06.08.2018 22:17:42
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Neue Westfälische (Bielefeld): Hohe Zustimmungswerte beflügeln die Öko-Partei Der grüne Spagat könnte gelingen Miriam Scharlibbe
Bielefeld (ots) - Grünen Politikern dürfte es im Sommer 2018 mit
Umfragewerten ähnlich gehen wie vielen Deutschen mit dem Wetter. Das
extreme Hoch bringt Glücksgefühle, hat aber solch einen
Seltenheitswert, dass es irritiert. Die einfache Antwort für das
Fünf-Jahres-Hoch der Öko-Partei heißt Robert Habeck. Vor zwei Jahren
scheiterte er noch als Bewerber zum Spitzenkandidaten für die
Bundestagswahl an Cem Özdemir. Seitdem hat der Norddeutsche fleißig
Boden gut gemacht. Habeck, der die Partei seit Januar mit Annalena
Baerbock führt, hat die Grünen aus ihrer Nische geholt, in der längst
andere gewildert haben. Atomausstieg und Umweltbewusstsein sind keine
Alleinstellungsmerkmale mehr. Habecks Konsequenz daraus ist radikal,
mehr als einmal hat er den grünen Markenkern in Frage gestellt und
neue Gedanken über Energie und Friedenssicherung zugelassen. Das
verstört manche Gründungs-Grüne, um die nun die linke
Sammlungsbewegung von Sahra Wagenknecht wirbt, lockt aber neue Wähler
an. So lange der Tausendsassa - oder wie er sich nennt:
Schriftsteller, Vater, Parteivorsitzender, Fraktionsvorsitzender und
Minister - es schafft, Linke und Konservative gleichermaßen zu
umarmen, darf er den Kurs halten. Aber politische Antworten sind nie
einfach und tragen selten nur einen Namen. Zur Wahrheit gehört auch,
dass die Grünen häufig von Fehlern anderer Parteien profitiert haben.
Zu Beginn ihrer Geschichte waren es die vergessenen Themen, die sie
besetzen konnten. Inzwischen reicht pure Untätigkeit. Bei der
Bundestagswahl 2017 konnten sie ihr Ergebnis von 2013 übertreffen.
8,9 Prozent waren aber weniger eine Belohnung für den eigenen
Wahlkampf, eher die Folge noch schlechterer Kampagnen von Union und
SPD. Umso erstaunlicher ist es, dass die Grünen nicht einfach sitzen
geblieben sind. Sie wollen eben endlich wieder regieren. Das haben
schon die gescheiterten Jamaika-Verhandlungen gezeigt. Die Rechnung
könnte aufgehen - vorausgesetzt, Habeck und Baerbock schaffen es,
mehr neue Anhänger zu gewinnen, als alte zu verprellen. Allerdings
ist der Weg noch weit. Das letzte Mal, als die Partei in Umfragen 15
Prozent schaffte, war vor der Bundestagswahl im Mai 2013. Vier Monate
später bekam sie dennoch nur 8,4 Prozent. Grüne Kandidaten und Ideen
konnten immer Sympathien gewinnen, am Wahltag ist das Vertrauen in
die Regierungsfähigkeit der inzwischen kleinsten Bundestagsfraktion
aber nicht groß genug. Dieses Vertrauen muss sich auch ein Robert
Habeck erst noch erarbeiten.
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