13.06.2014 21:16:47

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Börsen-Zeitung: Das Kreuz mit den Gewinnen, Marktkommentar von

Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Eine Verschnaufpause nach den zurückliegenden

Avancen hat dem Aktienmarkt gewiss nicht schaden können. In der

abgelaufenen Woche gab es aber auch handfeste Gründe für die

Marktteilnehmer, nach dem Anstieg über die Schwelle von 10.000

Punkten im Dax erst einmal einen Gang zurückzuschalten. Kaum schien

mit dem Ukraine-Konflikt ein geopolitisches Störfeuer sich gerade zu

entschärfen, trat ein Neues und völlig Unerwartetes in Form des

Vormarsches islamistischer Extremisten im Irak als "Nachfolger" an.

Derzeit ist noch nicht absehbar, welche Ausmaße dieses Problem

annehmen wird, was es für die Märkte bedeuten kann und wie lange es

dauern wird, bis es aus Sicht der Märkte seinen Schrecken verliert.

Mindestens ebenso gravierend war, dass sich die Grundproblematik

des Aktienmarktes eindrucksvoll wieder in Erinnerung brachte. Seit

rund zwei Jahren treten die Unternehmensgewinne auf der Stelle, die

Konsensschätzungen befinden sich nach wie vor im Abwärtstrend. Das

hat bei gleichzeitig aufgrund der Liquiditäts- und Niedrigzinsimpulse

stark steigenden Kursen zur Folge, dass sich die Bewertungen spürbar

erhöhen. So hat sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der

Konsensprognosen für das Jahr 2014 der Marke von 14 angenähert. Die

KGV-Bewertung befindet sich am oberen Rand ihrer Spanne der

zurückliegenden zehn Jahre, wie die Helaba in ihrem jüngsten

Aktienmarktkommentar betont.

Kein Wunder, dass die Marktteilnehmer am Mittwoch so empfindlich

reagierten, als die Lufthansa ihre Ergebnisziele kräftig

zusammenstrich, für das Jahr 2015 von 2,65 auf 2 Mrd. Euro. Um mehr

als 14% rauschte die Aktie allein am Mittwoch in die Tiefe. Auch an

den beiden Folgetagen war die Aktie mit Einbußen von 1,3% und 3,5%

Schlusslicht des Index, gedrückt von einem wahren Hagelschauer von

Zurückstufungen und Kurszielsenkungen. Muss die erhoffte Wende in der

Dax-Gewinnentwicklung abermals nach hinten verschoben werden? Und was

würde das für den Aktienmarkt bedeuten?

"Mit dem zwischenzeitlichen Überschreiten der Marke von 10.000

Punkten hat der Dax zwar eine eindrucksvolle Kursperformance

hingelegt, allerdings macht zunehmend Sorge, dass die

Unternehmensgewinne schon seit geraumer Zeit nicht mehr Schritt

halten konnten mit dem Kursanstieg", so die DZ Bank. Dies führe zu im

historischen Vergleich zunehmend anspruchsvollen

Bewertungsrelationen. Zwar sehe die Betrachtung auf Basis der für das

nächste Jahr geschätzten Unternehmensdaten noch nicht dramatisch aus,

weil die meisten Kennzahlen noch im Rahmen rangierten. Jedoch müssten

diese Schätzungen erst einmal erreicht werden. Sie lägen aktuell 25%

oberhalb der letzten realisierten Zahlen aus dem Jahr 2013. Seit 2010

sei es den Dax-Unternehmen in der Summe nicht gelungen, einen

nennenswerten Zuwachs der Ergebnisse je Aktie zu realisieren. "Sollte

sich dieser Trend fortsetzen, würden sich die Bewertungsparameter

ohne weiteren Kursanstieg um ein Viertel ausweiten". Allerdings geht

das Institut von einem Gewinnzuwachs in diesem Jahr aus. Dem Dax

traut es aber auch für diesen Fall nur noch einen Anstieg auf 10.200

Punkten per Jahresende zu.

Skeptischer ist die Helaba. Sie erwartet den Dax zum Ultimo nur

bei 8.900 Zählern. "In den letzten Wochen haben Aktien in erster

Linie die lockere Geldpolitik der EZB gefeiert. Inzwischen hat sich

jedoch eine gefährliche Mischung aus extremer Gelassenheit der

Anleger, technischer Überhitzung und hoher Bewertung zusammengebraut,

die für Kursrückschläge sorgen könnte." Jenseits des Dauerthemas

"Anlagenotstand" spreche nicht mehr allzu viel für Aktien. Die

Konjunkturerholung sei bereits abgefeiert, die Wirtschaftsdaten in

den Industrieländern seien zuletzt eher hinter den Erwartungen

zurückgeblieben. Auch die Unternehmensgewinne entwickelten sich

weniger günstig als von vielen Marktteilnehmern erwartet. Bei den

durchschnittlichen Schätzungen für die kommenden zwölf Monate

überwögen weiter die negativen Revisionen.

Betrachtet man zudem neben dem KGV weitere wichtige Kennziffern

wie das Kurs-Cashflow-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis und

die Dividendenrendite, seien deutsche Standardwerte inzwischen höher

bewertet als in früheren Zyklen. Damit bestehe aus fundamentaler

Sicht kaum Spielraum für nachhaltig höhere Notierungen. Kurzfristige

Übertreibungen seien zwar durchaus möglich, das

Chance-Risiko-Verhältnis sei inzwischen allerdings ausgesprochen

ungünstig. Das Institut empfiehlt, antizyklisch Aktienpositionen

abzubauen.

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