Labile Konjunktur 18.05.2013 13:00:02

Niederlande: Unter Wasser

von Julia Groß, Euro am Sonntag

Ein Schaulaufen des europäischen Hochadels in edlen Roben, drei niedliche Prinzessinnen und eine riesige Open-Air-Party: Bei der Thronübergabe von Königin Beatrix an ihren Sohn Willem-Alexander vor zwei Wochen konnten sich die Niederländer endlich mal wieder so präsentieren, wie sie gern sein wollen — weltoffen, wohlorganisiert, erfolgreich.

Die Realität im Nachbarland sieht weit trister aus. Die Niederländer stecken mitten in einer schweren Wirtschaftskrise. Ende 2012 rutschte der kleine Eurostaat zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren in die Rezession. Seit 2009 haben die Niederlande jedes Jahr die EU-Defizithürde gerissen.

Dennoch verzichtete die sozial­liberale Regierung unter Premier Mark Rutte im April auf ein vier Milliarden Euro schweres Sparpaket, das eigentlich für dieses Jahr vereinbart worden war. Denn das Kabinett sorgt sich um den gesellschaftlichen Frieden im Land.

Ein Hauptgrund für die schlechte wirtschaftliche Lage ist die andauernde Immobilienkrise. Seit 2008 sind die Hauspreise um 30 Prozent gefallen. Der Baukonzern BAM rechnet mit einer Fortsetzung des Preisrückgangs um zehn bis 15 Prozent. Vielen Niederländern steht das Wasser bis zum Hals, ihre Hypothekenschulden sind höher als der aktuelle Wert ihrer Immobilie. Insgesamt belaufen sich die Hauskredite auf insgesamt 650 Milliarden Euro — Rekord in der Eurozone. Privathaushalte sind mit 250 Prozent ihres verfügbaren Einkommens verschuldet.

Die Krise hat längst auf andere Bereiche der Wirtschaft übergegriffen. Geplatzte Kredite belasten die Banken, erst im Februar musste SNS ­Reaal, das viertgrößte Finanzinstitut der Niederlande, für fast vier Milliarden Euro verstaatlicht werden. Die Ratingagentur Fitch senkte da­rauf ihren Ausblick auf die Kreditwürdigkeit auf „Negativ“ und droht mit einem Entzug der Bestnote „AAA“ für die Bonität des Landes.

Kaum Impulse für die Wirtschaft
Auch abseits des Finanzsektors stockt das Wachstum. Das Verbrauchervertrauen sank im Februar auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Datenaufzeichnungen 1972. Die Niederländer fahren ihren Konsum zurück, auch weil die Arbeitslosigkeit auf 7,5 Prozent gestiegen ist. „Die Kaufkraft unserer Bevölkerung sinkt bereits das fünfte Jahr in Folge“, erklärt Peter Hein van Mulligen, Chefökonom der nationalen Statistikbehörde CBS. So bringt die Binnennachfrage keine belebenden Impulse für die Wirtschaft.

Wichtigste Handelspartner der Niederlande sind außerdem die anderen Euroländer — denen es zuletzt bekanntlich auch nicht so gut ging. Erst ab 2014 rechnen die Volkswirte wieder mit einer positiven Wachstumsrate.
Gemessen an der schlechten gesamtwirtschaftlichen Lage läuft die Börse in Amsterdam erstaunlich gut: Um immerhin 19 Prozent kletterte der Leitindex AEX in den vergangenen zwölf Monaten, der DAX lag im selben Zeitraum 27 Prozent im Plus. Zu verdanken ist dies neben dem ­vielen billigen Zentralbankgeld der guten Performance einiger Indexschwergewichte wie Philips und Unilever. Die beiden international aufgestellten Konzerne sind von der Konjunktur im Heimatland kaum betroffen. Sowohl Konsumgüterriese Unilever als auch Elektronikspezialist Philips stehen momentan sehr gut da.

Anleger können davon mit Zertifikaten auf diese beiden Einzelwerte profitieren. Auf Unilever offeriert die DZ Bank für risikobereite Investoren ein Mini-Future-Zertifikat (ISIN: DE000DZ5QHU3) mit einem Hebel von 2,6. Die Knock-out-Barriere ist komfortable 35 Prozent entfernt. Die Philips-Aktie korrigiert derzeit, da die Medizintechniksparte schwächelt. Mit dem Cap-Bonuspapier (DE000AA5UCP8) der RBS gewinnen Käufer in einer Seitwärtsphase. Der Risikopuffer beträgt 32 Prozent, die maximale Jahresrendite liegt bei 8,5 Prozent bis zur Fälligkeit im Juni 2014.

Vom Gesamtmarkt sollten Anleger dagegen wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage die Finger lassen — und sich nicht von der guten Stimmung bei der Thronübergabe blenden lassen.

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