24.03.2015 22:32:45
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Obamas Afghanistan-Politik Ghanis Wunschzettel Dirk Hautkapp, Washington
Bielefeld (ots) - So viel gutes Einvernehmen und Lächeln wie auf
den Fotos, die in dieser Woche das arg strapazierte Verhältnis
zwischen Amerika und Afghanistan für die Nachwelt festhalten werden,
hat es lange nicht gegeben. Anders als der zuletzt geradezu
amerikafeindliche Vorgänger Hamid Karsai, der Denken und Handeln in
archaischen Stammeskategorien nie überwunden hat, ist der neue
Präsident Aschraf Ghani von geradezu ausgesuchter Weltläufigkeit. Und
demonstriert, was in Washington am liebsten gehört wird: Dankbarkeit
für ein Engagement, das in fast jeder Hinsicht desaströse Bilanzen
erzeugt hat. 14 Jahre nach dem US-Einmarsch am Hindukusch im Gefolge
des 11. September sind die Taliban noch immer der entscheidende
Faktor zwischen Kundus und Kandahar. Der knapp 330.000 Köpfe zählende
Sicherheitsapparat, obwohl bis heute mit über 60 Milliarden Dollar
aus Washington gepampert, ist zur uneingeschränkten
Landesverteidigung weiter strukturell unfähig. Fahnenflucht,
Analphabetismus, Drogensucht, Personalmangel und Managementfehler
schwächen die Truppe. Allein 2014 ließen mit 3.700 Zivilisten so
viele Afghanen bei Attentaten ihr Leben wie in keinem anderen Jahr
seit Beginn des Konflikts nach den Terroranschlägen von New York und
Washington. Die bevorstehende Frühjahrsoffensive der Taliban löst
darum schlimmste Befürchtungen aus. Ghani, obwohl Wunschkandidat und
Geschöpf Washingtons, hat bisher an keiner Front geliefert. Trotzdem
hat sein üppiger Wunschzettel, den er bei seinem Antrittsbesuch in
Washington mit sich führt, Chancen auf Berücksichtigung. Anders als
bisher festgelegt, wird Präsident Obama beim Truppenabzug auf die
Bremse treten. Auf Drängen Ghanis, das von US-Militärs strategisch
unterfüttert ist, wird der militärische Fußabdruck der Vereinigten
Staaten in Afghanistan voraussichtlich noch längere Zeit unübersehbar
bleiben. Mehr US-Soldaten = mehr Stabilität = weniger Vakuum, in das
Taliban & Co. stoßen können. Diese zweifelhafte Devise kommt einem
bekannt vor. Angesichts der trüben afghanischen Wirklichkeit wird sie
auch noch dann ihre Gültigkeit haben, wenn Obama und Ghani längst
Geschichte sind.
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