07.02.2018 22:16:47

MÄRKTE USA/Wall Street von steigenden Rentenrenditen ausgebremst

NEW YORK (Dow Jones)--Steigende Rentenrenditen haben am Mittwoch Gewinne an der Wall Street verhindert, nachdem die US-Börsen lange Zeit im Plus gehandelt worden waren. Die US-Börsen kehrten damit wieder zu dem bekannten Muster vor dem Crash vom Montag zurück. Steigende Inflationserwartungen beflügelten die Renditen als Vorgriff auf künftige Zinserhöhungen. Auch zur Wochenmitte zeigten sich die US-Börsen volatil, allerdings erreichte das Ausmaß nicht mehr das Vortagesniveau. Der Volatilitätsindex VIX, auch als "Angstbarometer bekannt", kam zurück, nachdem dieser am Vortag den höchsten Stand seit 2009 markiert hatte. Der Dow-Jones-Index büßte 0,1 Prozent auf 24.893 Punkte ein, S&P-500 und Nasdaq-Composite verloren 0,5 bzw. 0,9 Prozent. Umgesetzt wurden 1,136 (Dienstag: 1,444) Milliarden Aktien. Dabei standen den 1.555 (2.180) Kursgewinnern an der NYSE 1.435 (851) -verlierer gegenüber, unverändert schlossen 113 (79) Titel.

"Der Markt war bislang gepolt auf hervorragende Unternehmensberichte, hohes Wachstum und dies ohne große Inflation oder bedeutsame Zinserhöhungen. Dieser Idealzustand ist vergangen und wir sind zurück in einem normalen Umfeld, wo wir ein überzeugendes Wachstum mit steigenden Zinsen erleben. Diese Neujustierung bringt einige Turbulenzen mit sich", sagte Chefanalyst Alec Young von FTSE Russell.

Unterschiedliche Signale von der Fed

Aus dem Kreise der US-Notenbank kamen zur Zinsproblematik unterschiedliche Signale: Fed-Präsident William Dudley aus New York sah keine Folgen der jüngsten Kursschwankungen an den Börsen für Wirtschaft und Geldpolitik. Seine Erwartungen hätten sich nicht verändert, nur weil der Aktienmarkt etwas niedriger als vor ein paar Tagen stehe, sagte der Vizepräsident des Fed-Offenmarktausschusses. Sein Kollege Charles Evans aus Chicago äußerte sich dagegen zurückhaltend. Er wolle erst noch mehr Hinweise für ein Anziehen der Inflation sehen, bevor die Notenbank die Zinsen weiter anheben sollte.

Am Rentenmarkt zogen die Renditen auf breiter Front im späten Geschäft an. Zehnjährige US-Staatsanleihen rentierten mit 2,84 Prozent und damit 4 Basispunkte höher als am Vortag. Die Rendite 30-jähriger Langläufer kletterte auf den höchsten Wert seit März 2017. Händler verwiesen auf die wieder gestiegene Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung im März. Diese war nach dem Flashcrash der Wall Street am Montag zwischenzeitlich auf 80 Prozent gefallen, bewegte sich zuletzt aber wieder Richtung 100 Prozent.

Politik drückt Rentennotierungen

Zur Schwäche der Rentennotierungen mit steigenden Renditen trug aber auch die Politik bei, die sich auf einen Bundeshaushalt geeinigt hatte. Führende Mitglieder des Senats gaben bekannt, dass sich Republikaner und Demokraten in der Kongresskammer auf ein Haushaltsgesetz geeinigt hätten, das sich über zwei Jahre erstrecken soll. Es sah in einigen Bereichen deutliche Mehrausgaben und eine Anhebung der Schuldenobergrenze vor, so dass Analysten vor neuen Schulden und damit einem anziehenden Neuangebot am Rentenmarkt warnten.

Die wieder höher eingeschätzte Wahrscheinlichkeit auf eine Märzerhöhung der US-Zinsen beflügelte den US-Dollar. Der Greenback erholte sich aber auch durch die Fortschritte bei den Verhandlungen über einen Haushalt in den USA. Denn bislang waren die Ausgaben der US-Regierung nur über eine Zwischenlösung gedeckt, die zumindest kurzfristig einen Regierungsstillstand verhinderte. Der ICE-Dollarindex kletterte um 0,8 Prozent. Der Euro fiel auf 1,2263 Dollar nach Wechselkursen um 1,2380 am Vorabend. Der festere Greenback und die Zinserhöhungsspekulationen drückten den Goldpreis um 0,7 Prozent auf 1.315 Dollar. Zum Settlement sank die Feinunze auf ein Einmonatstief.

Die Ölpreise gerieten mit dem Anziehen des Dollar und der Bekanntgabe der wöchentlichen US-Vorratsdaten unter Abgabedruck und sanken auf den tiefsten Stand seit einem Monat. Die Rohöllagerbestände hatten in der Woche zum 2. Februar zugelegt, wenn auch weniger stark als von Analysten erwartet. Bei den zuvor separat ermittelten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) war aber ein Lagerabbau registriert worden. Zudem zeigten die Regierungsdaten weiter steigende US-Fördermengen. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 2,5 Prozent auf 61,79 Dollar, für die global gehandelte Sorte Brent ging es um 2,0 Prozent auf 65,51 Dollar nach unten.

Disney und Snap im Fokus

Unter den Einzelaktien fiel die Aktie von Walt Disney um 1,3 Prozent. Der Unterhaltungskonzern war in seinem ersten Geschäftsquartal wieder gewachsen und verdiente deutlich mehr als vor einem Jahr. Bereinigt lag der Gewinn über den Markterwartungen, der Umsatz jedoch darunter.

Snap hatte nach der Durststrecke wieder ein stärkeres Wachstum gezeigt, was den Kurs um 47,6 Prozent haussieren ließ. Das Unternehmen aus dem Bereich Soziale Netzwerke verdoppelte den Verlust im vierten Quartal zwar, jedoch kletterte der Umsatz um 72 Prozent und übertraf die Analystenschätzungen. Snapchat gewann 8,9 Millionen tägliche Nutzer im vierten Quartal hinzu.

Gilead Sciences kletterten um 3,0 Prozent. Der Pharmahersteller übertraf mit seinen Quartalszahlen die Konsensschätzungen, schwächelte aber beim Ausblick. Die Jefferies-Analysten sprachen insgesamt von einer "attraktiven Story einer Trendwende." Chipotle Mexican Grill brachen um 10,6 Prozent ein, Anleger zeigten sich besorgt über die Wachstumsentwicklung und die Suche nach einem neuen Chef.

Die Titel des Kasino- und Hotelbetreibers Wynn Resorts legten um 8,6 Prozent zu, nachdem CEO Steve Wynn nach Vorwürfen sexueller Belästigung zurückgetreten war. Die renommierte Zeitung Los Angeles Times wird von dem milliardenschweren Biotechnologie-Investor Patrick Soon-Shiong übernommen. Dieser kauft die Zeitung zusammen mit anderen Blättern vom US-Medienkonzern Tronc zum Gesamtpreis von 500 Millionen Dollar. Tronc schnellten um 19,1 Prozent in die Höhe.

Der US-Spielwarenhersteller Hasbro hat seinen Rivalen Mattel zum ersten Mal seit beinahe einem Vierteljahrhundert wieder beim Umsatz übertroffen. Zwar musste Hasbro im vierten Quartal einen unerwarteten Umsatzeinbruch um 2 Prozent hinnehmen, doch musste auch Mattel 2017 Federn lassen. Hasbro legten um 8,9 Prozent zu.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 24.893,35 -0,08 -19,42 0,70

S&P-500 2.681,66 -0,50 -13,48 0,30

Nasdaq-Comp. 7.051,98 -0,90 -63,90 2,15

Nasdaq-100 6.582,02 -1,26 -83,96 2,90

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,13 2,0 2,11 92,3

5 Jahre 2,57 2,6 2,54 64,3

7 Jahre 2,74 2,9 2,71 49,5

10 Jahre 2,84 4,2 2,80 39,9

30 Jahre 3,12 5,2 3,07 5,1

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:23 Di, 17:37 % YTD

EUR/USD 1,2267 -0,92% 1,2396 1,2369 +2,1%

EUR/JPY 134,37 -1,03% 135,33 134,98 -0,7%

EUR/CHF 1,1578 -0,08% 1,1583 1,1620 -1,1%

EUR/GBP 0,8836 -0,39% 0,8863 1,1270 -0,6%

USD/JPY 109,54 -0,13% 109,17 109,13 -2,8%

GBP/USD 1,3881 -0,56% 1,3986 1,3940 +2,7%

Bitcoin

BTC/USD 8.240,88 +8,15% 7.377,34 6.985,20 -42,63

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 61,70 63,39 -2,7% -1,69 +2,1%

Brent/ICE 65,52 66,86 -2,0% -1,34 -1,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.315,58 1.324,60 -0,7% -9,03 +1,0%

Silber (Spot) 16,34 16,64 -1,8% -0,30 -3,5%

Platin (Spot) 980,30 990,10 -1,0% -9,80 +5,5%

Kupfer-Future 3,10 3,19 -2,9% -0,09 -6,2%

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Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

February 07, 2018 16:17 ET (21:17 GMT)

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