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Anhaltender Abschwung 19.01.2023 23:48:00

Ökonom glaubt USA könnten Rezession vermeiden - Warnung vor deutlicher Verlangsamung 2023

Ökonom glaubt USA könnten Rezession vermeiden - Warnung vor deutlicher Verlangsamung 2023

• Moody’s Analytics-Chefökonom: USA könnten Rezession vermeiden
• Mark Zandi warnt dennoch vor deutlicher Verlangsamung in diesem Jahr
• Sich selbst erfüllende Prophezeiung größtes Risiko für Rezession


Mark Zandi, Chefökonom von Moody’s Analytics warnt in einem Ausblick, über den MarketWatch berichtet: Selbst wenn die USA eine Rezession vermeiden können, sei mit einer deutlichen Verlangsamung in diesem Jahr zu rechnen, die vermutlich nicht vor kommendem Jahr nachlassen dürfte. Zandi fand für diesen anhaltenden Abschwung sogar einen neuen Begriff - er sprach von einer "Slowcession".

Moody’s Analytics-Chefökonom warnt vor "Slowcession"

Während die Mehrheit der Wall Street-Experten glaube, dass die US-Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte in eine kurze Rezession eintreten wird, diese aber vor dem Jahresende bereits wieder vorbei sein wird, geht Mark Zandi laut MarketWatch davon aus, dass unter anderem ein starker US-Arbeitsmarkt dazu beitragen dürfte, eine Rezession zu vermeiden. "Es besteht kein Zweifel, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr Probleme haben wird, da die Fed daran arbeitet, die hohe Inflation einzudämmen, aber die Basisaussichten gehen davon aus, dass die Fed dies erreichen kann, ohne eine Rezession auszulösen", so Zandi.

Der Moody’s Analytics-Chefökonom erwarte, dass das US-Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr in allen vier Quartalen im Jahresvergleich um etwa ein Prozent oder weniger wachsen wird - im dritten Quartal 2023 dürfte es mit 0,8 Prozent seinen Tiefpunkt erreichen. Anschließend dürfte die BIP-Wachstumsrate laut Zandi und seinem Team bis zum dritten Quartal 2024 nicht über zwei Prozent liegen.

Zandi rechne mit erheblichen wirtschaftlichen Schmerzen, erwarte aber, dass diese über einen längeren Zeitraum eintreten werden, wodurch Verbraucher und Anleger besser damit umgehen könnten. Doch auch wenn eine Rezession vermieden werde, könnten die Verbraucher laut Zandi fallende Vermögens- und Eigenheimpreise zu spüren bekommen.

Größtes Risiko für Rezession: Sich selbst erfüllende Prophezeiung

Die mittlere Prognose einer Umfrage des Wall Street Journal ergab laut MarketWatch, dass Ökonomen eine Wahrscheinlichkeit von etwa 65 Prozent sehen, dass die US-Wirtschaft in diesem Jahr in eine Rezession abgleiten wird. Auch wenn Moody’s Analytics-Chefökonom Zandi, ebenso wie auch Börsenexperte Jim Cramer, glaubt, dass eine Rezession vermieden werden kann, sieht er das größte Risiko darin, dass eine Rezession zu einer "sich selbst erfüllenden Prophezeiung" werden könnte, da Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben drosselten, um ihre Ersparnisse zu stützen, während sie sich auf turbulente Zeiten vorbereiten.

Derzeit gibt es sowohl positive als auch negative Nachrichten. So zeigen auf der einen Seite die in den letzten Monaten veröffentlichten Inflationsdaten, dass der Preisdruck bereits nachgelassen hat. Dies bedeute, dass die Geldpolitik der Fed "fast mit den aktuellen Wirtschafts- und Finanzmarktbedingungen Schritt gehalten hat. Die Reaktionsfunktion deutet darauf hin, dass der Tagesgeldsatz nahe bei 5 % liegen sollte, was mit den aktuellen Erwartungen der Anleger an den Endgeldsatz übereinstimmt", gibt MarketWatch Zandi wieder. Auf der anderen Seite gebe es allerdings auch bereits Anzeichen für eine Eintrübung der Aussichten, wie fallende Preise für Rohstoffe wie Öl oder den Frühindikatorenindex des Conference Board, der Faktoren wie die Zinsstrukturkurve der Staatsanleihen berücksichtige.

Normalerweise sehe jedoch sowohl der Zustand der US-Wirtschaft als auch das Finanzsystem in den Monaten vor Beginn einer Rezession laut Zandi weitaus prekärer aus. "Normalerweise wird die Wirtschaft vor Rezessionen von erheblichen Ungleichgewichten wie überschuldeten Haushalten und Unternehmen, spekulativen Anlagemärkten und einem unterkapitalisierten Finanzsystem geplagt, das sich zu sehr ausgedehnt hat", so Zandi. "Größtenteils gibt es heute keines dieser Ungleichgewichte mehr".

Keine Gefahr für US-Haushalte

Trotz der Bedenken einiger Ökonomen über schwindende Ersparnisse, glaube Zandi, dass amerikanische Familien keine Probleme haben dürften, ihre Schulden zu begleichen und mit den Ausgaben Schritt zu halten, wenn die Zinssätze steigen. "Die meisten Haushalte haben auch gute Arbeit bei der Verwaltung ihrer Schulden geleistet. Der Anteil ihres Einkommens, der für Tilgungs- und Zinszahlungen verwendet wird, liegt nahe einem Rekordtief, und zum größten Teil werden diese Zahlungen nicht mit den höheren Zinssätzen steigen", gibt MarketWatch den Wirtschaftswissenschaftler wieder.

Laut Zandi dürfte außerdem ein Mangel an Häusern, der auf mehr als ein Jahrzehnt begrenzter Bautätigkeit zurückzuführen sei, dazu beitragen, die Immobilienwerte zu schützen. Auch Banken, die in der Vergangenheit anfällig gewesen seien, seien gut genug kapitalisiert, um einem schweren Abschwung standzuhalten. "Es gibt weder zu viel Kredit (wie vor der Finanzkrise, als Kreditgeber Haushalten und Unternehmen Kredite gewährten, die sie nicht angemessen zurückzahlen konnten) noch zu wenig Kredit (wie nach der Krise, als selbst kreditwürdige Kreditnehmer in dieser Kreditkrise keine Kredite bekommen konnten )," so Zandi.

Dennoch einige "bekannte Unbekannte"

In seiner Analyse weise Zandi dennoch auf zahlreiche Risiken für die US-Wirtschaft hin - einige der größten seien "bekannte Unbekannte", wie zum Beispiel eine Eskalation des Konflikts in der Ukraine oder das Auftauchen einer disruptiven neuen COVID-19-Variante in China. Daneben gebe es in den USA zahlreiche finanzielle Bruchlinien, wie unter anderem die Möglichkeit, dass die Aktienkurse aufgrund schwächerer Unternehmensgewinne weiter sinken. Unter den bekannten Unbekannten, die Zandi nennt, könnte ein "Partisanen-Showdown um die Staatsschuldengrenze, die bis Herbst 2023 erneut angehoben werden muss", laut dem Chefökonom von Moody’s Analytics die destabilisierendsten Auswirkungen haben.

Redaktion finanzen.at

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