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15.06.2016 22:54:47

MÄRKTE USA/Wall Street dreht nach Fed-Entscheid ins Minus

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Nach einer viertägigen Verlustphase haben sich die Aktienkurse an der Wall Street am Mittwoch zunächst stabilisiert. Doch in den letzten 30 Handelsminuten drehten die Kurse doch noch ins Minus und bauten damit die jüngste Abwärtsbewegung weiter aus. Unterstützung kam zunächst aus Europa und von den asiatischen Leitbörsen in Japan und China, wo die etwas nachlassenden "Brexit"-Sorgen für eine Erholung gesorgt hatten.

   Für etwas Volatilität und dann mit etwas Verzögerung auch für eine Trendwende sorgte am Abend die US-Notenbank. Zwar verzichteten die US-Währungshüter auf ihrer Sitzung wie allgemein erwartet wegen der "Brexit"-Angst und den Zweifeln an der Stabilität des US-Aufschwungs auf eine Leitzinserhöhung, zugleich zeichneten sie in ihren neuen Projektionen einen flacheren Zinspfad als bisher. US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen habe der US-Wirtschaft eine durchwachsene Verfassung attestiert, was am Markt nicht jedem gefallen habe, hieß es.

   Der Dow-Jones-Index büßte 0,2 Prozent auf 17.640 Punkte ein, S&P-500 und Nasdaq-Composite sanken ebenfalls um je 0,2 Prozent. Umgesetzt wurden an der NYSE 903 (Dienstag: 908) Millionen Aktien. Die Zahl der Kursgewinner betrug 1.870 (1.061), die der -verlierer 1.196 (2.002). Unverändert schlossen 115 (120) Titel. "Alles an dieser Entscheidung liest sich taubenhaft und führt die Fed näher an das heran, was die Märkte die ganze Zeit vorhersagen: Die Zinsen werden noch länger niedrig bleiben", sagte Marktstratege Chris Gaffney von Everbank World Markets. Doch angesichts der am Donnerstag nächster Woche stattfindenden Abstimmung in Großbritannien über den EU-Verbleib zeigten sich Börsianer wenig verwundert über die ausgebliebene Trendwende bei Aktien: "Die Stimmung hat sich keineswegs gedreht, sie ist noch immer düster. Die (zwischenzeitliche) Erholung geht auf einige Eindeckungen von Leerverkäufen zurück und nicht auf echtes Interesse an Aktien", ergänzte Fondsmanager Thomas Siomades von Hartford Funds Investment Consulting.

Zinserwartungen sinken Die aktuelle Datenlage lieferte zunächst Argumente für geldpolitische Tauben und Falken. Falken sahen sich durch eine anziehende Inflation und eine verbesserte Geschäftsaktivität im Großraum New York bestätigt. Denn im Mai stiegen die Erzeugerpreise stärker als erwartet und der Empire State Index für das verarbeitende Gewerbe im Juni sprang stärker als vorhergesagt in den positiven Bereich. Dagegen hatte die US-Industrie im Mai ihren Ausstoß leicht stärker als erwartet gedrosselt und spielte damit den geldpolitischen Tauben in die Karten. Doch im Anschluss an die Fed-Entscheidung setzten sich die Tauben durch. Am Markt sanken die Wetten auf eine Juli-Zinserhöhung auf null, nachdem zuvor eine Wahrscheinlichkeit von 21 Prozent eingepreist worden war. Für September fiel der Wert auf 24 von zuvor 35 Prozent und für Dezember auf 47 von zuvor 51 Prozent.

Dollar gibt vor Fed-Entscheid nach Der US-Dollar gab vor dem Fed-Entscheid zu Euro und Yen nach und geriet mit den gesunkenen Zinserwartungen zunächst weiter unter Druck, erholte sich dann aber wieder etwas. Der Euro kletterte letztlich zum Greenback im späten US-Handel auf 1,1263 nach Ständen um 1,12 am Vorabend. Im Tageshoch nach der Fed-Entscheidung war die Gemeinschaftswährung bis knapp 1,13 Dollar emporgeschnellt.

   Der Goldpreis drehte mit Unterstützung der Fed ins Plus und stieg den sechsten Tag in Folge. Die Feinunze kostete mit 1.294 Dollar 0,6 Prozent mehr als am Vorabend und profitierte von den niedrigeren Zinserwartungen in den USA. Am Rentenmarkt blieben US-Anleihen gesucht, der zusätzliche Schub durch die Fed schwächte sich jedoch im späten Verlauf wieder etwas ab. Zehnjährige US-Staatsanleihen rentierten im späten Handel mit 1,58 Prozent um drei Basispunkte niedriger. Die Renditen bewegten sich mit den verstärkten "Brexit"-Sorgen und den gesunkenen Zinserhöhungsfantasien auf dem tiefsten Stand seit November 2012.

   Am Ölmarkt gab es unterschiedliche Signale, die Erdölpreise setzten ihre seit nunmehr fünf Tagen währende Talfahrt indes fort. Nachdem der US-Branchenverband API am Vorabend noch eine Zunahme der wöchentlichen Lagerbestandsdaten bei US-Erdöl berichtet hatte, zeigten die Regierungsdaten eine Abnahme der separat erfassten Öllagerbestände. Allerdings fiel der Rückgang etwas geringer als prognostiziert aus. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 1,0 Prozent auf 48,01 Dollar, Brent verlor 1,7 Prozent auf 48,97 Dollar.

Cisco von Abstufung belastet Auf Unternehmensseite blieb die Nachrichtenlage dünn. Die Papiere des Netzwerkausrüsters Cisco büßten nach einer Abstufung durch Goldman Sachs 1,1 Prozent ein. Die zwei Pharmakonzerne QLT und Aegerion wollen sich nach schweren Kursverlusten in den vergangenen zwölf Monaten zusammentun. QLT plant Aegerion für 43 Millionen Dollar auf Aktienbasis zu übernehmen. QLT gewannen 4,9 Prozent, Aegerion haussierten um 28,6 Prozent.

   Patriot National schossen um 26,4 Prozent empor. Der Versicherungssoftwarekonzern Ebix will das Branchenunternehmen schlucken, dessen Titel verloren 1,1 Prozent. Bed Bath & Beyond gewannen 0,3 Prozent. Der Heimausstatter übernimmt den Webseitenbetreiber One Kings Lane. Die Aktien von Bob Evans Farms brachen um 9,1 Prozent ein. Die Restaurantkette enttäuschte mit ihren flächenbereinigten Umsätzen für das vierte Quartal und teilte zudem mit, dass im Gesamtjahr mit einem Umsatzrückgang gerechnet werde.

   Whole Foods Market ermäßigten sich um 4,9 Prozent. Die US-Gesundheitsbehörde FDA räumte dem Betreiber von Biosupermärkten eine Frist zum Monatsende ein, um die bei einer Inspektion festgestellten Verstöße an einem Standort aus der Welt zu schaffen.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 17.640,17 -0,20 -34,65 1,23 S&P-500 2.071,50 -0,18 -3,82 1,35 Nasdaq-Comp. 4.834,93 -0,18 -8,62 -3,44 Nasdaq-100 4.409,51 -0,35 -15,40 -4,00

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.05 Uhr Di, 17.13 Uhr % YTD EUR/USD 1,1263 +0,56% 1,1200 1,1210 +3,7% EUR/JPY 119,33 +0,31% 118,96 118,74 -6,4% EUR/CHF 1,0828 +0,13% 1,0814 1,0798 -0,5% GBP/EUR 1,2613 -0,11% 1,2628 1,2584 -7,1% USD/JPY 105,95 -0,26% 106,23 105,94 -9,8% GBP/USD 1,4207 +0,44% 1,4145 1,4106 -3,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,48 48,49 -2,1% -1,01 +14,9% Brent/ICE 48,58 49,83 -2,5% -1,25 +15,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.293,74 1.289,55 +0,3% +4,18 +22,0% Silber (Spot) 17,54 17,50 +0,3% +0,05 +26,9% Platin (Spot) 976,98 975,50 +0,2% +1,48 +9,6% Kupfer-Future 2,10 2,04 +2,9% +0,06 -2,3% === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   June 15, 2016 16:24 ET (20:24 GMT)

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