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13.01.2017 20:07:56

Ostthüringer Zeitung: Jörg Riebartsch kommentiert: Großprojekte - wenn die Kosten laufen lernen

Gera (ots) - Von Jörg Riebartsch

Endlich mal ein Großprojekt verwirklicht: In dieser Woche wurde die Elbphilharmonie in Hamburg eröffnet. Viel später als beabsichtigt. Viel teurer als geplant. In ein paar Jahren wird nur noch die Freude überwiegen, dass eine Stadt in Deutschland sich ein solch herausragendes Projekt leisten kann.

Bei anderen Projekten muss man sich die Frage stellen, ob es irgendwann überhaupt einen Fertigstellungstermin geben wird. Das schönste Beispiel ist der geplante neue Berliner Großflughafen, dessen Eröffnung bereits so oft verschoben wurde, dass man nicht mehr in Erinnerung hat, wie oft schon und wie oft noch.

Deutsche Auftraggeber tun sich schwer mit Großprojekten. Nicht nur unterschätzen sie Bau- und Einrichtungszeiten. Auch die Kosten laufen so gut wie immer davon. Bauprojekte, Arbeiten zur Infrastruktur oder auch Einrichtungen, um Energie zu erzeugen, werden in Deutschland im Schnitt 73 Prozent teurer als geplant. Unfassbar. Wer erinnert sich beispielsweise noch an die Maut für Lastkraftwagen, die elektronisch an Autobahnen erfasst wird? Das System funktioniert bereits seit einigen Jahren. Aber es hat unvorstellbare 6,9 Milliarden Euro mehr gekostet als vorgesehen.

Was sind die Gründe dafür? Insbesondere bei Behörden, ob in Bund, Ländern oder in Kommunen, herrschen oft zu wenig Kenntnisse von tatsächlichen Erfordernissen in den Ausschreibungen, so dass diese von Preisen ausgehen, die außerhalb der Amtsstuben im Leben nicht zu verwirklichen sind. Risiken werden systematisch unterschätzt. Vorteile werden maßlos überschätzt. Unerfahrene Planer wagen sich an Projekte, mit denen Neuland betreten wird. Bei herkömmlichen Aufträgen ist häufig die Kostenkontrolle unzureichend. Hier fehlt es an Anreizen für die Planer, die ursprünglich freigegebenen Ausgaben auch einzuhalten.

Eine andere Methode wäre, die Finger von Projekten zu lassen, die noch nie getestet wurden. Dann gäbe es aber keine Elbphilharmonie. Und Deutschland wäre um eine wirkliche Errungenschaft ärmer.

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