16.08.2016 22:42:47

MÄRKTE USA/Zinsdebatte verunsichert Wall Street

   NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem Rekordlauf des Vortages wurde den Anlegern an der Wall Street am Dienstag die Luft zu dünn. Dass sich nach den Allzeithochs von Dow-Jones-Index, S&P-500 und Nasdaq nur moderate Gewinnmitnahmen einstellten, werteten Händler als Zeichen der Stärke. Für Unsicherheit sorgten indes die unterschiedlichen Meinungen von Fed-Vertretern in der Zinsdebatte, die wieder voll entbrannt ist.

   Der Dow-Jones-Index verlor 0,5 Prozent auf 18.552 Punkte, der S&P-500 fiel um 0,6 Prozent auf 2.178 Punkte, und der Nasdaq-Composite sank um 0,7 Prozent auf 5.227 Punkte. Umgesetzt wurden 747 (Montag: 739) Millionen Aktien. Dabei standen an der NYSE 933 (1.970) Kursgewinnern 2.080 (1.079) -verlierer gegenüber, unverändert schlossen 114 (79) Titel.

Dudley und Lockhart als Falken Bereits am Vortag hatte John Williams, US-Notenbankgouverneur für den Bezirk San Francisco, eine Anhebung des Inflationsziels der US-Notenbank von derzeit 2 Prozent ins Gespräch gebracht. Am Dienstag nun ruderten seine Kollegen zurück. Denn nach Auffassung von William Dudley, Fed-Präsident des Bezirks New York, dürfte sich die US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr besser entwickeln als in den ersten sechs Monaten.

   Und auch Dennis Lockhart, Fed-Präsident von Atlanta, sieht die amerikanische Konjunktur optimistisch. Im laufenden Jahr könnte mindestens eine Zinserhöhung angemessen sein. Selbst den September als Termin für ein Anziehen der Zinszügel wollte er nicht ausschließen. Tatsächlich preisen die sogenannten Fed-Fund-Futures nun eine September-Erhöhung mit 18 Prozent ein nach 9 Prozent am Montag. Für Dezember wird die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung mit 45,5 Prozent gesehen.

   Die Inflation bleibt indes niedrig und untermauert die Spekulation weiter niedriger US-Zinsen. Der Inflationsdruck ist im Juli auf Jahressicht etwas zurückgegangen. Auf Monatssicht stagnierten die Verbraucherpreise wie erwartet. Die Kernverbraucherpreise erhöhten sich etwas weniger deutlich als prognostiziert.

   Einen Dämpfer erhielt der Markt vom Bausektor. Die Zahl der US-Baubeginne ist im Juli zwar anders als erwartet deutlich gestiegen, dagegen ist die Zahl der Baugenehmigungen entgegen den Prognosen gesunken, was als Hinweis auf Vorsicht bei Hausbauern gewertet wird. Freundlich präsentierte sich dagegen die Aktivität der Industrie. Diese hat im Juli mehr als erwartet produziert und eine bessere Auslastung ihrer Kapazitäten verzeichnet.

Dollar auf Talfahrt Der Devisenmarkt nahm indes keine US-Zinswende ins Kalkül, denn der Dollar tendierte zur Schwäche. Der Yen hat im Zug seiner Aufwärtsbewegung zum Dollar die 100er Marke geknackt. Erstmals seit dem frühen 24. Juni, dem Tag nach der Brexit-Abstimmung in Großbritannien, kostete der Dollar zwischenzeitlich wieder weniger als 100 Yen. Im Tagestief fiel er auf 99,54 Yen zurück, verglichen mit Ständen um 101,25 im späten US-Geschäft am Montag. Im späten Geschäft ging der Dollar bei 100,27 Yen um. Und auch der Euro war mit 1,1278 Dollar so teuer wie zuletzt Ende Juni. Mit den gemischten Baudaten erholte sich der Greenback nur wenig.

Gold kann Gewinne nicht halten Dank der Dollarschwäche gewann Gold zunächst an Attraktivität, weil es für Anleger außerhalb des Dollarraums günstiger wird. Die Feinunze tendierte aber im späten Geschäft knapp behauptet bei 1.346 US-Dollar. Die Hinweise auf eine Zinswende ließen die Gewinne abschmelzen.

   Auch der Ölpreis profitierte vom schwachen Greenback. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 1,8 Prozent auf 46,58 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent gewann 2 Prozent. Die jüngste Stärke beim Ölpreis rührte aber nicht nur von der Dollarschwäche, auch die Hoffnung auf preisstützende Maßnahmen der Opec halfen. Analysten sind aber skeptisch und rechnen nicht mit einer Begrenzung der Fördermenge des Erdölkartells im September trotz intensiver Bemühungen aller Beteiligten. Vertreter Russlands und der Opec wollen ohnehin erst im Oktober zu ihrem geplanten Energiedialog zusammenkommen, um Wege der Preisstabilisierung zu erörtern.

   Nach der Vortagestalfahrt am Rentenmarkt fielen die Notierungen weiter, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen kletterte um zwei Basispunkte auf 1,58 Prozent. Auch hier stützten die falkenhaften Töne von Fed-Repräsentanten.

Home Depot überzeugt Unter den Einzelwerten litten Home Depot nach guten Zahlen unter Gewinnmitnahmen und gaben 0,6 Prozent ab. Die Baumarktkette hat abermals die Prognose erhöht. Das Unternehmen setzte dank der starken Nachfrage nach Heimwerkerbedarf im zweiten Quartal so viel um wie noch nie in einem Vierteljahr. Auch der Gewinn erreichte eine Rekordhöhe. Die Industriegasekonzerne Linde und Praxair verhandeln über einen Zusammenschluss. Die Praxair-Aktie gewann 2,7 Prozent. Apple zeigten mit minus 0,1 Prozent relative Stärke. Das Beteiligungsunternehmen Berkshire Hathaway von Investorenlegende Warren Buffett hat im zweiten Quartal seinen Anteil an dem iPhone-Hersteller um 5,42 Millionen Aktien aufgestockt. Zudem kündigte Apple-Chef Tim Cook an, die Investitionen in China zu erhöhen.

   Gute Quartalszahlen konnten Anleger bei Fabrinet nicht überzeugen. Der Kurs fiel um 5,9 Prozent, nachdem er vorbörslich noch um knapp 7 Prozent zugelegt hatte. Anleger nahmen Gewinne mit, nachdem die Aktie im laufenden Jahr bereits 78 Prozent gutgemacht hat. Ein Kursdebakel von gut 26 Prozent erlebten Hain Celestial. Der Lebensmittelhersteller hat die Vorlage seiner Geschäftszahlen verschoben, nachdem Ungereimtheiten bei der Umsatzermittlung aufgetaucht waren.

   Nachdem der US-Sportartikelhersteller Dick's im Mai seine Gewinnprognose gekürzt und für das zweite Quartal einen Gewinnausblick deutlich unter Konsenserwartungen abgegeben hatte, nahm die Geschäftsentwicklung eine eher überraschende Wendung. Am Ende übertraf Dick's die Analystenerwartungen für den Gewinn und prognostiziert inzwischen für das Gesamtjahr wieder Gewinne am oberen Ende der ursprünglichen Prognosenspanne bzw. sogar darüber. Die Titel schnellten um 7,1 Prozent empor.

   Cintas verteuerten sich um 5,2 Prozent. Der Spezialist für Berufsbekleidung will den Wettbewerber G&K Services für rund 2 Milliarden Dollar übernehmen.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 18.552,02 -0,45 -84,03 6,47 S&P-500 2.178,15 -0,55 -12,00 6,57 Nasdaq-Comp. 5.227,11 -0,66 -34,90 4,39 Nasdaq-100 4.797,19 -0,62 -29,93 4,44

ANLEIHEN Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 3/4% 2-jähr. 100 -1/32 0,746% +2,0BPS 3/4% 3-jähr. 99 21/32 -3/32 0,869% +2,7BPS 1 1/8% 5-jähr. 99 27/32 -4/32 1,158% +2,8BPS 1 1/4% 7-jähr. 98 28/32 -6/32 1,423% +2,6BPS 1 1/2% 10-jähr. 99 10/32 -7/32 1,576% +2,2BPS 1 1/2% 10-jähr. 99 10/32 -7/32 1,576% +2,2BPS 2 1/4% 30-jähr, 99 -14/32 2,297% +2,0BPS

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.15 Uhr Mo, 17.28 Uhr % YTD EUR/USD 1,1277 +0,55% 1,1216 1,1196 +3,8% EUR/JPY 113,0804 +0,55% 112,4660 113,19 -24,5% EUR/CHF 1,0852 -0,22% 1,0877 1,0883 -0,2% EUR/GBP 0,8647 -0,49% 0,8689 1,1501 +17,4% USD/JPY 100,27 -0,00% 100,27 101,10 -14,6% GBP/USD 1,3042 +1,03% 1,2909 1,2875 -11,6%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,62 45,74 +1,9% 0,88 +10,0% Brent/ICE 49,20 48,35 +1,8% 0,85 +13,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.346,38 1.348,10 -0,1% -1,72 +26,9% Silber (Spot) 19,82 19,83 -0,0% -0,01 +43,4% Platin (Spot) 1.117,50 1.110,50 +0,6% +7,00 +25,4% Kupfer-Future 2,17 2,15 +0,9% +0,02 +1,0% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/DJN/raz

   (END) Dow Jones Newswires

   August 16, 2016 16:11 ET (20:11 GMT)

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