03.12.2013 19:49:58

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar PISA 2013 Besser, aber noch nicht gut BERNHARD HÄNEL

Bielefeld (ots) - Ein Schock kann heilsam sein. Der PISA-Schock war es auf jeden Fall. Seit 2010 haben sich die Ergebnisse der deutschen Schüler kontinuierlich verbessert. Langsam, aber stetig zeigt die Kurve nach oben. Doch der Abstand zur Weltspitze zeigt: Es ist noch ein weiter Weg bis nach ganz oben. Die Bildungsrepu-blik ist noch immer nur Vision. Beruhigt darf man heute feststellen: Die Schüler des die Schockwelle auslösenden Jahrgangs 2009 waren keinesfalls dümmer als die jetzt getestete Kohorte. Schlechter aber waren die Bedingungen, unter denen sie sich dem Vergleich stellen mussten. Zu lange hatte sich das Land, hatten sich vornehmlich die westlichen Bundesländer auf ihrem vermeintlichen Lorbeer ausgeruht. Die Wirtschaft brummte, und aus dem Wettbewerb der Systeme war man siegreich hervorgegangen. Den demografischen Wandel und seine Herausforderungen hatten weder Politiker noch Arbeitgeber klar im Bewusstsein. Vieles wurde seitdem angepackt und verändert: neue Lehr-pläne, der Ausbau der Ganztagsschulen, Lernstandserhebungen und manches mehr. Gewachsen ist zudem die Einsicht, dass auch kleine Kinder lernen wollen. Darum wurde viel Geld in vorschulische Erziehung und Bildung investiert. Alles zusammen liefert den Beweis, dass dieses Land noch immer etwas zu leisten imstande ist. Investitionen in Bildung lohnen sich also. Angesichts der relativ geringen Steigerungen der Bildungsetats von Bund und Ländern ist die Frage erlaubt, wo das Land stünde, wenn das selbstgesteckte Ziel erreicht wäre, zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Bildung zu investieren. Fast ungebrochen ist die soziale Benachteiligung von Schülern aus bildungsfernen Schichten. Das trifft vornehmlich Kinder mit Migrationshintergrund. Sie sind nicht dümmer, sondern bedürfen begreiflicherweise mehr Förderung. Auch wenn es ihnen keiner sagt: Sie werden gebraucht. Die Herausforderungen blei-ben groß. Umso größer ist die Enttäuschung, dass sich im Koalitionsvertrag eher Rentengeschenke finden als verbesserte Bildungsfinanzierung für Kitas, Schulen und Hochschulen. Vollkommen unverständlich ist, dass das Kooperationsverbot in der Bildung bestehen bleibt.

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