17.01.2018 22:17:56
|
Mittelbayerische Zeitung: Runter von der Palme / Egal, ob bei der Wahl des Smartphones oder bei Palmöl im Treibstoff: So manche Annahme über die Umweltverträglichkeit führt in die Irre. Von Bernhard F
Regensburg (ots) - Anflug auf Krabi im Südwesten Thailands, eine
paradiesische Gegend mit bizarren, hoch aufragenden Kalksteinfelsen.
Diese Landschaft gilt als eine der schönsten auf der Welt. Doch je
tiefer das Flugzeug sinkt, umso klarer wird: Der Palmenwald unter dem
Jet hat Struktur, sehr klar, sehr definiert. Kilometerweit ziehen
sich Palmenplantagen, jede Pflanze streng geometrisch in einem
Raster. Das Paradies ist ein Trugbild, stattdessen geschundene Natur.
Hier wird Palmöl produziert. Vermutlich zum größten Teil für den
asiatischen Markt, um dort zum Kochen und Backen verwendet zu werden.
Aber Palmöl kommt in großen Mengen auch zu uns, beigemischt in
Kosmetik und Schokolade. Und als Biosprit, beigemischt zu Benzin und
Diesel aus Erdöl. Dabei ist klar: Die Bezeichnung "Bio" hat in diesem
Fall mit Umweltschonung nichts zu tun. Aus der Ferne importiertes
Palmöl hat in Treibstoffen, die hier verbrannt werden, null
Berechtigung. Das EU-Parlament bewegt sich in die richtige Richtung,
wenn es nun Palmöl als Basis von Biokraftstoffen verbannen will. Die
größten Exportländer von Palmöl, Indonesien und Malaysia, haben
bereits einen Boykott von Waren aus der EU angedroht, sollte der Bann
Wirklichkeit werden. Sie führen Millionen von Kleinbauern ins Feld,
die dann ihr Einkommen verlieren würden. Damit ist die Frage
gestellt: Müssen wir aus sozialer Verantwortung für die Bauern in
Fernost weiterhin umweltschädliches Palmöl verbrennen? Die Antwort
lautet Nein, ganz klar. Zwar verdienen diese Bauern ihr Geld unter
anderem durch den Export des Öls. Aber sie ruinieren damit
gleichzeitig langfristig ihre Existenzgrundlage - einen Boden, auf
dem noch etwas wächst, Wasser, das noch trinkbar ist und Pflanzen
nährt, die dann noch Mensch und Tier ernähren können, ohne ihre
Körper zu vergiften. Ethisch bedachter und ökologisch schonender
Konsum ist sehr oft schwieriger als zunächst vermutet. Es ist ja
durchaus möglich, dass bei einer sinkenden Nachfrage nach Palmöl die
Bauern etwas noch Umweltschädlicheres mit ihren Flächen anstellen.
Das lässt sich momentan schlecht abschätzen. Die betroffenen Staaten
könnten aber immerhin versuchen, Anreize zu schaffen, damit das nicht
geschieht. Jedenfalls sind die Auswirkungen des Palmöl-Anbaus in
großem Stil derart schädlich, dass die EU deren Fortbestehen auf
keinen Fall unterstützen sollte. Das Unschöne an der Beimischung des
Palmöls in unsere Treibstoffe ist ja auch, dass wir damit unsere
CO2-Bilanz aufhübschen. Dabei ist es wahrscheinlich, dass es der
Umwelt weniger ausmachen würde, wenn wir stattdessen lieber beim
Erdöl blieben. Angesichts solcher Unübersichtlichkeiten resigniert
der gewöhnliche Konsument schon mal und denkt sich, der Umwelt kann
man es aber auch nicht Recht machen. Wettert man gegen Glyphosat und
verbannt es von den Feldern, greifen die Landwirte vermutlich zu
einem noch problematischeren Stoff. Kauft man bewusst kein
Apple-Handy, weil die ihre Akkus so verbauen, dass man sie selbst
nicht tauschen kann, kommt doch glatt eine Nachhaltigkeitsstudie
daher, die Apple nach dem Fairphone die beste Umweltverträglichkeit
bescheinigt. Der Grund: Die Amerikaner verzichten auf gefährliche
Chemikalien und produzieren relativ klimafreundlich. Chinesische
Hersteller wie Huawei oder Xiaomi kommen dagegen schlecht weg,
genauso Samsung aus Südkorea. Das relativiert sich wieder, wenn der
Konsument jedes Jahr das neueste iPhone kauft und so den
Ressourcenverbrauch weiter beschleunigt. In diesem Fall ist die Lage
aber übersichtlich. Wer nicht unbedingt auf den letzten technischen
Fortschritt angewiesen ist - was bei den wenigsten Anwendern der Fall
sein dürfte -, behalte seine Geräte länger. Das hilft der Umwelt,
ganz sicher.
OTS: Mittelbayerische Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/62544 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_62544.rss2
Pressekontakt: Mittelbayerische Zeitung Redaktion Telefon: +49 941 / 207 6023 nachrichten@mittelbayerische.de
![](https://images.finanzen.at/images/unsortiert/wertpapierdepot-absichern-aktienchart-boerse-750493204-260.jpg)
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!