15.03.2016 20:28:40

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Börsen-Zeitung: Den Kunden beißen die Hunde, Kommentar zu den

Sparkassen von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Danke, EZB! Als Sparer bekommt man wegen der von

den Euro-Hütern vorgegebenen Null- und Negativzinsen zumeist keinen

Ertrag mehr; gewerbliche Einleger mit größeren Beträgen werden sogar

auch von Sparkassen immer öfter zur Kasse gebeten. "Verwahrgebühren"

heißt das bei den Öffentlich-Rechtlichen, die ihren Kunden nun die

zweite Rate auf die von der Zentralbank ausgestellte Rechnung

abverlangen wollen: "verursachungsgerechtere Preise" in Form höherer

Kontoführungs- und anderer Entgelte. Wobei der Terminus nicht

wirklich trifft, denn wenn der Zwang, neue Ertragsquellen zu

erschließen, Folge der verheerenden Geldpolitik ist, wie es nicht nur

die Sparkassen sehen, dann ist ja gerade nicht der Kunde Verursacher

der Kalamitäten. Er wird nur dafür bestraft.

Da ist er in guter Gesellschaft mit den Beschäftigten. "Danke,

EZB", können auch die sagen. 6427 von gut 240.000 Stellen bei den

Sparkassen wurden im vorigen Jahr über die Fluktuation eingespart,

und dieser Trend wird erklärtermaßen anhalten. Wiewohl es noch mehr

Ursachen für den Umbruch der Branche gibt wie nicht zuletzt die

Digitalisierung und das veränderte Kundenverhalten: Auch hier liegt

der Kausalzusammenhang mit dem Zinsumfeld nahe, sind doch

Kostensenkungen ein probates Mittel gegen den Ertragsdruck, das die

Aufsicht dem Gewerbe regelmäßig empfiehlt.

Das ungefähr ist es, was Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon als

"kafkaeske" Situation beschreibt, der sich seine Gruppe (ebenso wie

Wettbewerber) ausgesetzt sieht. Erst bringen die Notenbanker mit

ihrer abenteuerlichen Politik, die ja obendrein im Wege von

Anleihenkäufen zu massiven Marktverwerfungen führt, die Branche in

die Bredouille, dann setzen sie sich den Hut der Bankenaufseher auf

und geben den Instituten kluge Ratschläge, wie diese versuchen

sollen, sich aus dem Schlamassel zu befreien. Den Letzten beißen dann

die Hunde, und das ist eben der Kunde.

Wenn die "Roten" jetzt Preiserhöhungen und weitere Kostenmaßnahmen

wie Filialschließungen ankündigen, liegt das also nicht daran, dass

sie den Reiz der Profitmaximierung entdeckt und nur darauf gewartet

hätten, dass die EZB ihnen ein Alibi liefert. Sie bringen ihre Kunden

in Not, indem sie auf die von der Geldpolitik ausgelösten eigenen

Nöte reagieren. Dass die 409 Sparkassen unterm Strich zuletzt erneut

2 Mrd. Euro verdient haben, kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie

der Ergebnistrend verläuft: nach unten. Denn es wird sich kaum

wiederholen lassen, dass - wie erstmals 2015 - netto

Kreditrisikovorsorge aufgelöst werden kann.

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