12.11.2017 19:47:56

Neue Westfälische (Bielefeld): Flüchtlingsrat NRW fordert Schulpflicht für Kinder in Landesaufnahmeeinrichtungen

Bielefeld (ots) - Bielefeld. Der Flüchtlingsrat NRW hat die schwarz-gelbe Landesregierung aufgefordert, die Schulpflicht für geflüchtete Kinder schon in den Landesaufnahmeeinrichtungen einzuführen. In einem Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen (Montagausgabe) sagte die Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats, Birgit Naujoks, dass "zu viele Jungen und Mädchen zu lange ohne jede Bildungschance in den Unterkünften hausen". In NRW gilt die Schulpflicht nach derzeitiger Gesetzeslage für asylsuchende Kinder und Jugendliche erst nach der Zuweisung zu einer Kommune.

Nach seinem Ehrenamtskongress in Essen verlangte der Flüchtlingsrat eine Änderung des Schulgesetzes. Ehrenamtliche Angebote würden einer angemessenen Schulbildung von geflüchteten Kindern keineswegs gerecht. Sie dürften daher "nicht als Ersatz zum regulären Schulbesuch betrachtet werden". Bis ein Kind einen regulären Schulplatz erhält, "muss das Land NRW den vorübergehenden Unterricht durch Lehrer in den Landesaufnahmeeinrichtungen sicherstellen", sagte Naujoks. "Das ist die humanitäre Pflicht der Landesregierung." Vorrangig bleibe das Ziel, geflüchtete Kinder "so schnell wie möglich in einer nahegelegenen Schule anzumelden".

Der Flüchtlingsrat erneuerte seine Forderung nach kürzeren Unterbringungszeiten in den landeseigenen Erstaufnahmeeinrichtungen. Die Dauer des Aufenthalts solle "durchschnittlich nicht länger als sechs Wochen" betragen. Von ihren Überlegungen einer Verlängerung auf bis zu zwei Jahre müsse die NRW-Regierung "unbedingt abrücken", sagte Naujoks. Sie warnte vor "verheerenden psychologischen Auswirkungen für Flüchtlinge, ehrenamtliche und hauptamtliche Helfer". Wer so lange in einer Aufnahmeeinrichtung sitze, "wird schlichtweg krank".

Unter den Ehrenamtlichen macht sich laut Flüchtlingsrat oft Frustration breit. Viele stießen an "politisch gewollte Grenzen", sagte Naujoks. Regional gebe es bei der "Willkommenskultur" inzwischen große Unterschiede.

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