03.11.2017 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Der Dax hebt ab, Marktkommentar von Christopher

Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Die Aktienmärkte sind in eine neue Phase

eingetreten. War ihre Aufwärtsbewegung zuvor noch relativ verhalten,

geben sie seit Ende August Gas.

In allen drei Zeitzonen haben führende Indizes Rekordhöhen

erreicht, der japanische Nikkei ist auf den höchsten Stand seit dem

Jahr 1996 gestiegen. Getrieben wird die Hausse von robusten

Konjunkturdaten und Unternehmensgewinnen. Das zieht Investoren gerade

in einem Umfeld niedriger Zinsen und dadurch mangelnder

Anlagealternativen an. Zudem erhöht sich mit zunehmenden Kursgewinnen

auch der Performance-Druck auf Anleger, die sich bislang an den

Aktienmärkten zurückgehalten haben.

Vielfältige weitere Impulse kommen hinzu. So ist die

Trump-Fantasie zurück, seit der US-Präsident die Steuerreformpläne

vorantreibt. Die Europäische Zentralbank hat deutlich gemacht, dass

ihre Geldpolitik auch nach der Senkung ihrer monatlichen

Anleihekaufvolumina noch lange ultraexpansiv bleibt. In Japan besteht

seit dem Wahlsieg von Premierminister Abe die Gewissheit, dass seine

Konjunkturimpulse setzende, "Abenomics" genannte Wirtschaftspolitik

fortgesetzt wird. In Indien sprang der Hauptindex auf ein Rekordhoch,

nachdem staatliche Banken rekapitalisiert worden waren und die

Regierung ein umfangreiches Infrastrukturinvestitionsprogramm

angekündigt hatte.

Die Börsen-Rally hat sich nicht nur verstärkt. Sie wird auch

zunehmend synchron. Unter anderem hat der Aufschwung nun auch den

lange Zeit unter dem stärkeren Euro leidenden Dax erfasst. Der Index,

der sich im Oktober wochenlang schwergetan hatte, die Schwelle von

13.000 Zählern zu überwinden, hat mit der Marke von 13.500 Punkten

kurzen Prozess gemacht. Am Freitag erreichte er ein Rekordhoch von

13.505 Zählern. Seine Gewinne seit Jahresanfang summieren sich auf

17,4 Prozent.

Der Index könnte durchaus seine prächtige Bilanz, was die

Performance im vierten Quartal trifft ausbauen. Seit 1988 hat er nur

dreimal in den letzten drei Monaten Jahre schwach tendiert. Im

Durchschnitt hat der Index in den drei letzten Monaten um 8 Prozent

zugelegt. Im laufenden Schlussquartal konnten Dax-Investoren bislang

einen Ertrag von 5,1 Prozent einfahren.

Allerdings gibt es einen Haken. Bis zum Sommer konnte angesichts

der eher gemächlichen Gangart der Aufwärtsbewegung und der durchaus

nicht euphorischen Stimmungslage für Aktien auch ins Feld geführt

werden, dass es kaum Anzeichen eines bedenklichen und auf

Rückschlagrisiken hindeutenden Überschwangs gebe. Das könnte sich nun

ändern, vor allem, wenn die Aktienmärkte in den nächsten Wochen mit

dem gleichen Tempo zulegen würden.

Zudem gehen, was die Bewertungen betrifft, zunehmend Warnlampen

an. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Dax auf Basis der

Konsensgewinnschätzungen für das Jahr 2017 hat nun die Marke von 15

erreicht und liegt damit deutlich über seinem Zehnjahresdurchschnitt.

Zu Jahresbeginn lag es noch bei 13,4, was anzeigt, dass trotz der

positiven Gewinndynamik die Kurse immer noch stärker steigen als die

Unternehmensgewinne. Das KGV für das Jahr 2018 hat sich seit dem

Jahresauftakt von 12,3 auf nahezu 14 erhöht.

Damit kann jedoch nicht mehr konstatiert werden als eine erhöhte

Anfälligkeit für negative Überraschungen. Das deutlich aufgehellte

Konjunktur- und Profitabilitätsbild ist nun in den Kursen

berücksichtigt. Allein das wird aber nicht zwangsläufig einen Marsch

des Dax auf die Schwelle von 14.000 verhindern. Schon gar nicht ist

unter den gegenwärtigen Vorzeichen eine heftige Korrektur in

absehbarer Zeit unausweichlich.

Der Aktienmarkt ist nach wie vor meilenweit von einem Zustand der

auch die Massen erfassenden Euphorie wie zur Jahrtausendwende

entfernt. Das Gleiche gilt für die Bewertungen - und zwar auch in der

Internet- bzw. Technologiebranche. Die sogenannten FAANG-Aktien -

dahinter verbergen sich Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Alphabet

(Google) - sind zwar extrem hoch bewertet. Im Gegensatz zu vielen

während der Dotcom-Blase gehypten Titel haben sie funktionierende

Geschäftsmodelle uns sprudelnde Einnahmen.

Dennoch wird es - gerade unter dem Aspekt langfristig erwartbarer

Anlageerträge - Zeit, Aktien kritischer zu betrachten, als dies noch

vor einem Jahr der Fall war. Eine Bewertungskennzahl befindet sich im

Übrigen bereits auf Dotcom-Blasen-Niveau, wie die Helaba am Freitag

in ihrem Ausblick anmerkte. Das Kurs-Cash-flow-Verhältnis des

deutschen Aktienmarkts hat mit 8,4 den Spitzenwert aus dem Jahr 2000

erreicht.

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