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19.08.2019 20:16:40

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Börsen-Zeitung: Es wird ernst, Kommentar zur Zinsreform von Bernd

Neubacher

Frankfurt (ots) - Der Zwist um die Neuordnung des Kontozugriffs

per 14. September durch die Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 ist

derzeit in aller Munde. Da kann schnell in den Hintergrund geraten,

dass es nicht einmal drei Wochen später mit einem Vorhaben von

ungleich größerer Tragweite ernst wird: der Reform von Eonia, dem

Benchmark-Satz für Übernachtausreichungen.

Am 2. Oktober wird die Berechnungsweise auf jene des Nachfolgers

Estr umgestellt, ab 2022 dann wird Eonia nicht mehr publiziert. Auf

dem Spiel steht bei der Reform letztlich nicht weniger als die

Funktionsfähigkeit des Marktes - was ist schon die Frage des

Kontozugangs durch Drittanbieter im Zahlungsverkehr gegen 22 Bill.

Euro, die allein in Form von Derivatekontrakten am Eonia hängen und

nun auf den künftigen Referenzzinssatz Estr umzustellen sind?

Einen guten Teil des Drucks, der für den Markt und die Banken mit

der Umstellung einhergeht, nahm die EU fraglos im Februar heraus, als

sie die Umsetzungsfrist um zwei Jahre bis Ende 2021 verschob. Eonia

und Estr allein zwischen 2. Oktober und 31. Dezember 2019 parallel zu

publizieren, hätte den Marktteilnehmern wohl zu wenig Zeit gelassen,

die Benchmark zu wechseln, und ohne Not gravierende Risiken

heraufbeschworen. Dass die Reform ungeachtet des Aufschubs bei der

Aufsicht ganz weit oben auf der Agenda steht, zeigen die

Brandbriefe, in denen Behörden allerorten zuletzt von Banken

Übergangspläne und Namen von für den Wechsel zuständigen Managern

angefordert haben.

Im Zuge der Reform, in deren Folge der Übernachtsatz nicht mehr am

Abend des Transaktionstages, sondern erst am Morgen danach feststehen

wird, gibt es noch viele offene Fragen. Eine der wichtigsten versucht

die von der Europäischen Zentralbank initiierte Arbeitsgruppe nun aus

dem Weg zu räumen. Am Montag hat sie die Zentralen Gegenparteien

aufgefordert, den Übergang nicht nur koordiniert, sondern möglichst

schon zum Ende des zweiten Quartals 2020 anzugehen. Wenn Häuser wie

LCH und Eurex Clearing vorangehen, wird der breite Markt folgen,

lautet das Kalkül. Anschließend blieben noch 18 Monate, um etwaige

Probleme bei IT-Anpassungen anzugehen, Verträge mit Gegenparteien neu

zu fassen oder Rechtsrisiken zu eruieren.

Damit die Reform glückt, braucht es allerdings nicht nur das

Entgegenkommen der Zentralen Gegenparteien, sondern vor allem am

Sekundärmarkt Liquidität in dem neuen Referenzzinssatz - und am

Primärmarkt eine Adresse, die sich mit einer großen Emission auf

Estr-Basis an den Markt traut.

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