29.11.2014 12:07:31
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Ölpreissturz trocknet Inflation in der Eurozone aus
Naturgemäß steigen damit die Erwartungen, dass die Europäische Zentralbank ihre Wertpapierkäufe ausdehnen wird. Vizepräsident Vitor Constancio erklärte diese Woche, dass die EZB schon im ersten Quartal 2015 auch den Kauf von Staatsanleihen in Betracht ziehen könnte.
Allerdings war die Inflation abseits der Energiepreise in den vergangenen sechs Monaten überwiegend stabil, zumindest im Vergleich zu den kräftigeren Rückgängen in den Jahren 2012 und 2013. Die Kerninflation, bei dessen Berechnung die Preise für Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert werden, lag im November mit 0,7 Prozent nur knapp unter ihrem Sechsmonatsdurchschnitt von 0,8 Prozent.
Das gleiche gilt für die Preisentwicklung von Dienstleistungen: Hier ging es im November um 1,1 Prozent nach oben, der Sechsmonatsdurchschnitt beträgt hier 1,2 Prozent. Und die Preise von Industriegütern bewegten sich zuletzt nicht, während sie Sechsmonatsdurchschnitt 0,1 Prozent zulegten.
Die EZB muss sich weiter um Inflation und Inflationserwartungen sorgen. Die niedrigeren Ölpreise bergen das Risiko, dass das breite Inflationsmaß kurzfristig auf Null oder darunter fällt. Allerdings hat sich der Konjunkturausblick für die Eurozone wegen des billigeren Nordseeöls - der Preis für die Sorte Brent ist in diesem Jahr um 27 Prozent gefallen - aufgehellt. Das gilt umso mehr, wenn man einen Zusammenhang mit dem gebesserten Indikatoren für Geschäftsklima und Verbrauchervertrauen sowie den nachlassenden Kreditbeschränkungen herstellt.
Auch die Erwartungen scheinen von den Ölpreisen dominiert zu werden. Der sogenannte 5-Jahre/5-Jahre-Inflations-Swap - ein Maß für die langfristigen Erwartungen, den die EZB genau beobachtet - ist im Gleichschritt mit dem Ölpreis gefallen, merken die Analysten der RBS an.
Das wirft die Frage auf, was passieren würde, wenn sich die Ölpreise erhöhen - und sei es vergleichsweise moderat. Wenn die Inflationserwartungen vor allem durch den Ölpreis getrieben sind, was sowohl für die Verbraucher als auch die Märkte zutreffen könnte, weil häufig gekaufte Güter wie Treibstoff einen größeren Einfluss auf die gefühlte Inflation haben, könnte eine Erholung das Bild in der Eurozone schnell ändern.
Höhere Ölpreise mögen im Moment abwegig erscheinen. Das versetzt die EZB in eine Situation, in der die disinflationäre Wirkung der Ölpreise den stimulierenden Effekten für das Wachstum entgegensteht. Letztlich könnte das Öl die EZB doch in Richtung der Staatsanleihekäufe drängen, die sie so offensichtlich zu vermeiden sucht.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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November 29, 2014 05:37 ET (10:37 GMT)
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