22.10.2019 20:30:41

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Börsen-Zeitung: Die große Preisfrage, Kommentar zum Mobilfunkkonzern

Sunrise von Heidi Rohde

Frankfurt (ots) - Hoch gepokert und verloren - das ist das

Ergebnis für den Schweizer Mobilfunkanbieter Sunrise und seinen

Deal-Partner Liberty Global im Ringen um die UPC-Transaktion. Sunrise

verliert mehr als ihr Gesicht, nämlich 50 Mill. sfr, die als

Vertragsstrafe fällig werden, wenn die Übernahme formal abgeblasen

wird. Dies ist wohl nur eine Frage kurzer Zeit, nachdem Sunrise-Chef

Olaf Swantee den Deal für "tot" erklärt hat. Damit halten sich

allerdings die Verluste in Grenzen, denn das solide laufende

Kerngeschäft wird nicht unmittelbar darunter leiden, dass eine -

teuer erkaufte - strategische Neuaufstellung als vollintegriertes

Telekomunternehmen mit Mobilfunk- und Festnetzinfrastruktur zunächst

unterbleibt.

Für Liberty ist die Perspektive indes weit unerfreulicher. Denn

UPC war schon bisher im Alleingang mäßig erfolgreich, im Gegensatz zu

Sunrise. Die jüngsten operativen Verbesserungen waren auch nicht

ausreichend, um aus der kleinen Kabelgesellschaft mit rund 1 Million

Kunden ein Objekt der Begierde zu machen. Jedenfalls hat der einzig

naheliegende alternative Käufer, die zum Imperium des Franzosen

Xavier Niel gehörende Salt, bisher kein erkennbares Interesse

gezeigt.

Niel schickt sich überdies gerade an, mit seiner mehrheitlich

kontrollierten Beteiligung Eir den irischen Mobilfunkmarkt mit einer

Tiefpreisoffensive zu überziehen, wie er es zuvor in Italien und

Frankreich gemacht hatte. Für diese Feldzüge nimmt der umtriebige

Unternehmer stets viel Geld in die Hand. Damit ist einmal mehr

unwahrscheinlich, dass er gleichzeitig geneigt ist, Milliarden in der

Schweiz auszugeben.

Ein dritter potenzieller Käufer für UPC ist nicht ohne Weiteres in

Sicht. Und wer kein Geschäft in der Schweiz hat und UPC daher nicht

im Zuge einer Konvergenz-Strategie von Mobilfunk und Festnetz

erwerben könnte, würde den Preis mit Sicherheit deutlich niedriger

ansetzen. Nahezu alle Kabeltransaktionen jüngeren Datums waren von

dieser Logik getrieben, die zu entsprechend lukrativen

Bewertungsmaßstäben führten.

Sollten die Alternativen für Liberty zu unattraktiv sein, ist

daher nicht auszuschließen, dass der Kabelriese und Sunrise nach

einer Schamfrist doch noch einen neuen Anlauf zum Schulterschluss

machen. Wie der Großaktionär Freenet, der zuvor eigentlich selbst

einen Verkauf der Schweizer Beteiligung geplant hatte, dabei

geschickter eingebunden werden kann, sollte für alle Beteiligten

letztlich doch nur eine große Preisfrage sein.

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