28.04.2017 20:30:41

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Börsen-Zeitung: Entspannte Investoren, Marktkommentar zu Gold von

Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Seit dem aus Sicht der Marktteilnehmer

vorteilhaften Ausgang der ersten Runde der französischen

Präsidentschaftswahlen hat der Goldpreis ein wenig nachgegeben.

Kletterte er vorher bis auf rund 1290 Dollar, steht er momentan bei

1264 Dollar. Er befindet sich damit wieder auf dem Niveau, das er vor

dem Bekanntwerden von Wahlprognosen hatte, gemäß denen sich in der

ersten Runde der Wahlen mit Jean-Luc Mélenchon und Marine Le Pen zwei

Vertreter von den Rändern des politischen Spektrums hätten

durchsetzen können und marktliberale Kräfte in der zweiten Runde

damit ausschalten.

In diesem Zusammenhang fällt eine interessante Dissonanz zwischen

den Reaktionen der Goldanleger und denen politischer Kommentatoren

auf: Sahen Letztere für den befürchteten Ausgang der ersten Wahlrunde

schon das Ende der europäischen Gemeinschaftswährung und

möglicherweise gar der Europäischen Union kommen, wurden die Gefahren

von Anlegern angesichts der vergleichsweise geringen

Goldpreisveränderung mit einem gewissen Achselzucken quittiert.

Investoren sehen aktuell keinen rechten Anlass, sich verstärkt der

Rolle des gelben Metalls als sicherer Hafen in Krisenzeiten zu

besinnen. Womit sich die Frage stellt, welche Einflussfaktoren

derzeit den Goldpreis bewegen und was dies für die kurz- und

mittelfristige Perspektive des Goldpreises bedeutet.

Im Vergleich zu anderen Anlageklassen ist Gold ein ungewöhnliches

Anlageobjekt. Es hat Eigenschaften einer Währung, da es häufig und

kräftig auf Bewegungen des Dollar reagiert. Mit ihren Goldkäufen und

-verkäufen haben die Notenbanken einen größeren und vor allem

direkteren Einfluss als auf andere Assets. Gold lässt sich aber auch

als ein Industriemetall auffassen, da es vor allem in der

Elektronikbranche eine wichtige Rolle spielt.

Die physische Nachfrage wird zudem vor allem in Ländern wie Indien

und China durch den Bedarf als Schmuck deutlich beeinflusst. Nicht zu

unterschätzen ist mit dem Siegeszug der auf Gold spezialisierten

Exchange Traded Funds (ETF) auch die Nachfrage durch Investoren - und

zwar nicht nur mit Blick auf die Wertsicherungsfunktion des Goldes in

Zeiten politischer Krisen und hoher Inflation. Ins Kalkül fließt auch

ein, dass Gold keine Verzinsung aufweist und die Goldanlage daher

wegen der zu berücksichtigenden Opportunitätskosten auf Veränderungen

des Zinsniveaus reagiert. Diese einzelnen Faktoren wechseln sich als

wichtigste Treiber des Goldpreises im Zeitverlauf ab.

Im Gefolge der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten war es

eindeutig der starke Dollar, der für einen deutlichen Rückgang des

Goldpreises von 1305,69 Dollar am Freitag vor der Trump-Wahl bis auf

ein Tief von weniger als 1130 Dollar per Mitte Dezember sorgte. Zudem

waren mit Blick auf die Trump-Rally Assetklassen wie Aktien

wesentlich attraktiver als Gold. Nach dem Auslaufen der Trump-Rally

war es dann neben der einsetzenden leichten Dollarschwäche das wieder

erwachte Interesse der Investoren, das die Erholung des Goldpreises

herbeiführte. So verzeichneten die ETF Mittelzuflüsse. Außerdem sind

spekulative Investoren an den US-Terminbörsen seit längerem stark mit

Netto-Long-Positionen engagiert.

Ausgehend vom aktuellen Niveau ist zunächst aber kaum mit einem

weiteren Anstieg zu rechnen. Die Analysten von Goldman Sachs halten

es sogar für möglich, dass der Goldpreis binnen drei Monaten auf 1200

Dollar fällt. Sie verweisen auf das solide US-Wirtschaftswachstum,

das es der Notenbank Fed ermöglicht, den Leitzins weiter anzuheben -

was angesichts der Abwesenheit von Inflation die Realzinsen nach oben

treiben wird. Politische Krisen dürften als Stützfaktor keine große

Rolle spielen, da ein endgültiger Wahlsieg des französischen

Börsenlieblings Emmanuel Macron absehbar ist und da im Fall Nordkorea

keines der beiden beteiligten Länder ein Interesse an einem heißen

Krieg hat. Andererseits wird ein möglicher Rückgang des Goldpreises

aber nicht allzu ausgeprägt sein, da das Edelmetall mit Blick auf die

überall immer noch sehr niedrigen Zinsen gut unterstützt erscheint.

Längerfristig sieht es nach einem steigenden Goldpreis aus. Trumps

Pläne umfangreicher Steuersenkungen bei einem gleichzeitigen

Aufdrehen der Geldhähne für die Rüstung werden längerfristig für eine

starke Ausweitung des US-Haushaltsdefizits sorgen und die Inflation

nach oben treiben. Inflationserwartungen sind schon immer neben dem

Dollar-Kurs der wichtigste Einflussfaktor auf den Goldpreis gewesen.

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