21.03.2017 20:57:56

NRZ: Die Debatte geht am Problem vorbei - ein Kommentar von JAN JESSEN

Essen (ots) - Die Vorfeldorganisation der türkischen Regierungspartei AKP signalisiert, dass in den kommenden Wochen keine türkischen Minister mehr in Deutschland auftreten werden. Das ist praktisch für die Bundesregierung. Sie wird nicht genötigt, eine so klare Ansage zu machen, wie es die Niederländer getan haben. Irgendwann hätte sich Berlin nicht mehr aus der Verantwortung stehlen können. Der türkische Präsident legt die Nazikeule ja nicht aus der Hand, wie es Kanzlerin Merkel verlangt hat. Er prügelt weiter auf Europa ein. Der Auftritts-Stopp wird von Erdogan innenpolitisch als ein weiterer Beweis für die deutsche Boshaftigkeit verkauft werden; nach dem Motto: Dazu wurden wir gezwungen, um unsere armen Landsleute in Deutschland zu schützen. Aber geschenkt. Für das Innenleben der türkischstämmigen Gemeinschaft und ihr Verhältnis zur Mehrheitsgesellschaft ist die Maßnahme jedenfalls erholsam. Generell ist die Empörung über die unsäglichen Ausfälle aus Ankara zwar verständlich; sie hat aber eine Debatte ausgelöst, die am Problem vorbeigeht. Man muss es immer wieder deutlich machen: Ein Nato-Land, ein enger Wirtschaftspartner, ein EU-Beitrittskandidat führt einen gnadenlosen Krieg gegen die eigene kurdische Bevölkerung, lässt Oppositionelle und Journalisten inhaftieren. Über die wahnhaft und lächerlich anmutenden Nazi-Vergleiche eines Erdogans und seiner Vasallen kann man sich empören. Was diese Leute mit ihrem Land und mit den Menschen anrichten, muss man aber sanktionieren, falls es noch europäische Werte gibt.

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