09.09.2016 22:51:53

MÄRKTE USA/Wall Street mit größtem Absturz seit Brexit-Votum

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Die Verstimmung an der Wall Street über die stillhaltende Europäische Zentralbank (EZB) ist am Freitag der Sorge über eine möglicherweise zu entschlossene US-Notenbank gewichen. Die Spekulationen über baldige Zinserhöhungen in den USA nahmen deutlich Fahrt auf und bescherten dem Aktienmarkt bei hohen Umsätzen den kräftigsten Absturz seit dem Brexit-Votum. Händler sprachen von der Furcht über ein Ende des billigen Geldes. Der Dow-Jones-Index stürzte um 2,1 Prozent auf 18.086 Punkte ab, S&P-500 und Nasdaq-Composite gaben jeweils 2,5 Prozent nach. Umgesetzt wurden an der NYSE 1,083 (Donnerstag 0,839) Milliarden Aktien. Dabei standen 173 (1.377) Kursgewinnern 2.951 (1.656) -verlierer gegenüber, 28 (101) Titel zeigten sich unverändert. "Wenn der Markt in der Nähe seiner Höchststände notiert, führt jede negative Nachricht zum Ausverkauf", sagte Marktstratege Thomas Siomades von Hartford Funds Investment Consulting. Wie groß die Furcht war, ließ sich auch am Volatilitätsindex - auch "Angstbarometer" genannt - ablesen. Dieser schoss um 33 Prozent in die Höhe.

Fed marschiert in Richtung Zinserhöhung Aufgrund der jüngsten US-Daten blieb eine klare Mehrheit der Marktakteure zwar dabei, dass die Federal Reserve am 20./21. September noch nicht zur Tat schreiten wird, doch ein Restrisiko blieb. Hatte der Zinsterminmarkt die Wahrscheinlichkeit einer September-Zinsanhebung jüngst nur mit 15 Prozent eingepreist, waren es mittlerweile wieder 30 Prozent. Die jüngsten Aussagen aus dem Kreise der Fed ließen Anleger auf alle Fälle aufhorchen. Nachdem der Fed-Präsident aus Richmond, Jeffrey Lacker, "starke Gründe" für eine Zinserhöhung im September ausgemacht hatte, legte sein Kollege Eric Rosengren aus Boston am Freitag nach. Er sah "vernünftige Gründe" für eine schrittweise Straffung der Geldpolitik, um einer Überhitzung der Konjunktur vorzubeugen. Er warnte davor, die Zinsen für längere Zeit auf ihrem gegenwärtig niedrigen Niveau zu belassen.

   Und selbst der als geldpolitische Taube verschriene Fed-Vertreter Daniel Tarullo wollte nicht mehr ausschließen, dass es bis zum Jahresende Zinserhöhungen geben würde. Lediglich Fed-Gouverneur Robert Kaplan aus Dallas sah keine dringende Notwendigkeit für eine kurzfristige Zinserhöhung. Allerdings blieb er zum Sitzungstermin im September vage und sagte auch nicht, dass er gegen eine langsame Zinserhöhung sei.

   Der Dollar legte am Nachmittag mit den Rosengren-Aussagen deutlich zu, der Euro verlor über einen halben US-Cent. Auch gegenüber anderen Währungen neigte die US-Devise zur Stärke. Der Euro sankt auf 1,1228 Dollar im späten Handel nach Wechselkursen um 1,1287 Dollar im Tageshoch. "Es gibt diese Aussagen von Rosengren, dass die Wirtschaft ziemlich rund laufe. Er plädiert für einen beginnenden Straffungszyklus", erklärte Devisenstratege Vasileios Gkionakis von Unicredit die Dollarstärke.

Gegenbewegung nach Ölpreisrally Nachdem die Ölpreise am Vortag die höchsten Stände seit rund zwei Wochen erklommen hatten, kam es zu einer scharfen Gegenbewegung zum Wochenausklang, wenngleich auf Wochensicht noch immer ein dickes Plus zu Buche stand. Der größte Rückgang bei den US-Öllagerdaten seit 1999 hatte den Preisen am Vortag Beine gemacht. "Wir befinden uns in der Wirbelsturm-Saison und der Sturm der vergangenen Woche hat zu Produktionsausfällen sowie Import-Verzögerungen geführt", sagte Analyst Norbert Rücker von Julius Bär. Allerdings sahen Analysten im Einbruch der US-Vorräte ein eher singuläres Ereignis, daher sei die Preiserholung nicht verwunderlich. Schon in der kommenden Woche könnte es zum einem deutlichen Lageraufbau in den USA kommen.

   Dazu passte, dass die Anzahl der in den USA aktiven Förderanlagen gemäß den Daten des Öldienstleisters Baker Hughes erneut gestiegen war. Es war der zehnte Anstieg in der elften Woche. Für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI ging es um 3,7 Prozent auf 45,88 Dollar nach unten, Brent reduzierte sich um 4,0 Prozent auf 48,01 Dollar. Auch die Dollarstärke habe ihren Tribut am Ölmarkt gefordert, hieß es.

   Der Goldpreis setzte seinen Abwärtstrend des Vortages fort. Die Feinunze verzeichnete ein Minus von 0,7 Prozent auf 1.329 Dollar. Die Spekulationen über baldige US-Zinsanhebungen und die Dollarstärke wurden im Handel für den Preisverfall verantwortlich gemacht. "Die Aussicht auf steigende Zinsen ist weiter die größte Gefahr für den Goldpreis", hieß es von den Analysten der ICBC Standard Bank.

   Die Talfahrt am US-Rentenmarkt hielt ebenfalls unvermindert an. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen legte um 7 Basispunkte auf 1,67 Prozent zu - das höchste Niveau seit dem Brexit-Votum. Das Wertpapierkaufprogramm der EZB hatte in jüngster Zeit den Haupttreiber der gestiegenen Rentenkurse in Europa gestellt. Dass dieses bis auf Weiteres nicht ausgedehnt wurde, belastete den Rentenmarkt auch auf der anderen Seite des Atlantiks. Zudem drückten die steigenden Spekulationen über Zinserhöhungen in den USA die Notierungen. Die Deutsche Bank sagte in einer Studie bereits das Ende einer 35-jährigen "Party der Anleihe-Bullen" voraus.

Finisar haussieren Bei den Einzelwerten schossen Finisar um 12,8 Prozent nach oben. Übertroffene Analystenerwartungen und ein besser als vom Markt erwartet ausgefallener Ausblick ließen die Aktie des Herstellers optischer Komponenten haussieren. Ein mögliches Software-Problem hat bei General Motors (GM) einen Massenrückruf ausgelöst. Der US-Automobilkonzern hat weltweit knapp 4,3 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten zurückbeordert. Das Problem wird mit einem Todesfall und drei Verletzten in Verbindung gebracht. Die Titel ermäßigten sich um 3,9 Prozent.

   Der Lebensmittelhändler Kroger hatte die Markterwartungen zum Umsatz im zweiten Quartal verfehlt und zudem die Prognose fürs Gesamtjahr gesenkt. Analysten verteilten jedoch Beruhigungspillen: Es hätte weitaus schlimmer kommen können, hieß es. Der Kurs legte um 0,6 Prozent zu. Restoration Hardware Holdings zogen gar um 3,1 Prozent an. Der Hausausstatter übertraf sowohl bei Erlös als auch Gewinn die Vorhersagen des Marktes. Lexicon Pharmaceuticals schnellten um 16,6 Prozent in die Höhe. Das Pharmaunternehmen berichtete von positiven Studienergebnissen bei einem Diabetesmittel.

   Die Papiere des Hausbauers Hovnanian Enterprises brachen nach enttäuschenden Geschäftszahlen und einem gesenkten Ausblick um 12,6 Prozent ein. CAI International büßten 5,2 Prozent ein. Dem Logistikers drohen Zahlungsausfälle durch die insolvente Reederei Hanjin Shipping in Südkorea.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 18.085,45 -2,13 -394,46 3,79 S&P-500 2.127,81 -2,45 -53,49 4,10 Nasdaq-Comp. 5.125,91 -2,54 -133,57 2,37 Nasdaq-100 4.681,53 -2,55 -122,46 1,92

ANLEIHEN Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 3/4% 2-jähr. 99 30/32 -01/32 0,790% +1,2BP 3/4% 3-jähr. 99 16/32 -02/32 0,929% +2,5BP 1 1/8% 5-jähr. 99 17/32 -06/32 1,224% +3,6BP 1 3/8% 7-jähr. 99 3/32 -10/32 1,512% +4,5BP 1 1/2% 10-jähr. 98 14/32 -17/32 1,671% +5,7BP 2 1/4% 30-jähr. 97 glatt -1-15/32 2,391% +6,9BP

DEVISEN zuletzt +/- % 8:10 Uhr Do, 17.12 Uhr % YTD EUR/USD 1,1225 -0,49% 1,1281 1,1274 +3,4% EUR/JPY 115,2565 +0,03% 115,2221 114,69 -21,3% EUR/CHF 1,0952 -0,10% 1,0963 1,0928 +0,7% EUR/GBP 0,8460 -0,11% 0,8465 1,1808 +14,9% USD/JPY 102,68 +0,55% 102,12 101,73 -12,5% GBP/USD 1,3269 -0,42% 1,3325 1,3313 -10,0%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,70 47,62 -4,0% -1,92 +6,6% Brent/ICE 48,04 49,99 -3,9% -1,95 +10,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.328,95 1.338,35 -0,7% -9,41 +25,3% Silber (Spot) 19,06 19,55 -2,5% -0,49 +37,9% Platin (Spot) 1.062,75 1.083,75 -1,9% -21,00 +19,2% Kupfer-Future 2,09 2,10 -0,4% -0,01 -3,0% === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   September 09, 2016 16:21 ET (20:21 GMT)

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