15.10.2015 22:32:39

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Zwangsrückruf von Schummel-VW Für die Galerie Wolfgang Mulke, Berlin

Bielefeld (ots) - Die Rückruf-Anordnung des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) an Volkswagen kam überraschend. Die Behörde hat nicht gerade den Ruf, die Automobilhersteller besonders hart anzupacken. Schließlich ist das Amt für die Zulassung der Fahrzeugmodelle für den Straßenverkehr zuständig und kennt die technischen Spezifikationen der Autos genau. Ebenso dürfte den Fachleuten der Behörde die jahrzehntelange Diskrepanz zwischen Laborabgaswerten und lebensnahen bekannt sein. Als Vertreter strenger Auflagen ist das KBA noch nie aufgefallen. Steht hier ein Sinneswandel an, weg von den Interessen der Industrie, hin zu Umwelt und Verbrauchern? Zweifel an dieser These sind angebracht. Es ist eher der Druck der Öffentlichkeit auf die Politik, die die Rückrufpflicht ausgelöst hat. Volkswagen hat eine Krise des Vertrauens in die gesamte Autoindustrie ausgelöst. Die Aufklärung der Hintergründe geht nur langsam voran. Das Misstrauen gegenüber den anderen Herstellern, insbesondere in Deutschland, sitzt tief. Die Öffentlichkeit will wissen, was gelaufen ist und anderswo vielleicht noch läuft. Mit der Rückrufanordnung, hinter der Verkehrsminister Alexander Dobrindt steckt, signalisiert die Bundesregierung Härte und Aufklärungsbereitschaft. Zugleich ist es ein Ablenkungsmanöver. Dieselbe Bundesregierung, oder Teile davon, wirken in Brüssel auf einen moderaten Umgang mit Abgasvorgaben hin. Die Autoindustrie ist zu wichtig, als dass sie eines Skandals wegen im Regen stehen gelassen würde. Und der Einfluss ihrer Lobbyisten ist anscheinend ungebrochen. Jedenfalls beklagte Umweltministerin Barbara Hendricks deren massive Einflussnahme.

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