17.11.2015 22:32:40
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Anschläge von Paris Terror - die neue Dimension Peter Heusch, Paris
Bielefeld (ots) - Innerhalb von nur drei Stunden einer einzigen
Nacht haben fanatisierte Killer in Paris 132 Menschen getötet und 350
weitere verletzt, 98 unter ihnen lebensgefährlich. Aber so
fürchterlich diese Schreckensbilanz ist, es hätte noch viel schlimmer
kommen können. Inzwischen weiß man, dass mindestens ein
Selbstmordattentäter sich auf den Rängen des zu diesem Zeitpunkt mit
80.000 Fußballfans voll besetzten Stadions "Stade de France" in die
Luft sprengen wollte. Und zwei Komplizen standen bereit, um sich als
lebende Bomben in die nach der ersten Explosion in Panik aus dem
Stadion fliehenden Zuschauermassen zu werfen. Das teuflische Vorhaben
scheiterte an den strengen Sicherheitsvorkehrungen, die schon seit
der Anschlagsserie im Januar im ganzen Land gelten. Kein Terrorist
hätte unbemerkt mit einem Sprengstoffgürtel in das Stadion gelangen
können. Allein dieser Planungsfehler der Drahtzieher, die acht auf
drei Kommandos verteilte Kamikaze in einer koordinierten Aktion
beinahe zeitgleich losschickten, um eine möglichst breite Blutspur
durch die Seinemetropole zu ziehen, hat eine ungleich höhere Zahl an
Opfern verhindert. Fraglos hat der Terror auf europäischem Boden am
Wochenende eine neue Dimension erreicht. Richteten sich die Attentate
bislang namentlich in Frankreich gegen Symbole dessen, was den
Islamisten besonders verhasst ist (Journalisten, weil sie für den
demokratischen Wert der Meinungsfreiheit stehen, Ordnungshüter als
Repräsentanten eines als Erzfeind angesehenen Staats oder Mitglieder
der jüdischen Gemeinde), so sollten diesmal einfach nur so viele
Ungläubige wie möglich getötet werden. Es war ein Angriff auf alle -
Christen, Moslems, Juden, Atheisten -, die sich dem religiösen
Steinzeitkodex des Islamischen Staats nicht unterwerfen wollen, ein
Angriff auf unsere westliche Lebensart. Frankreichs
Sicherheitsbehörden haben einen solchen Anschlag befürchtet. Abwenden
konnten sie ihn dennoch nicht - trotz geltender höchster Alarmstufe,
Einschränkungen der bürgerlichen Freiheitsrechte durch das im Mai
verabschiedete Geheimdienstgesetz sowie der personellen und
materiellen Aufrüstung der Polizei- und Geheimdienstkräfte. Es wäre
billig, Letzteren jetzt Versagen vorzuwerfen, zumal sie seit dem
Januar Dutzende von Attentatsversuchen vereitelt haben. Selbst in
einem diktatorisch geführten Überwachungsstaat dürfte es höchst
mobilen Selbstmordattentätern noch gelingen, irgendwo durch eine
Lücke im Abwehrnetz zu schlüpfen. In Frankreich hat man sich seit
Beginn des Jahres auf den Schutz bestimmter Ziele und Zielgruppen der
Islamisten konzentriert wie religiöse und öffentliche Einrichtungen,
Journalisten, Juden, Polizisten und Soldaten. Doch wie soll es
möglich sein, alle Bürger zu schützen, wenn der Terror sich jetzt
gegen jeden Franzosen - und illusionslos muss wohl hinzugefügt
werden: gegen jeden Europäer - richtet? Selbst der nun verhängte
Ausnahmezustand wird da nur die Chancen verringern können, dass
Attentäter an ihr Ziel gelangen. Es steht zu befürchten, dass
Frankreichs Premier Manuel Valls im Januar mit seiner düsteren
Prognose richtig lag, der zufolge wir uns daran gewöhnen müssen, mit
der Terrorbedrohung zu leben.
OTS: Neue Westfälische (Bielefeld) newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65487 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
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