05.12.2016 22:44:50
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MÄRKTE USA/Wall Street trotz Italienkrise auf Rekordniveau
Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Die gescheiterte Senatsreform in Italien und der Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi hat Anleger an der Wall Street am Montag ziemlich kalt gelassen. Händler rieben sich ob der Stärke der Aktienmärkte in Europa und den USA etwas verwundert die Augen, denn im Vorfeld hatte es unzählige Warnungen über drohende Marktverwerfungen für dein Fall gegeben, dass Italien in eine Regierungskrise schlittert. Der Dow-Jones-Index stieg nach einem erneuten Allzeithoch bei 19.275 Punkten im Verlauf am Ende um 0,2 Prozent auf 19.216, S&P-500 und Nasdaq-Composite gewannen 0,6 bzw. 1,0 Prozent. Dabei standen 2.156 (1.644) Kursgewinnern 862 (1.352) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 95 (111) Titel. Der Umsatz stieg auf 942 (910) Millionen Aktien.
Anleger setzen auf EZB Das im Vorfeld mit Bangen erwartete Italien-Referendum war zwar nicht nach dem Geschmack der Anleger ausgefallen, doch schienen diese die Niederlage des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Renzi bereits erwartet zu haben. Denn der Ausgang habe nach den Prognosen im Vorfeld nicht mehr überrascht, hieß es. "Vielleicht stützt die Aussicht auf eine Eindämmung negativer Nebeneffekte durch die Notenbank die Stimmung unter Investoren (...)", verwies Marktanalyst Craig Erlam von Oanda auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Deren italienischer Präsident Mario Draghi hatte zu Zeiten der Eurokrise den unbegrenzten Aufkauf von Staatsanleihen aus Krisenländern der Eurozone in Aussicht gestellt.
Der deutlich besser als erwartet ausgefallene ISM-Index für das Dienstleistungsgewerbe setzte an den Märkten zwar keine Akzente, fügte sich aber problemlos ins positive Börsenumfeld ein. Die ausbleibende Reaktion dürfte damit zu erklären sein, dass eine Zinserhöhung in den USA auf der Dezembersitzung in der Zwischenzeit bereits fest eingepreist ist. Dazu passten Aussagen von US-Notenbankpräsident William Dudley aus New York. Dieser erklärte, die Märkte sollten sich in Zukunft auf ein aggressiveres Vorgehen der Fed einstellen. Derzeit gehen die meisten Beobachter von zwei Zinserhöhungen im kommenden Jahr aus. Dudleys Kollege aus Chicago, Charles Evans, zeigte sich davon überzeugt, dass der Aufschwung der US-Wirtschaft anhalten werde. Ein Grund dafür sei das angekündigte Konjunkturprogramm des designierten Präsidenten Donald Trump.
"Die Kombination stetigen US-Wachstums, das keine zu falkenhafte Einstellung der Fed provoziert, verbunden mit der Aussicht auf mehr quantitative Lockerungen der EZB schafft perfekte Bedingungen für ein Anhalten der Bullenmarktrally", ergänzte Händler Jamieson Blake von ADS Securities London.
Ölpreise legen weiter zu Am Ölmarkt stiegen die Preise auf ein erneutes Einjahreshoch, nachdem es in der Vorwoche im Gefolge der Opec-Beschlüsse zur Produktionskürzung bereits rund 12 Prozent nach oben gegangen war. Am Markt hatte dies die Hoffnung auf eine anhaltende Erholung der Preise geweckt. Ein wichtiger Termin ist nun der Samstag, wenn die Opec-Mitglieder sich mit Ölländern außerhalb des Kartells, etwa Russland, verständigen wollen. Die Opec hat Vertreter von 14 Staaten aufgefordert, sich in Wien einzufinden, um über weitere Förderbegrenzungen zu diskutieren. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI stieg um 0,2 Prozent auf 51,79 Dollar, die global gehandelte Sorte Brent verteuerte sich um 0,9 Prozent auf 54,94 Dollar.
Der Goldpreis fiel dagegen auf ein Zehnmonatstief - belastet von der Prognose einer Zinserhöhung auf der Fed-Sitzung kommende Woche. Entgegen der Erwartung im Vorfeld hatte der Ausgang des Italien-Referendums keine Goldkäufe nach sich gezogen. Für die Feinunze reduzierte sich der Preis auf Tagessicht um 0,5 Prozent auf 1.169 Dollar.
Der Euro zeigte wie auch der Aktienmarkt überraschende Stärke und war gegen den Dollar auf ein Dreiwochenhoch über 1,07 gestiegen. Zuletzt ging die Devise bei 1,0763 Dollar um. Wie bei den europäischen Aktienkursen sei die Renzi-Niederlage bereits im Vorfeld eingepreist worden, sagten Händler. Im Handel war - ähnlich wie an den Aktienmärkten - von Eindeckungen von Leerverkaufspositionen nach dem Italien-Referendum die Rede. Anleger seien Euro-short in das Referendum gegangen. Stützend für die Gemeinschaftswährung wirkte zudem der schnelle Rücktritt Renzis, der eine Hängepartie mit großer Unsicherheit verhindert habe. Darüber hinaus seien auch Neuwahlen unwahrscheinlich. Die Regierungskoalition werde wohl auch die nächste Regierung stellen, hieß es im Devisenhandel. Allerdings setzte kaum jemand am Markt auf einen weiter fallenden Dollar in den nächsten Wochen - unter anderem wegen der gegenläufigen Geldpolitik der beiden Notenbanken.
US-Renten waren in dem eher risikofreudigen Umfeld nicht gefragt. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen legte um einen Basispunkt auf 2,40 Prozent zu. Im asiatischen Geschäft war die Rendite allerdings mit den Schlagzeilen aus Italien noch bis auf 2,34 Prozent gesunken. Anschließend erholten sich die Renditen in die Nähe eines 17-Monatshochs. Im Rentenhandel wurde auch auf die Dudley-Aussagen verwiesen, die die Notierungen belastet und zur Erholung der Renditen beigetragen hätten.
Finanzwerte und Nike gesucht - Apple geben ab Finanzwerte zählten zu den größten Gewinnern, der entsprechende Branchenindex legte um 1,7 Prozent zu. Goldman Sachs und JP Morgan gewannen im Dow 2,3 bzw. 2,0 Prozent. Nach einer Hochstufung auf "Kaufen" durch die HSBC kletterten die Titel des Sportartikelherstellers Nike um 2,8 Prozent. Chesapeake Energy stiegen um 3,5 Prozent. Der Energiekonzern veräußert weiter Unternehmensteile. Am Montag brachte er einen Verkauf für 450 Millionen Dollar unter Dach und Fach - darunter unter anderem der erste von insgesamt zwei geplanten Verkäufen von Bohrflächen im US-Schiefergebiet Haynesville Shale im nördlichen Teil des Bundesstaates Louisiana.
Apple hatte sich an die US-Regulierer mit Plänen gewandt, die das Interesse des Technologiekonzerns an selbstfahrenden Fahrzeugen belegten. Es war der bislang deutlichste Hinweis nach Jahren der Geheimhaltung. Die Aktie gab 0,7 Prozent ab. Händler verwiesen zudem auf einen schwachen Absatz der Watch im dritten Quartal.
Daneben standen Rexnord im Blick, nachdem der designierte US-Präsident Donald Trump die Pläne des Unternehmens kritisiert hatte, eine Fabrik von Indianapolis nach Mexiko zu verlagern. Die Aktie gab 1,1 Prozent nach. Tyson Foods hatte einen 150 Millionen schweren Wagniskapitalfonds gestartet, um in Hochtechnologieprodukte und -dienste zu investieren. Damit könne die Produktpalette des Nahrungsmittelherstellers aufgemöbelt werden. Für die Aktie ging es 0,4 Prozent nach oben.
Fairpoint Communications schnellten um 10,9 Prozent in die Höhe. Consolidated Communications übernimmt den Wettbewerber. Die Titel der Käuferin ermäßigten sich um 4,1 Prozent. Hilton Worldwide Holdings zogen um 3,3 Prozent an, nachdem der Board einer Abspaltung von Geschäftsteilen zugestimmt hatte.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 19.216,24 0,24 45,82 10,28 S&P-500 2.204,71 0,58 12,76 7,87 Nasdaq-Comp. 5.308,89 1,01 53,24 6,02 Nasdaq-100 4.778,14 0,82 38,77 4,02US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag 2 Jahre 1,12 2,0 1,10 5 Jahre 1,84 2,2 1,82 7 Jahre 2,20 2,1 2,18 10 Jahre 2,40 0,9 2,39 30 Jahre 3,07 0,7 3,06
DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:14 Fr, 17:36 % YTD EUR/USD 1,0766 +1,72% 1,0584 1,0670 -0,9% EUR/JPY 122,4829 +1,77% 120,3578 121,44 -16,4% EUR/CHF 1,0834 +0,90% 1,0738 1,0779 -0,4% EUR/GBP 0,8459 +1,44% 0,8338 1,1880 +14,9% USD/JPY 113,75 +0,00% 113,75 113,83 -3,1% GBP/USD 1,2727 +0,25% 1,2695 1,2674 -13,7%
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 51,07 51,68 -1,2% -0,61 +15,5% Brent/ICE 54,29 54,46 -0,3% -0,17 +18,1%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.170,39 1.177,15 -0,6% -6,76 +10,3% Silber (Spot) 16,75 16,73 +0,1% +0,02 +21,2% Platin (Spot) 937,05 929,55 +0,8% +7,50 +5,1% Kupfer-Future 2,68 2,62 +2,6% +0,07 +24,6% === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com
DJG/DJN/flf
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December 05, 2016 16:14 ET (21:14 GMT)
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