und

rohstoffintensive Branchen radikal zu Lasten europäischer Konzerne

verschoben. Damit entsteht Handlungsdruck.

Mit der Fusion unter Gleichen gelingt Clariant und Huntsman auf

einen Schlag der Aufstieg unter die Top 3 im globalen

Spezialchemiemarkt. Die Dealstruktur als reine Aktientransaktion

schont die Bilanzen und erhält die Finanzierungskraft für weitere

Expansionsschritte. Von Vorteil ist die regionale Ergänzung des

grenzüberschreitenden Schulterschlusses, wodurch es weniger

Überschneidungen in reifen Märkten geben sollte, die neuen Partner

aber ihre Kräfte in Wachstumsmärkten wie China bündeln können. Nicht

ohne Grund hat sich Clariant stets gegen die Übernahme durch einen

westeuropäischen Konkurrenten wie Evonik gesträubt.

Für Clariant ergibt sich aus den aktuellen Bewertungen die Chance,

dass ihre Aktionäre am neuen Konzern die knappe Mehrheit halten und

eidgenössischer Rechtsrahmen und Governance erhalten bleiben. Doch

die kulturellen Unterschiede zwischen einem Schweizer und einem

US-amerikanischen Unternehmen sind groß, auch wenn es seit Jahren

Kontakte zwischen dem Management gegeben hat und man die gleichen

"strategischen Visionen" teilt, wie betont wird. Eine anfangs in den

höchsten Tönen gepriesene Fusion mit einem US-Konzern hat schon

manches europäische Unternehmen hinterher schwer bereut.

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