01.12.2013 19:39:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): Streit um das Slomka-Interview mit Sigmar Gabriel Das ZDF wird zur Beute CARSTEN HEIL
Bielefeld (ots) - Endlich war mal ein erfrischendes Interview im
ZDF zu sehen. Marietta Slomka als Moderatorin des "Heute-Journals"
ließ sich nicht von den etwas beiläufigen Antworten Sigmar Gabriels
abspeisen, sondern fragte, nein, bohrte nach. Etwas kiebig vielleicht
im Ton, aber es ist die Aufgabe von Journalisten nachzufragen, sich
nicht abspeisen zu lassen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, vor
Mächtigen nicht zu kuschen. Der SPD-Chef wurde immer ungehaltener
wegen Slomkas Hartnäckigkeit. Ist die Mitgliederbefragung der SPD nun
verfassungsrechtlich problematisch oder nicht? Darum ging es
inhaltlich. Ga-briel bestritt das, sogar mit guten Argumenten, wurde
aber zunehmend gereizter. Wen wundert es: Nach wochenlangen
Koalitionsgesprächen, zuletzt durchverhandelten Nächten und
vielleicht nervigen Debatten mit der eigenen Partei kann auch ein
Spitzenpolitiker mal dünnhäutiger werden. Das macht ein
Live-Interview interessant. So weit, so gut. Wenn allerdings Horst
Seehofer nun Marietta Slomka wegen des Interviews angreift (kein
Qualitätsjournalismus), hat er eine rote Linie überschritten. Es ist
ein Zeichen von Machtvergessenheit. Denn Seehofer ist Mitglied im
ZDF-Verwaltungsrat und damit sehr einflussreich. Indirekt sogar
Slomkas Chef. Man stelle sich vor, die TV-Frau wolle eines Tages
Chefredakteurin werden. Wieder drängt sich der Eindruck auf, dass
sich die Politik das öffentlich-rechtliche Fernsehen zur Beute macht.
Wenn Journalisten von ARD oder ZDF den Herrschenden nicht passen,
müssen die eben weg. 50 von 77 Fernsehräten des ZDF kommen aus der
Politik. Wie soll unabhängiger Journalismus jederzeit garantiert
sein? Unvergessen ist die Ablösung des missliebigen Chefredakteurs
Nikolaus Brender aus politischen Gründen 2009, der Versuch eines
CSU-Sprechers 2012, die Berichterstattung über einen SPD-Parteitag zu
verhindern. Der Einfluss der Politik auf den öffentlich-rechtlichen
Rundfunk gehört auf den Prüfstand. Der Fall Slomka ist ein guter
Anlass. ⋌carsten.heil@ ⋌ihr-kommentar.de ⋌Bericht
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