27.05.2013 16:21:14
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More and More-Anleihe: Modeunternehmen wieder auf Erfolgskurs und begibt attraktive Anleihe, Geschäftsführer-Interview
Starnberg (www.aktiencheck.de) - Die More & More AG ist ein inhabergeführtes Modeunternehmen, welches seinen Firmensitz im bayerischen Starnberg hat. Die More & More AG beschäftigt über 210 feste Mitarbeiter und entwirft Damenoberbekleidung im mittleren Preissegment. Diese wird unter der Marke "MORE & MORE" in Deutschland und 20 weiteren Ländern vertrieben. Schuhe, Brillen und Herrenoberbekleidung sind aktuell in Lizenz vergeben. Kernzielgruppe sind sogenannte "modern women", d.h. Frauen zwischen 25 und 45 Jahren. Mit dieser Positionierung ist die More & More AG ein alternativer Anbieter zu den Anfangspreislagen im Premium-Segment.
Ab dem 11. Juni 2013 können private und institutionelle Investoren voraussichtlich die More & More-Anleihe (ISIN DE000A1TND44/ WKN A1TND4) zeichnen. Die Unternehmensanleihe bietet Anlegern über eine Laufzeit von fünf Jahren einen festen Zinssatz von 8,125% p. a. Die Zinszahlung erfolgt halbjährlich und erstmals am 11.12.2013. Das Emissionsvolumen umfasst bis zu 13 Millionen Euro mit einer anlegerfreundlichen Stückelung von 1.000 Euro.
aktiencheck.de führte das folgende Interview mit Karl-Heinz Mohr, Gründer und Vorstand der More & More AG.
aktiencheck.de: Mit der Marke "MORE & MORE " ist Ihr Unternehmen im lukrativen Modemarkt aktiv. Können Sie uns eine kurze Übersicht geben, wie die More & More AG strukturiert ist und wie Ihr Geschäftsmodell aussieht?
Karl-Heinz Mohr: Ausgehend von unserer starken Marke MORE & MORE und unserer eigenen Kollektion sind wir in allen wichtigen Kanälen im Modemarkt aktiv. Wir verfügen über 33 eigene Läden in Deutschland, wir liefern an nahezu alle wichtigen Bekleidungseinzelhändler wie Peek & Cloppenburg, Ludwig Beck oder Breuninger, und wir sind auch im Internetgeschäft gut aufgestellt. So haben wir einen eigenen Webshop und arbeiten mit Anbietern wie Zalando und Amazon zusammen.
aktiencheck.de: Bisher vertreiben Sie Ihre Mode nur unter einem Label - "MORE & MORE" - korrekt? Planen Sie künftig den Vertrieb über mehrere Labels, um damit auch stärker in unterschiedlichen Preissegmenten vertreten zu sein?
Karl-Heinz Mohr: Nein, sogar das Gegenteil ist der Fall. Wir wollen in Zukunft unsere Marke MORE &MORE noch weiter stärken mit intelligentem Marketing. Wir sind im Segment "Modern Woman" positioniert. Dieses Segment ist innerhalb des Modemarktes besonders stabil und bietet uns noch sehr viel Wachstumspotenzial. Darauf konzentrieren wir uns.
aktiencheck.de: Wie viele Kollektionen legen Sie im Jahr auf und wie viel Teile umfassen diese jeweils circa?
Karl-Heinz Mohr: Wir bieten über das Jahr verteilt 12 monatliche Kollektionen, sind also sehr schnell unterwegs und können auch sehr schnell auf Trends und Entwicklungen reagieren. Jede monatliche Kollektion besteht aus 60 bis 70 Teilen und wird um rund 20 Teile aus dem Bereich Accessoires ergänzt.
aktiencheck.de: Laut Ihrem Firmenmotto sprechen Sie vor allem die "modern women" an. Warum haben Sie sich speziell auf diese Zielgruppe konzentriert und sollen künftig auch verstärkt die "modern men" angesprochen werden?
Karl-Heinz Mohr: Das mit diesen Zielgruppendefinitionen ist immer so eine Sache. Denn das Alter spielt immer weniger eine Rolle. MORE & MORE findet einerseits bei jungen Frauen schon ab 20 Jahren Gefallen, wenn sie sich etwas gönnen wollen. Gleichzeitig haben wir auch etwas ältere Kundinnen, denen Gerry Weber aber zu klassisch ist. Oft findet man in den Stilen ja gar keinen Unterschied mehr zwischen Mutter und Tochter. Für uns ist wichtig: Unser Segment in der modischen Mitte ist sehr stabil und bietet für eine gut aufgestellte Marke gute Wachstumsperspektiven. Andere Themen wie Schuhe, Brillen oder auch Herrenbekleidung decken wir mit Lizenzen ab, aus denen wir entsprechende Erlöse generieren.
aktiencheck.de: Die Modebranche ist einem harten Wettbewerb ausgesetzt. Wie halten Sie diesem Druck stand und wo sehen Sie im Vergleich zur Konkurrenz die Stärken der More & More AG?
Karl-Heinz Mohr: Die Marke MORE & MORE steht für eine Wahrnehmung im Markt, die unserer tatsächlichen Umsatzgröße und Verbreitung schon vorweg gelaufen ist. Wir sind im Moment dabei, mit unserem Wachstum diese Lücke wieder ein Stück zu füllen und auch wieder an Größenordnungen anzuknüpfen, die wir früher schon einmal erreicht hatten.
aktiencheck.de: Ihren Finanzkennzahlen ist zu entnehmen, dass sich das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit und somit auch der Jahresüberschuss von 2011 auf 2012 deutlich verbessert haben. Können Sie uns kurz diese Verbesserungen erklären und erwarten Sie ein Anhalten dieses positiven Trends?
Karl-Heinz Mohr: Man muss wissen, dass wir 2008 und 2009 eine schwierige Zeit hatten, weil starke Kollektionsveränderungen unsererseits auf einen in der Finanzkrise extrem skeptischen und vorsichtigen Einzelhandel trafen. Damals sind unsere Umsätze erodiert, und wir sind in die Verlustzone gerutscht. Mit unseren Maßnahmen 2009 und 2010 haben wir 2011 den Turnaround geschafft. 2012 haben wir dann auch wieder die Gewinnzone erreicht. Wir haben in diesem Zuge unsere Kostenstrukturen so angepasst, dass wir heute ab einem Umsatz von 45 Mio. Euro in der Gewinnzone arbeiten. Damit fühlen wir uns sehr komfortabel aufgestellt, so dass wir dauerhaft schöne Gewinne und nachhaltig positive Cashflows ausweisen können.
aktiencheck.de: Per 31.12.2012 weisen Sie in der Bilanz eine sehr geringe Eigenkapitalquote von unter 4% aus. Wie bewerten Sie diese Kennzahl, auch im Hinblick auf den Branchendurchschnitt, und wie wollen Sie die Eigenkapitalquote in Zukunft ggf. steigern?
Karl-Heinz Mohr: Man kann und muss die Kennzahlen erklären. Durch die vier Verlustjahre sind wir beim Eigenkapital in den negativen Bereich gerutscht. Dafür war die Ertragssituation maßgeblich, aber auch unsere konsequente Bilanzpolitik, die wir uns mit mir als 100%-Eigentümer erlauben konnten. Denn wir haben im Branchendurchschnitt sehr geringe Wertansätze in unseren Vorräten, und wir haben keinerlei immaterielle Vermögensgegenstände aktiviert wie etwa unsere Marke. Auch diese Politik führte dazu, dass die Eigenkapitalquote - aus meiner zugegeben subjektiven Sicht - nichts mit der Aufstellung, Größe und Struktur der More & More AG zu tun hat. Zusätzlich muss man sehen, dass unser Fremdkapital trotz des geringen Eigenkapitals in absoluten Zahlen recht überschaubar ist und auch durch die Anleihe nur teilweise anwachsen wird, weil ein Teil in eine Umfinanzierung fließen wird.
aktiencheck.de: Laut Handelsbilanz belaufen sich die Verbindlichkeiten per 31.12.2012 auf rund 17,4 Mio. Euro. Können Sie uns kurz Auskunft darüber geben, wie sich diese in kurz-, mittel- und langfristige Verbindlichkeiten aufteilen?
Karl-Heinz Mohr: Unsere Bankverbindlichkeiten beliefen sich am Bilanzstichtag auf 5,3 Mio. Euro. Diese bewegen sich deutlich unter unserer Kreditlinie. Gleichzeitig planen wir mit der Anleihe, diese zurückzuführen. Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen liegen bei 4,1 Mio. Euro. Sie schwanken üblicherweise recht stark, das liegt in der Natur unseres Geschäfts. Auch hier planen wir mit den Mitteln aus der Anleihe deutliche Änderungen, denn wir wollen die Einkaufskonditionen deutlich optimieren und beispielsweise konsequent auf unser beträchtliches Einkaufsvolumen Skonto ziehen. Unsere Wechselverbindlichkeiten von 2,9 Mio. Euro sind langfristig stabil, weil sie gewissermaßen revolvierend fortgeführt werden. In den sonstigen Verbindlichkeiten subsumieren wir unterschiedliche Posten wie z. B. auch Steuerverbindlichkeiten.
aktiencheck.de: Wie sehen Ihre Planzahlen für 2013 und darüber hinaus aus und wo sehen Sie künftig besonders gute Wachstumsperspektiven für die von Ihnen adressierten Zielgruppen/-märkte?
Karl-Heinz Mohr: Aus prospektrechtlichen Gründen können wir die Planung 2013 nicht detailliert ausweisen. Wir wollen 2013 weiter wachsen - im höheren einstelligen Prozentbereich. Der bisherige Jahresverlauf bestätigt uns darin trotz des nicht einfachen Branchenumfelds. Auch die Auftragseingänge zeigen deutlich in die positive Richtung. Das Hauptwachstum wird aus dem Geschäft mit den großen Kunden im Einzelhandel kommen. Ein Beispiel: Zu unserer besten Zeit waren wir in 55 Häusern von Peek & Cloppenburg vertreten. In unserer schwierigen Phase sank diese Zahl auf ich glaube 3. Wir arbeiten hart daran, unsere Präsenz stetig wieder zu erhöhen und sind mittlerweile wieder in 19 Häusern vertreten. Zweiter Wachstumsbereich wird der Online-Handel sein sowohl über unseren eigenen Shop als auch über Partner wie Zalando, die auf starke Marken setzen.
aktiencheck.de: Ab dem 11. Juni können Anleger die More & More-Anleihe (ISIN DE000A1TND44/ WKN A1TND4) zeichnen. Warum sollten Anleger in Ihr Unternehmen investieren?
Karl-Heinz Mohr: Wir sind auch in schwierigen Zeiten nie etwas schuldig geblieben. Dafür stehe ich persönlich als 100%-Eigentümer. Gleichzeitig haben wir mit 8,125% einen attraktiven Zins - attraktiver als ich selbst wollte, aber gut: Das ist der Preis, den wir für unsere Vergangenheit bezahlen müssen. Wir sind heute mit unserer Marke und unseren Vertriebskanälen sehr gut aufgestellt. Um unsere Ziele zu erreichen, brauchen wir keine Experimente einzugehen, sondern einfach nur den eingeschlagenen Weg als Partner des Fachhandels weitergehen. Und die Anleger investieren in eine der starken Marken in der Damenoberbekleidung, die wir in über 30 Jahren aufgebaut haben.
aktiencheck.de: Können Sie kurz erläutern, wie die Mittel aus der Anleiheemission verwendet werden sollen und warum ein Kupon von 8,125% für Sie eine attraktive Form der (Re)Finanzierung ist?
Karl-Heinz Mohr: Als Unternehmer hätte ich mir einen etwas geringeren Zins gewünscht. Dennoch lässt sich für uns die Wirtschaftlichkeit der Anleihe gut darstellen. Wir strukturieren die Fremdkapitalseite um und optimieren unsere Einkaufskonditionen. Aus diesen beiden Maßnehmen generieren wir Ertragseffekte, die ab 2014 die Zinsbelastung aus der Anleihe ergebnisneutral kompensieren. Zusätzlich erhalten wir Mittel, die aus einer Liquiditätsreserve heraus der Weiterentwicklung des Unternehmens dienen, sei es im Online-Geschäft oder in der Weiterentwicklung der Marke.
aktiencheck.de: Wie sieht es mit der Besicherung des Bonds für die Investoren aus?
Karl-Heinz Mohr: Die Anleihe ist unbesichert. Wir haben Regeln festgelegt, die zum Beispiel garantieren, dass es keine Ausschüttungen in der AG gibt, bis dort nicht mindestens eine Eigenkapitalquote von 20 % erreicht ist. Wichtig ist auch zu wissen: Die Marke MORE & MORE lag bislang als Sicherheit bei den Banken. Diese bekommen wir jetzt wieder frei. Sie dient zwar nicht direkt als Sicherheit für die Anleihe, sie stärkt aber sehr wohl die Position des Unternehmens.
aktiencheck.de: Eine vollständige Zeichnung unterstellt, rechnen Sie in den kommenden Jahren mit weiterem Kapitalbedarf?
Karl-Heinz Mohr: Nein, das kann ich ausschließen. Wir sind gewissermaßen heute ein "generalüberholter Motor". Alle Vorarbeiten für eine stabile Aufwärtsentwicklung sind erbracht. Wir haben auch immer kontinuierlich in unsere Geschäfte investiert. Deshalb sehe ich auch keinen weiteren Kapitalbedarf. Sinnbildlich dafür kann auch stehen, dass wir planen, die Anleihe zu 100 % aus dem operativen Cashflow zurückzuführen und noch nicht einmal dafür eine wie auch immer geartete, auch nicht teilweise Anschlussfinanzierung planen.
aktiencheck.de: Gibt es ein Kreditrating für Ihr Unternehmen von einer unabhängigen Ratingagentur?
Karl-Heinz Mohr: Ja, wir wurden von Creditreform mit B+ geratet. Ich muss zugeben, das Ratingergebnis war für mich etwas enttäuschend. Wir wussten, dass unsere Bilanz durch die Jahre 2008 bis 2011 belastet war. Aber ich hätte mir einen stärkeren Blick auf Gegenwart und Zukunft erwartet.
aktiencheck.de: Warum haben Sie sich für diese Form der Kapitalbeschaffung entschieden und ist eventuell auch ein Börsengang der More & More AG ein Thema?
Karl-Heinz Mohr: Ein Börsengang ist derzeit aus zwei Gründen kein Thema. 1. sind wir derzeit noch zu klein. 2. kommen wir gerade aus einer erfolgreichen Neustrukturierung, die ich auch mit entsprechendem eigenen Kapital unterstützt habe. Nun will ich auch gemeinsam mit dem Team die Früchte nach dieser nicht einfachen Zeit ernten.
aktiencheck.de: Wo sehen Sie die More & More AG in fünf Jahren?
Karl-Heinz Mohr: Wir haben eine sehr klare Vorstellung, was wir in den nächsten fünf Jahren erreichen wollen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wollen wir eine führende Position in unserem Segment "Modern Woman" einnehmen. Wir wollen zu unserer bewährten Umsatz- und Ertragskraft mit einem Umsatzwachstum von jährlich rund 7% und einer EBITDA-Marge größer 10% zurückkehren. Und wir wollen über unseren Marktauftritt und unsere Kollektion unsere Kunden begeistern und so den Bekanntheitsgrad und den Markenwert von MORE & MORE noch weiter steigern.
aktiencheck.de: Vielen Dank für das Interview, Herr Mohr. (27.05.2013/ac/n/m)
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