18.02.2014 22:13:00
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Neue OZ: Kommentar zu Russland / Menschenrechte / Olympia / Sotschi
Sich festnehmen zu lassen gehört zum Kanon von Protest-Aktivisten. Es schafft hohe Aufmerksamkeit, legitimiert zumindest scheinbar das eigene Ansinnen und entlarvt zugleich den Staat als repressiv und herzlos. In einschlägigen Leitfäden wird daher sogar empfohlen, so lange zu provozieren, bis der Gang aufs Revier folgt, was in Russland freilich mit größeren Risiken verbunden ist als im westlichen Europa.
Ob die Festnahmen in Sotschi nun Kalkül waren oder nicht, der beschriebene Effekt trat ein, inklusive Werbeeffekt für das neue Video. Seit die Pussy-Riot-Vertreterinnen nach ihrer Kirchen-Aktion unlängst begnadigt worden waren, war es stiller um sie und ihren Protest gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin geworden. Nun führte die kurzzeitige Festnahme im Olympia-Ort am Schwarzen Meer dazu, sich wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit zu finden. Nachdem eine entsprechende Resonanz an den Tagen zuvor noch nicht erfolgte, beförderten diesmal Anrufe bei der Presse und Twitter-Infos die Verbreitung der Nachricht.
Dass in Russland manches im Argen liegt, ist bekannt und unbestritten. Dass die Olympischen Spiele aber nicht nur dem Kreml eine Bühne zur Propaganda bieten, sondern auch seinen Gegnern großes internationales Echo verheißen, liegt ebenso auf der Hand. Zufällig haben die Pussy-Punker ihr neues Video dort jedenfalls nicht gedreht. Und die Polizei war so dumm und nahm sie fest.
Burkhard Ewert
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