22.04.2014 20:58:47

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Börsen-Zeitung: Frühlingsgefühle, Kommentar zu Euro-Krisenstaaten von

Detlef Fechtner

Frankfurt (ots) - Portugal wird heute eine zehnjährige Anleihe an

den Markt bringen. Die Chancen für eine freundliche Aufnahme stehen

nicht schlecht: Schließlich haben Portugal und Griechenland bereits

mühelos Fünfjährige platziert, ist Irland ein störungsfreier Ausstieg

aus der Rolle als Programmland gelungen, sind die Risikoprämien in

den Keller gesunken. Kurzum: Am Anleihemarkt scheint der Lenz

ausgebrochen zu sein. Die Stimmung ist frühlingshaft und unbesorgt.

Im Vertrauen, dass zur Not gewiss die Europäische Zentralbank

einspringt, haben die Investoren nicht bloß ihre Risikoscheu

abgelegt, sondern agieren gänzlich unbeschwert.

Längst bereitet gerade diese Leichtherzigkeit den

Euro-Rettungsmanagern Stirnrunzeln. Lange haben sie die Investoren

bestärkt, doch wieder Vertrauen in die Eurozone zu fassen. Aber

mittlerweile macht sich bei manchem in der Eurogruppe die Sorge

breit, dass die Märkte nun erneut übertreiben - dieses Mal in anderer

Richtung. Diese Bedenken bestimmen derzeit Diskussionen darüber, ob

sich Portugal in Form eines "clean exit" aus dem Hilfsprogramm

verabschieden soll - oder ob das Land doch ein Sicherheitsnetz in

Form einer präventiven Kreditlinie gespannt lässt. Für beide Optionen

gibt es gute Gründe. Daher ist von schnellen Antworten abzuraten. Und

die Euro-Partner tun gut daran, wenn sie eine sachliche Entscheidung

zulassen, indem sie auf Druck verzichten.

Die Verfechter eines scharfen Schnitts erinnern an Irland. Das

Beispiel beweise, dass Zauderer falschliegen können. Aber Irland ist

nicht Portugal. Dublin verfügte beim Exit über mehr Finanzpuffer.

Zudem befand sich das Land bereits im dritten Jahr des Aufschwungs.

Der irische Frühling war nicht bloß gefühlt.

Ein Argument, das dieser Tage oft in Brüssel zu hören ist, lautet:

Nur ein klarer Ausstieg verschont Portugal vor einer Stigmatisierung

am Markt. Es könne doch nicht sein, dass man Portugal nicht

zubillige, was man im Falle Irlands respektiert habe - nämlich den

Wunsch nach politischer Selbstbestimmung ohne weitere

Troika-Prüfungen. Allein, wer so argumentiert, muss erklären, wie er

im Herbst mit Griechenland umgehen will - und ob er sich dann

abermals, um eine Stigmatisierung zu vermeiden, auf einen Exit ohne

Absicherung einlässt. Denn dass Hellas dann bereits ganz ohne Hilfe

von außen auskommt - oder ohne indirekte Geldgeschenke, wie sie der

Athener Regierung vorschweben - das kann man sich nicht mal im

frühlingshaften Rausch vorstellen. Dazu braucht es schon einen

tiefen, festen Sommernachtstraum.

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