18.08.2017 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Geplauder in Jackson Hole, Marktkommentar von Kai

Johannsen

Frankfurt (ots) - Es ist wieder so weit: In der neuen Handelswoche

steht die Notenbankerkonferenz im amerikanischen Jackson Hole auf dem

Programm. Die Veranstaltung am Rande der Rocky Mountains in Wyoming

wird in der Zeit vom 24. bis zum 26. August stattfinden. Neben der

Konferenz im portugiesischen Sintra gilt die Zusammenkunft der

Zentralbanker als die bedeutendste ihrer Art in diesem Jahr.

Die Finanzmarktakteure, die ständig an den Lippen der Notenbanker

hängen und in jedes Komma, jede vermeintliche rhetorische Pause,

alles Gesagte und viel mehr noch in das Nichtgesagte irgendetwas

hineinzuinterpretieren versuchen, verfolgen Jackson Hole und alles,

was von dort verlautet, seit Jahren ganz genau. Mitunter taten sie ja

auch gut daran, wie etwa im Jahr 2014, als Mario Draghi, Chef der

Europäischen Zentralbank (EZB), mit seiner Rede in Jackson Hole den

Boden für das spätere Anleihekaufprogramm der EZB bereitete.

Dieses Jahr sieht es aber danach aus, als würden bei der

Jackson-Hole-Konferenz keine spektakulären Reden gehalten und

bahnbrechende Verlautbarungen gemacht werden. Es ist vielmehr davon

auszugehen, dass Zurückhaltung überwiegen wird und nur das ohnehin

schon Gesagte und damit alles Bekannte nochmals bestätigt wird - und

das aus verschiedenen Gründen.

Aus Insiderkreisen verlautete schon, dass Draghi keine

geldpolitischen Signale senden wird. Aus der EZB hieß es, dass sich

der EZB-Präsident in seiner Rede auf das Thema der Konferenz

konzentrieren wird, das da lautet: Beförderung einer dynamischen

globalen Wirtschaft. Draghi wolle außerdem der Diskussion im Herbst

nicht vorgreifen. Dann erst soll es darum gehen, wie in Zukunft wohl

mit dem billionenschweren Anleihekaufprogramm umgegangen wird. Und

dann gibt es für ihn ja noch einen Grund sich zurückzuhalten: In

Deutschland steht im kommenden Monat die Bundestagswahl an. Draghi &

Co wollen sich später bestimmt nicht vorwerfen lassen, dass sie hier

in dieser oder jener Hinsicht eine Beeinflussung vorgenommen hätten.

Das wird Draghi vermeiden wollen.

Aber auch von Seiten der US-Notenbanker dürften die Zeichen eher

auf Vorsicht stehen, zumal unter führenden Vertretern der

US-Notenbank auch die Prioritäten für das, was in der Geldpolitik

derzeit zu berücksichtigen ist, ein wenig unterschiedlich sind. Der

Chef des Fed-Bezirks Minneapolis, Neel Kashkari, zielt etwa auf

politische Faktoren ab. So steht im Kongress die Entscheidung über

die Anhebung der Schuldenobergrenze an. Das will Kashkari im Auge

behalten. Er stimmte im Juni zum Beispiel gegen die Zinserhöhung. Die

Verhandlungen über die Anhebung der Schuldenobergrenze könnten sich -

wieder einmal - hinziehen. Derzeit ist das Limit bei 19,9 Bill.

Dollar. Dem amerikanischen Staat könnte im Oktober wieder die

finanzielle Puste ausgehen, wenn der Kongress bis dahin nicht handelt

und der Zahlungsausfall abgewendet wird. Diesen Prozess wird die Fed

nicht noch durch Zinsanhebungen beeinflussen wollen.

Auf eine Verschärfung des geldpolitischen Kurses in den USA deutet

derzeit ohnehin nichts hin. Denn den US-Währungshütern bereitet die

unerwünscht niedrige Teuerung in den USA Kopfschmerzen. Das geht aus

dem Protokoll zur Juli-Zinssitzung hervor. Die Notenbanker mahnen zur

Vorsicht. Viele Fed-Vertreter wollen mit der nächsten Zinsanhebung

abwarten, bis es verlässlichere Hinweise darauf gibt, dass sich die

Inflation dem Zielwert der Fed von 2 Prozent nähert.

Es wird aber damit gerechnet, dass die Inflation länger als

bislang angenommen unter diesem Zielwert verharren wird. Das könnte

die Fed zu einer sehr viel langsameren Gangart zwingen. So hat sich

etwa Robert Kaplan, Präsident der Fed von Dallas, gegen eine baldige

Zinserhöhung ausgesprochen, unter anderem mit dem Hinweis darauf,

dass erst Fortschritte bei der Entwicklung der Inflation in Richtung

Zielwert gemacht werden sollen. James Bullard, Chef der Fed von St.

Louis, hatte sich ebenfalls gegen eine rasche Zinserhöhung

ausgesprochen.

Und Kaplan ging gegen Ende der abgelaufenen Woche noch einen

Schritt weiter. "Wir müssen sehr geduldig und vernünftig sein", sagte

er am Donnerstag auf einer Veranstaltung. Die niedrigen Renditen der

zehnjährigen Staatsanleihen signalisierten die Erwartung einer

konjunkturellen Abschwächung. Auch das ist nicht gerade von der Hand

zu weisen angesichts des neun Jahre andauernden

Wirtschaftsaufschwungs in den USA. Summa summarum wird Jackson Hole

vermutlich zum Plauderstündchen, das die Märkte nicht

durcheinanderwirbelt.

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