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Euro am Sonntag-Spezial 03.12.2016 06:53:29

Minen-Aktien: So rüsten Sie sich für's Comeback!

von Oliver Ristau, Euro am Sonntag

Augen geradeaus: Die Rohstoffriesen versuchen den größten Niedergang der jüngsten Vergangenheit hinter sich zu lassen. Beispiel BHP Billiton: Der australische Minengigant, der vor allem Kohle, Eisenerz und Kupfer aus dem Boden bricht und damit zuletzt Milliardenverluste einfuhr, träumt vom Zeitalter der Elektromobilität, in dem Metalle das neue Öl werden. "Ein rein batteriebetriebenes Elektrofahrzeug braucht viermal so viel Kupfer wie ein herkömmliches Fahrzeug", blickt Huw McKay, Chef der Analyseabteilung beim Konzern in Melbourne, nach vorn.


Doch noch belastet die Vergangenheit. Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 30. Juni 2016 endete, fuhr der Konzern einen Verlust von sechs Milliarden Euro ein. Maßgeblich dafür war der Preisverfall der Rohstoffe, der BHP knapp zehn Milliarden Euro kostete. Daneben wirkten sich Wertberichtigungen auf zu teuer eingekaufte US-Ölfelder und Milliardenkosten für den Dammbruch im brasilianischen Samarco, bei dem eine Flut von Giftschlamm aus der Eisenerzförderung die Umwelt verseuchte, negativ aus.

Zwischen Panik und Gier

Zwar steigt der weltweite Verbrauch von Metallen wie Kupfer, Aluminium, Nickel, Zink oder Blei Jahr für Jahr. Doch weil die Produzenten in Zeiten hoher Preise viele neue Bergbauprojekte initiiert haben, ist das Angebot in den letzten Jahren noch schneller gewachsen. Von der Investitionsentscheidung dauert es fünf bis sieben Jahre, bis eine neue Mine in Betrieb geht. Die Folge sind hohe Überkapazitäten wie derzeit etwa bei Eisenerz und Stahl.

Der Preisverfall war so heftig, dass er manche Produzenten wie BHP nicht nur in die Verlustzone, sondern an den Rand des Ruins getrieben hat. Prominentestes Beispiel ist die Schweizer Glencore-Gruppe. Aus Angst, die Banken könnten den hoch verschuldeten Riesen fallen lassen, suchten Investoren im letzten Jahr panisch das Weite. Der Aktienkurs stürzte innerhalb weniger Monate von 4,20 Euro auf ein Euro ab.



Mittlerweile scheint für Glencore das Schlimmste überstanden. Die Firma hat sich einen radikalen Sparkurs verordnet und ist in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Die Folge: Die Aktie hat seit dem Tief 300 Prozent gutgemacht.

Raus aus dem Kurstief

Der ganze Sektor ist im Erholungsmodus. Der MSCI-Index auf Aktien globaler Metall- und Minenunternehmen stieg im laufenden Jahr um mehr als 50 Prozent. "Die Basismetalle befinden sich derzeit inmitten einer Mini-Renaissance", sagt Colin Hamilton, Chef der Rohstoffanalyse von Macquarie.

Die Preise aller an der Londoner Metallbörse (LME) gehandelter Industriemetalle sind auf Höhenflug. So verteuerte sich Aluminium im vergangenen halben Jahr um zehn Prozent, Kupfer um mehr als 20 Prozent und Blei und Nickel um mehr als 30 Prozent. Der weltweit bedeutendste Metallrohstoff Eisenerz legte um gut 20 Prozent zu.

In den Vorjahren drückte das Angebot auf die Notierungen. Und obwohl sich an der guten Versorgungslage bisher wenig geändert hat: "In diesem Jahr ist es die Nachfrage, die die Preise antreibt", so Hamilton. Wie meistens bei Rohstoffen heißt der Grund China.

"Das Land ist für mehr als die Hälfte des weltweiten Verbrauchs verantwortlich", sagt Rohstoffanalyst Daniel Briesemann von der Commerzbank. "Und nach den jüngsten Daten der chinesischen Planungsbehörde NDRC bleibt der Bedarf an Industriemetallen auch bis zum Anfang des kommenden Jahrzehnts hoch, auch wenn die Wachstumsraten abnehmen."

Dazu kommt, dass bei Metallen wie Nickel und Zink Anfang des Jahres Angebotsengpässe aufgetreten sind. Davon profitierten zum Beispiel die Aktien der neben Kupfer auch auf Nickel fokussierten kanadischen Firma First Quantum Minerals mit einem Plus von rund 200 Prozent im laufenden Jahr.

Die Rally bei den Minenaktien ist zuletzt noch durch die Wahl von Donald Trump zum neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten befeuert worden, der die marode Infrastruktur in den USA mit Hunderten Milliarden Dollar aufpolieren will. Und nichts sei so metallintensiv wie Infrastrukturprojekte - Brücken, Straßen, Stromleitungen, Gebäude -, so Macquarie-Analyst Hamilton.

Der nächste Zyklus

"Die Industriemetalle holen die Aufwärtsbewegung anderer Rohstoffe nach und ziehen wieder vermehrt spekulatives Interesse von Investoren an", listet Analyst Briesemann weitere Argumente auf. "Das Segment hatte zudem Nachholpotenzial, verglichen mit der Bewertung anderer Anlageklassen."

Die Erholung steht kurzfristig zwar auf wackligen Beinen. Denn die Überkapazitäten sind längst nicht vom Tisch. Noch steht die Eröffnung einer Reihe von neuen Kupferminen an, und auch die Aluminiumproduktion legte zuletzt weiter zu. Doch dann könnte der typische Schweinezyklus greifen. Weil die Produzenten seit Jahren keine neuen Projekte in nennenswerter Größe mehr initiierten, wird die Förderung irgendwann nicht mehr mit der steigenden Nachfrage Schritt halten können, und zwar ab dem Zeitpunkt, wenn die letzten Neuprojekte des vergangenen Zyklus realisiert worden sind. Das ist laut Commerzbank ab 2017/2018 der Fall und könnte langfristig deutlich steigende Notierungen zur Folge haben, die die Gewinne der Rohstoffriesen überproportional klettern lassen. Die jetzige Erholungsrally ist ein möglicher Vorbote dieser Entwicklung.

Der technologische Wandel tut sein Übriges. So könnte der neue Rohstoffzyklus mit dem einsetzenden Boom der Elektromobilität zusammentreffen, wie von BHP Billiton erhofft, und so für Extrafeuer in einer heißen Branche sorgen. Investor-Info

ETC
Industriemetalle im Paket

Mit dem Rohstoff-ETC investieren Anleger in die Entwicklung der wichtigsten Buntmetalle Blei, Kupfer, Nickel, Zinn und Zink. Sie profitieren damit von einer grundsätzlichen Verteuerung dieser Industrierohstoffe. Insbesondere das stark gewichtete Kupfer könnte wegen seiner Bedeutung für Bauwirtschaft und Elektronik vor deutlichen Zuwachsraten stehen. Zugleich ist dessen Preis im historischen Vergleich trotz jüngster Gewinne immer noch niedrig.

Caterpillar
Schaufeln und baggern

Kaum eine große Mine, in der keine Maschine von Caterpillar arbeitet. Im Bergbau geht ohne die riesigen Fahrzeuge gar nichts. Steigen die Rohstoffpreise, dann legen die Margen der Bergbaukonzerne zu und Investitionen in Modernisierung und Ausbau der Fuhrparks stehen an. Der solide US-Konzern aus Illinois zählt wegen seiner etablierten Stellung im Minengeschäft klar zu den Profiteuren einer möglichen Minen-Renaissance sowie einer möglichen Trump-getriebenen Infrastrukturoffensive in den USA.

BHP Billiton
Wahrer Rohstoffriese

BHP Billiton ist einer der größten Rohstoffkonzerne der Welt. Die auf Eisenerz, Kupfer, Kohle und Erdöl breit fokussierten Australier sollten im laufenden Jahr dank des zweistelligen Anstiegs ihrer Verkaufspreise den Gewinn wieder deutlich ausbauen können. Da das Unternehmen trotz Erholung immer noch weit von ehemaligen Höchstkursen entfernt ist und eine solide Dividende zahlt, können Anleger mit der Aktie auf eine Fortsetzung der Minenrally setzen und zugleich von der Erholung des Ölpreises profitieren.

Weitere Links:

Analysen zu BHP Billiton Ltd.mehr Analysen

20.08.24 BHP Billiton Hold Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
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Aktien in diesem Artikel

BHP Billiton Ltd. 24,67 0,86% BHP Billiton Ltd.
Caterpillar Inc. 388,50 0,13% Caterpillar Inc.
First Quantum Minerals Ltd. 12,49 2,38% First Quantum Minerals Ltd.
Glencore plc 4,55 0,02% Glencore plc