06.04.2015 22:57:37
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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum EU-Arbeitsmarkt/Zuwanderung: Durch den Rost von Norbert Mappes-Niediek
Regensburg (ots) - Wenn Zuwanderer vom Balkan es ins Fernsehen
schaffen, dann als Armutsflüchtlinge oder panikgetriebene Flut. Es
könnte ganz anders sein. Schon in Umfragen und Erhebungen aus den
1970-er Jahren standen die damaligen Jugoslawen in Sachen Integration
ganz oben. Sie hatten von allen Gastarbeitergruppen die höchsten
Abiturientenzahlen und den größten Anteil an Ehen mit Deutschen - und
zwar ganz gleich ob Serben, Kroaten, Muslime oder Roma. Obendrein hat
inzwischen eine halbe Generation Kosovaren einen Teil der Schulzeit
im deutschsprachigen Ausland verbracht. Und die Bosnier sind mit 83
Prozent Erfolgsquote die Weltmeister im Deutschtest. Geht es aber im
alternden Deutschland darum, qualifizierte Zuwanderer anzuziehen,
fallen die Südosteuropäer durch den Rost. Ausgerechnet aus dem
Kosovo, das alljährlich Legionen von optimistischen jungen Leuten in
die Perspektivlosigkeit entlässt, darf man in die EU noch nicht
einmal frei reisen. Visaanträge, erst recht für die Arbeit, werden
besonders scharf geprüft. Das zugrundeliegende Vorurteil, junge
Kosovaren gerieten in Deutschland oft auf die schiefe Bahn, bestätigt
sich selbst. Wer zu Hause nicht arbeiten kann, und es im Ausland
nicht darf, dem bleibt nicht viel anderes übrig. Das Argument, die
nachwachsende Generation solle bitte lieber zu Hause bleiben und erst
mal das eigene Land in Ordnung bringen, zieht nicht. Man hat gar
nicht die Chance dazu. In den verarmten Staaten der Region wird
nirgendwo nach Qualifikation eingestellt, nur nach Beziehungen - was
bei der hohen Arbeitslosigkeit übrigens niemanden wundern muss. Junge
Leute suchen sich schon ihr Studienfach mit Blick auf einen
Arbeitsplatz im europäischen Ausland. Sie tun gut daran. Ohne Europa
haben ohnehin weder sie selbst noch ihre Nationen eine Chance.
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