Bitcoin - US-Dollar - Kurs (BTC - USD)
20.05.2022 20:29:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Bitcoin vor hartem Kampf, Marktkommentar von Alex Wehnert
Bitcoin vor hartem Kampf, Marktkommentar von Alex Wehnert
Frankfurt (ots) - Nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen ist am Kryptomarkt
eine trügerische Ruhe eingekehrt. So kletterte die führende Cyberdevise Bitcoin
nach ihrem jüngsten Rücksetzer auf knapp 26000 Dollar - was den niedrigsten
Stand seit Ende 2020 bedeutete - gegen Ende der Handelswoche zwar zeitweise
wieder über die Marke von 30000 Dollar. Doch unter den Teilnehmern an den
internationalen Finanzmärkten hält sich angesichts der geopolitischen und
makroökonomischen Unsicherheit eine hartnäckige Risikoscheu, was insbesondere
die Aussichten für Kryptowährungen trübt. Denn dass Cyberdevisen ein äußerst
riskantes Investment darstellen, hat der Kollaps des Stablecoins TerraUSD (UST)
den Anlegern erneut vor Augen geführt.
UST sollte Wertstabilität gewährleisten, verlor die Bindung zum Dollar aber
völlig. Weil die Organisation hinter dem Stablecoin große Bitcoin-Reserven hält
und diese anzapfen musste, um dem eigenen System Liquidität zuzuführen, geriet
auch die führende Kryptowährung unter Druck. Inzwischen hat die Gesellschaft
einen Wiederaufbauplan für den Betrieb ihrer Blockchain vorgelegt, in dessen
Zuge UST wohl begraben werden soll.
Bei Investoren ist indes die Sorge entstanden, dass es auch bei weiteren auf
Wertstabilität ausgelegten Token zu Verwerfungen und somit schließlich zu einem
Crash des Gesamtmarkts für digitale Assets kommen könnte. Denn Anleger nutzen
Stablecoins, um Gewinne aus dem Kryptohandel abzusichern, ohne von der Sphäre
der Cyberdevisen in die Welt der Fiat-Währungen wechseln zu müssen. In der Folge
kommt der führende Stablecoin Tether auf tägliche Handelsvolumen, die jene von
Bitcoin weit übersteigen. Die wertstabilen Token sind also durchaus
systemrelevant für das Digital-Assets-Segment.
In diesem Zusammenhang ist gerade der enorme Investorenansturm am Kryptomarkt
zum Problem geworden. Allein 2021 ist laut dem Vermögensverwalter Wisdom Tree
mehr Risikokapital in neue Protokolle und dezentralisierte Anwendungen geflossen
als in den vorangegangenen sechs Jahren zusammen.
Diese neuen Technologien und die Unternehmen dahinter hätten sich aber noch nie
in einer extrem feindlichen Umgebung bewähren müssen. Aufgrund ihrer mangelnden
Resilienz sind sie also anfälliger für Fehlschläge als etablierte Systeme. Und
eben weil das Digital-Asset-Segment so stark gewachsen ist, nehmen auch die
Marktverwerfungen beständig größere Ausmaße an.
Für vermeintlich gefestigte Krypto-Assets wie Bitcoin hat sich der Einstieg
breiterer Anlegergruppen aber auch als direkte Belastung herausgestellt. Denn
institutionelle Investoren handeln im Gegensatz zu den Krypto-Händlern der
ersten Stunde nicht ideologisch, sondern passen ihre Positionen entsprechend der
Risikoneigung an. Dies wird derzeit an der Chicago Mercantile Exchange (CME)
sichtbar. So ist das Open Interest in Bitcoin-Long-Futures an der weltgrößten
Terminbörse, das als Indikator für das institutionelle Engagement gilt, zuletzt
scharf zurückgegangen. Für die Kategorie der Assetmanager betrug es Mitte April
gemäß einer Auswertung von Berichten der Commodities Futures Trading Commission
durch den Datenanbieter The Block 1,3 Mrd. Dollar. Am 10. Mai - also dem Tag, an
dem der UST-Crash ins Rollen kam - belief es sich noch auf 890 Mill. Dollar.
Im historischen Vergleich fällt dieser Wert aber enorm hoch aus. Damit besteht
für die kommenden Wochen und Monate durchaus noch Rückschlaggefahr, wenn sich
das Anlegersentiment angesichts stark eingetrübter Konjunkturaussichten und der
restriktiveren Geldpolitik weiter verschlechtert. Hinzu kommen dürfte ein
verschärfter regulatorischer Fokus in Reaktion auf den jüngsten
Stablecoin-Crash, wie er sich bereits in Großbritannien abzeichnet. Der
eingeschworenen Gemeinschaft der Krypto-Enthusiasten, die von Cyberdevisen als
Währung der Zukunft überzeugt sind und die Kurse immer wieder zu stützen suchen,
dürfte also ein harter Kampf bevorstehen.
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