08.02.2014 17:35:34

Neuer Anlauf für Wiedervereinigung Zyperns

   Von Michalis Persianis, Emre Peker und Alkman Granitsas

   NIKOSIA--Die Präsidenten des griechischen und des türkischen Teils von Zypern haben sich auf die Aufnahme von Gesprächen über eine Wiedervereinigung der seit über 40 Jahre getrennten Inselteile verständigt.

   Am kommenden Dienstag wollen Vertreter beider Seiten in der von den Vereinten Nationen verwalteten Pufferzone zusammentreffen, teilte die UN mit. Dort hatten bereits in der Vergangenheit letztlich erfolglose Verhandlungen über die Zusammenführung stattgefunden.

   Nach Monaten diplomatischer Aktivität hinter den Kulissen wollen der griechische Zypern-Präsident Nikos Anastasiades und sein Amtskollege aus dem türkischen Teil, Dervi Ero lu, eine gemeinsame Erklärung herausgeben. Darin wollen sie die Grundlagen für einen Bundesstaat festlegen, der die beiden Landesteile wiedervereint. Ein Entwurf sei bereits formell von griechischer wie türkischer Seite gebilligt worden.

   Die Erklärung umfasst die wichtigen Grundlagen und Rahmenvereinbarungen für eine Lösung des Konflikts, sagte Anastasiades bei einem Besuch in Athen, wo er den griechischen Ministerpräsidenten Andonis Samaras über die Entwicklungen informierte. Zugleich betonte er, dass der schwierigste Teil noch bevorstehe. Die Deklaration sei keine verbindliche Lösung für den Zypern-Konflikt, sondern setze ihr zunächst nur einen Rahmen.

   Die strategisch wichtige Mittelmeerinsel war 1960 unabhängig von Großbritannien geworden. Doch von Beginn an kam es zu Spannungen zwischen der griechischen Mehrheit und der türkischen Minderheit über die Machtverteilung.

   1974, nach einem von der griechischen Junta initiierten Putsch mit dem Ziel einer Vereinigung der Insel mit Griechenland, kam es zum Einmarsch der türkischen Armee. Der Putsch schlug fehl, doch das türkische Militär übernahm die Kontrolle über den Nordteil der Insel, der rund ein Drittel der Fläche umfasst. Dort wurde eine türkisch-zypriotische Republik ausgerufen, die diplomatisch aber nur von Ankara anerkannt wurde.

   Seitdem hat es vielfältige internationale Bemühungen für eine Beilegung des Konflikts und eine Wiedervereinigung gegeben. Auch ein von der UN initiierter Friedensplan, der nach dem späteren UN-Generalsekretär Kofi Annan benannt war, scheiterte. Die letzten Friedensverhandlungen begannen 2008 und wurden zwei Jahre später abgebrochen.

   Das Ende der Teilung würde für die krisengeschüttelte Wirtschaft Zyperns ein Segen sein. Aber allein die Kosten für den Wiederaufbau des Badeorts Varosha, der durch die türkische Invasion zur Geisterstadt wurde und als Symbol der Teilung gilt, würden 10 Milliarden Euro kosten. Zusätzlich haben die Funde von Gasvorkommen in einem Meeresgebiet südlich von Zypern, das von beiden Seiten beansprucht wird, die Hürden für eine Einigung erhöht. Andererseits könnte ein Abkommen die türkischen Bestrebungen für eine Aufnahme in die Europäische Union unterstützen, sagen Beobachter.

   Jede Vereinbarung bedarf der Zustimmung beider Bevölkerungsteile durch ein Referendum. Für die türkischen Zyprer wird im Vordergrund stehen, die Macht einer künftigen Zentralregierung zu begrenzen, da sie fürchten, von der griechischen Mehrheit dominiert zu werden. Für die griechische Zyprer würde ein Abkommen verhindern, dass sich der türkische Teil eines Tages dauerhaft und unwiderruflich abspaltet.

   "Geplant ist die lockere Form einer Föderation, aber eine, in der Sicherungen gegen eine Abspaltung eingebaut sind", sagt James Ker-Lindsay, Professor an der London School of Economics und UN-Berater für Zypern. Das "quid pro quo" sei hier sehr offensichtlich.

   Dennoch bleiben viele Beobachter vorerst skeptisch, dass die Gespräche dieses Mal erfolgreich sein werden, da es in der Vergangenheit zu viele Enttäuschungen gegeben habe. Aber erstmals seit langem, so ein Berater aus dem Umfeld der Verhandlungen, gebe es Anlass für eine kleine Spur Optimismus.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/DJN/smh

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   February 08, 2014 11:04 ET (16:04 GMT)

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