15.01.2014 19:39:59
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Zuwanderung auf Rekordniveau Gastfreundlichkeit statt Generalverdacht Miriam scharlibbe
Bielefeld (ots) - Minister freuen sich, wenn sie Rekordwerte
verkünden dürfen. Zahlen sollen dem Bürger zeigen, wie gut es die
Politiker verstehen, Probleme zu lösen. Unangenehm wird es, wenn sich
die Minister selbst nicht sicher sind, ob sie sich über die Zahlen
freuen sollen. Dann wird relativiert, abgewogen und im Zweifel ein
vorsichtig positiver Trend verkündet. Dass 2012 so viele Menschen
nach Deutschland gekommen sind wie schon seit 1995 nicht mehr, sei in
Zeiten des Fachkräftemangels gut, heißt es. Gleichzeitig wird die
Zahl der Asylbewerber hervorgehoben und hitzig über
Arbeitnehmerfreizügigkeit debattiert, die seit Januar in der EU für
Rumänen und Bulgaren gilt. Etablierte Politiker beschweren sich über
arbeitslose Zuwanderer, die Sozialleistungen bekommen. Vor diesem
Hintergrund wirkt der Optimismus von Bundesinnenminister Thomas de
Maizière (CDU) unglaubwürdig. Die Regierung wähnt sich auf einem
guten Weg - und blendet dabei Wirklichkeit und Verantwortung aus.
Deutschland muss in der Migrationspolitik endlich eine klare Position
finden. Um Fachkräfte werben, aber Sozialleistungen verweigern
funktioniert nicht. Anstatt sich über Zuwanderer zu mokieren, die
Hartz IV beziehen, sollten die Volksvertreter lieber die Fehler im
Bildungssystem beheben. Denn neben den Fachkräften, die in
Deutschland Arbeit gefunden haben, gibt es auch zahlreiche
Zuwanderer, deren akademische und Berufsabschlüsse hier nicht
anerkannt werden. Wir sollten Gastfreundlichkeit beweisen, anstatt
jeden unter Generalverdacht zu stellen. Nur so können weiterhin
Vorurteile abgebaut werden. Denn noch immer zählt die Herkunft oft
mehr als die Leistung. So musste sich eine Kollegin, deren Vater aus
Syrien stammt, nach einem zweistündigen Gespräch fragen lassen, ob
sie eigentlich einen Migrationshintergrund habe. Sie ist in
Deutschland geboren, hat hier studiert und beherrscht die Sprache als
Journalistin vermutlich besser als viele andere. Darum verdeutlicht
so eine Frage - selbst ohne böse Absichten gestellt -, wie weit wir
noch davon entfernt sind, die kulturelle Vielfalt in unserem Land als
Selbstverständlichkeit zu betrachten - und als etwas Gutes, von dem
wir alle profitieren.
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