12.03.2018 20:46:40
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Börsen-Zeitung: Elektrisierte Republik - Kommentar zur Zerschlagung
der RWE-Tochter Innogy von Christoph Ruhkamp.
Frankfurt (ots) - Noch vor zwei Jahren lautete die Faustformel für
Deutschlands Energiebranche: Aus zwei mach vier. Als Eon und RWE die
Töchter Innogy und Uniper abspalteten, entstanden zwei
Stromnetzbetreiber und zwei Kraftwerkskonzerne. Jetzt kommt - viel
schneller als von den meisten erwartet - die nächste Neuordnung: Aus
drei mach zwei. Der größte Teil des deutschen Stromverteilnetzes und
des Vertriebs landet bei Eon. Dagegen bündelt RWE den größten Teil
der deutschen Stromerzeugung unter einem Dach und kann perspektivisch
das auslaufende Geschäft mit Atomkraft und Braunkohle durch Ökostrom
ersetzen. An welchen Stellen dieses Investmentbanker-Deals die
Kartellwächter Einwände erheben werden, ist noch offen. Im ohnehin
regulierten Monopol der Netze gibt es keine Probleme. Aber es wird
solche Einwände geben - mindestens in Großbritannien, wo sich die
Zahl der Konkurrenten auf vier reduziert.
Gewinner des Deals wären die Aktionäre. Die Kurse aller drei
Konzerne schnellten am Montag nach Bekanntwerden der Pläne in die
Höhe. Verwunderlich ist das nicht. Bei allen verwirrenden Details
leuchtet die Logik der Zerschlagung unmittelbar ein: Sowohl Eon als
auch RWE erzielen durch die Neuordnung und Bündelung der Geschäfte
erhebliche Größenvorteile und kommen wieder auf Augenhöhe zu
europäischen Rivalen wie Enel, Engie oder Iberdrola. Diese hatten Eon
und RWE in den Jahren der Energiewende und des Atomausstiegs
vorübergehend abgehängt, müssen jetzt aber wieder mit starken
Konkurrenten aus Deutschland rechnen.
Zu den großen Verlierern werden wohl die 40000 Beschäftigten von
Innogy werden. Wenn Eon tatsächlich rund 700 Mill. Euro an jährlicher
Ersparnis erzielen will, kann es nicht das nicht ohne den Abbau
Tausender Stellen abgehen - 5000 werden in ersten Berechnungen
genannt. Dass alle drei Konzerne ihren Sitz in Essen haben, macht
Stellenabbau in der Verwaltung umso einfacher. Insofern überrascht
auch die achselzuckende Billigung, mit der weite Teile der Politik
und selbst der Gewerkschaften bisher die Zerschlagung zur Kenntnis
nehmen.
Offenbar wird in der Politik, die in die Pläne vorab eingeweiht
sein dürfte, die Chance höher gewertet, wieder schlagkräftige Player
auf dem deutschen und europäischen Energiemarkt zu bekommen, als das
Risiko einer Wettbewerbsbeschränkung durch zwei den Markt
dominierende Unternehmen. Sollte dieses Risiko eintreten, dann könnte
es neben den Beschäftigten auch noch die Stromverbraucher als
Verlierer treffen, weil sie höhere Strompreise zahlen müssten.
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