03.11.2015 22:17:39
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Mittelbayerische Zeitung: Der Brandstifter / Die Pöbeleien von Pegida-Chef Bachmann sind gefährlich. Die Demokratie muss den Anfängen wehren. Leitartikel von Reinhard Zweigler
Regensburg (ots) - Dresdens unrühmlicher Pegida-Chef Lutz Bachmann
probt die kalkulierte Provokation. Der vorbestrafte Einbrecher und
Drogenhändler hat nicht nur Flüchtlinge pauschal als "Viehzeug",
"Gelumpe" oder "Dreckspack" verunglimpft, wogegen seit Monaten von
der Staatsanwaltschaft ermittelt wird. Bachmanns Entgleisungen sind
keine einmaligen Ausrutscher, sondern haben Methode. Der Mann zeigte
sich nicht nur mit Hitler-Bärtchen im sozialen Netz und führt das
Wort bei den ausländerfeindlichen Pegida-Aufmärschen. Nun beleidigte
der Rechtspopulist auch noch Bundesjustizminister Heiko Maas als
"schlimmsten geistigen Brandstifter" seit Goebbels und Karl-Eduard
von Schnitzler. Eine eklige Entgleisung. Bachmann verfährt nach dem
Trick, den Ladendiebe anwenden, um nicht geschnappt zu werden. Sie
rufen lauthals: Haltet den Dieb! Dass Bachmann Joseph Goebbels, den
obersten Propagandisten und gerissenen Einpeitscher des Nazi-Regimes,
"Wollt ihr den totalen Krieg?", einen Verbrecher, in einem Atemzug
mit dem Demokraten Maas nennt, ist natürlich völlig unsinnig,
hanebüchen, beleidigend. Doch diese Provokation ist von Bachmann
offensichtlich bewusst gewählt worden. Er will austesten, wie weit er
gehen, wie weit er dem Rechtsstaat auf der Nase herum tanzen kann.
Dass Bachmann noch dazu den ehemaligen Chefpropagandisten des
DDR-Fernsehens Karl-Eduard von Schnitzler mit Maas vergleicht, zeigt
nur, er will an offenbar tief sitzende Ressentiments von Ostdeutschen
gegen den einstigen SED-Chefkommentator anknüpfen. Allerdings gilt
die Devise: es ist nicht alles ein Vergleich, was hinkt. In der
Wirkung sind solche Worte, wie sie Bachmann und andere
Pegida-Anführer, aber auch manche AfD-Leute, benutzen, jedoch
gefährlich. Sie schüren Hass, gegen Flüchtlinge, gegen Ausländer,
gegen Politiker, Polizisten, gegen Helfer und Journalisten. Bachmann
gibt den leutseligen Biedermann, dabei ist er ein Brandstifter. Ein
Brandstifter mit Worten. Die Saat der Pegida geht leider auf. Seit
Tagen eskaliert die Gewalt gegen Flüchtlinge. Vor allem, aber nicht
nur, in den ostdeutschen Ländern. Die Sätze, die Bachmann und Co. in
Dresden und anderswo hasserfüllt ausrufen, werden zu nächtlichen
Brandsätzen. Das Grundgesetz, das die Würde jedes Menschen
garantiert, wird mit Füßen getreten. Rechtspopulisten wie Bachmann
oder der Thüringer AfD-Mann Höcke wollen eine andere Republik. Wer
bei Pegida und ihren Ablegern mitmarschiert, aus welchen Bewegründen
auch immer, muss wissen, dass er rechtsgerichteten Rattenfängern
folgt. Eine wirkliche Lösung für das derzeitige Flüchtlingsproblem
haben die übrigens auch nicht. SPD-Mann Maas verzichtete nun auf eine
Anzeige wegen Beleidigung. Er will Bachmann nicht noch mehr
öffentliche Beachtung, nicht noch eine weitere Bühne zur Verbreitung
seiner kruden Thesen bieten. Das mag im konkreten Fall des
Bundesministers richtig sein. Aber wie wehrt sich ein bedrängter
Bürgermeister, Landrat, Polizeibeamter, Sozialarbeiter, wie wehren
sich Helfer gegen Pöbeleien? Jetzt sind der Staat und vor allem die
wehrhafte Zivilgesellschaft gefordert. Wir dürfen es verblendeten
Ausländerhassern nicht durchgehen lassen, dass sie Menschen pauschal
verunglimpfen, bedrohen oder sogar tätlich angreifen. Man kann über
die derzeitige Flüchtlingspolitik der Berliner Koalition trefflich
streiten, kann Fragen stellen, Einwände äußern. So funktioniert
Demokratie. Doch wer zu Hass und Gewalt aufruft, stellt sich
außerhalb unserer Werteordnung. Entgleisungen von Bachmann und
anderen dürfen wir uns nicht bieten lassen. Demokratie muss wehrhaft
sein.
OTS: Mittelbayerische Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/62544 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_62544.rss2
Pressekontakt: Mittelbayerische Zeitung Redaktion Telefon: +49 941 / 207 6023 nachrichten@mittelbayerische.de
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