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16.01.2017 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Bye bye Nafta, Kommentar zum Freihandel unter Trump

von Sebastian Schmid

Frankfurt (ots) - Die "Freihandelsabkommen vernichten

amerikanische Arbeitsplätze", heizt ein knapp 70-Jähriger einer

Ansammlung von US-Wählern in Reading (Pennsylvania) ein - darunter

"260 Nafta-Opfer". Der knapp 70-Jährige ist jedoch nicht Donald

Trump, und es ist auch keine Szene des Präsidentschaftswahlkampfs

2016. Das genannte Zitat stammt aus dem Jahr 2008 und ist von James

P. Hoffa, Chef der Gewerkschaft Teamsters. Damals überboten sich

Barack Obama und Hillary Clinton im Vorwahlkampf der Demokraten mit

Kritik am Nordamerikanischen Freihandelsabkommen Nafta, das unter

Clintons Ehemann in den Neunzigern verabschiedet worden war.

Binnen 100 Tagen, versprach Hillary Clinton im Vorwahlkampf, werde

Nafta neu verhandelt. Obama kündigte seinerzeit knallharte Umwelt-

und Arbeitsrechtsstandards für Mexiko an. Was ist daraus geworden?

Reichlich wenig. Denn als sich die Finanzkrise zuspitzte, die in der

Lehman-Brothers-Pleite gipfelte, verstummte die Kritik am verhassten

Freihandelsabkommen, weil ganz andere Themen nach oben drängten.

Diese langjährige Ruhe um Nafta hat offenbar viele Unternehmen -

darunter die nun bass erstaunten Autobauer - in falsche Sicherheit

gewogen. Der designierte Präsident Trump ist derweil weiterhin als

populistischer Vermarkter seiner selbst unterwegs, und Nafta erweist

sich als dankbares Ziel, auf das die aufgestaute Wut der Amerikaner

gelenkt werden kann. Keilt Trump gegen Nafta, rennt er in der Heimat

längst geöffnete Türen ein.

Seine gestrige Ankündigung eines Einfuhrzolls mexikanischer Waren

in Höhe des US-Körperschaftsteuersatzes von 35 Prozent mag

willkürlich erscheinen. Die Botschaft indes ist klar: Trump will

Nafta - und damit den Freihandel zwischen den USA und Mexiko -

stutzen. Und dieses Projekt könnte er recht zügig in Angriff nehmen.

Ein halbes Jahr dauert es von der schriftlichen, einseitigen

Aufkündigung durch die USA bis zum Abschied aus dem Handelsvertrag.

Verglichen mit den zähen Brexit-Debatten ist das geradezu rasant.

Gut möglich, dass Trumps Regierung kündigt, nur um eine

Neuverhandlung in Gang zu setzen. Die Verhandlungsposition der

Amerikaner wäre dabei extrem stark: 80 Prozent von Mexikos Exporten

gehen in die USA. Die Aufkündigung entspräche fast einem Abschied mit

Ansage. Zwar wäre es das erste gekündigte US-Handelsabkommen binnen

150 Jahren. Trump hat indes mehrfach gezeigt, dass er sich nicht

scheut, mit Traditionen zu brechen. "Bye Bye Nafta" könnte es

schneller heißen als gedacht.

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