13.08.2014 22:43:31
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MÄRKTE USA/Stagnierender Einzelhandel mildert Zinsangst an Wall Street
Von Claudia Nehrbaß
Im Gefolge der europäischen Börsen ging es am Mittwoch auch an der Wall Street nach oben. Der kleine Rücksetzer vom Dienstag war vergessen. Selbst Konjunkturdaten, die auf den ersten Blick enttäuschten, konnten die gute Laune nicht trüben.
So stagnierten die Einzelhandelsumsätze im Juli, während Volkswirte mit einer Zunahme um 0,2 Prozent gerechnet hatten. Die Daten werden stark beachtet, weil rund 70 Prozent der US-Wirtschaftsleistung vom privaten Konsum abhängen. Anleger konnten der Konsumzurückhaltung der Amerikaner aber auch etwas Positives abgewinnen. Sie dürfte nämlich die US-Notenbank davon abhalten, allzu rasch die Zinsen zu erhöhen. Die Angst vor einer strafferen Geldpolitik war maßgeblich verantwortlich für den Ausverkauf am Aktienmarkt in der vergangenen Woche.
Beruhigende Töne kamen auch von den Analysten der Credit Suisse (CS). Sie rieten den Anlegern, sich nicht überstürzt aus US-Aktien zurückzuziehen. Investoren sollten dieses Segment übergewichtet halten, bis die Federal Reserve tatsächlich die Zinsen erhöhe, sagte die Bank. In der Vergangenheit hätten Aktien frühestens vier Monate vor einer Zinserhöhung ihren Höhepunkt erreicht. Wenn es dann tatsächlich soweit gewesen sei, hätten die Kurse im Schnitt um nur 3 Prozent korrigiert. Die Aktienanalysten der Credit Suisse erwarten die erste Zinserhöhung schon vor Juni kommenden Jahres und liegen damit im Einklang mit dem Konsens, aber nicht mit den eigenen Volkswirten. Die CS-Ökonomen prognostizieren, dass die Fed die Zinsen im dritten Quartal 2015 erhöht.
Der Dow-Jones-Index stieg um 0,6 Prozent auf 16.652 Punkte. Der S&P-500 gewann 0,7 Prozent und der Nasdaq-Composite 1,0 Prozent. Die Umsätze waren erneut dünn: Nur 0,56 (Dienstag: 0,54) Milliarden Aktien wechselten ihre Besitzer. Die Zahl der Kursgewinner überwog mit 2.339 deutlich die der -verlierer, die mit 812 angegeben wurde. Unverändert schlossen 86 Titel.
Die enttäuschenden Einzelhandelsumsätze verschafften auch dem Anleihemarkt Zulauf. Dort drückten steigende Kurse die Rendite zehnjähriger Treasurys um 3 Basispunkte auf 2,41 Prozent. Bei der Auktion zehnjähriger Notes im Volumen von 24 Milliarden Dollar musste das US-Finanzministerium die niedrigsten Zinsen seit Juni vergangenen Jahres zahlen. Beobachter hoben besonders das große Interesse sogenannter indirekter Bieter hervor, zu denen ausländische Notenbanken zählen.
Vor dem Hintergrund der Konflikte im Irak und der Ukraine war auch Gold wieder gefragt. Die Feinunze stieg um 0,3 Prozent auf 1.314,50 Dollar.
Der Dollar geriet nach der Veröffentlichung der Einzelhandelsdaten etwas unter Druck, machte aber einen großen Teil seiner Verluste zum Euro wett. Im späten US-Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,3365 Dollar. Im Zentrum stand am Devisenmarkt aber das Pfund Sterling. Die britische Währung geriet massiv unter Druck, nachdem die Bank of England nach eigenen Angaben Zinserhöhungen erst für Anfang 2015 ins Auge gefasst hatte. Am Markt hatte man dagegen schon im vierten Quartal dieses Jahres mit einem Anziehen der Zinsschraube gerechnet. Der Euro stieg auf 0,8010 Pfund nach einem Tagestief bei 0,7934.
Der Preis für die US-Ölsorte WTI gab nur vorübergehend etwas nach, nachdem die US-Regierung wider Erwarten eine Zunahme ihrer Rohölvorräte gemeldet hatte. Volkswirte hatten mit einer Abnahme gerechnet. Das Barrel WTI kostete zum Settlement 97,59 Dollar und damit 0,22 Dollar bzw 0,2 Prozent mehr als am Vortag. Die europäische Sorte Brent legte sogar um 1,1 Prozent bzw 1,12 Dollar auf 104,16 Dollar zu. Sie hatte allerdings am Dienstag deutlich stärker nachgegeben als WTI, nachdem die Internationale Energieagentur ihre Prognose für den weltweiten Ölbedarf gesenkt hatte.
An der Börse verloren die Aktien von Macy's 5,5 Prozent. Der Warenhausbetreiber hatte mit seinem Gewinn enttäuscht und lieferte damit ein böses Omen für die anstehende Saison der Quartalszahlen aus dem Einzelhandel. Wesentlich härter traf es die Aktien von King Digital, die um 23 Prozent einbrachen. Der Produzent von Online-Spielen wie Candy Crush Saga hatte am Dienstag nicht nur einen unerwartet flauen Umsatz gemeldet, sondern auch noch den Ausblick gesenkt.
Aktien der Fossil Group fielen 5,6 Prozent, nachdem der Hersteller und Vertreiber von Uhren, Taschen und Bekleidung den Ausblick gesenkt hatte. Ähnlich war die Lage bei JDS Uniphase, die ebenfalls mit ihrem Ausblick enttäuscht hatte. Die Aktie des Herstellers von Test- und Messinstrumenten verbilligte sich um 8,5 Prozent.
Deere hatte nach Quartalszahlen die Jahresprognosen für den Gewinn gesenkt. Zudem liegt die Umsatzschätzung des Landtechnikherstellers zum vierten Quartal unter der Konsensschätzung. Die Aktie gab um 2,3 Prozent nach.
Wein- und Bierproduzent Constellation Brands folgt dem Beispiel anderer Branchenvertreter und kauft sich mit Casa Noble Tequila eine Premium-Marke. Mit im Boot bei der Transaktion ist als Partner auch der berühmte Musiker Carlos Santana. Das wurde aber kaum gewürdigt: Die Aktie schloss nur gut behauptet.
INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.651,80 0,55 91,26 S&P-500 1.946,72 0,67 12,97 Nasdaq-Comp. 4.434,13 1,02 44,87 Nasdaq-100 3.949,20 1,13 43,98Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/2% 2-year 100 5/32 up 1/32 0,416% -1,0BP 7/8% 3-year 99 31/32 up 3/32 0,883% -3,3BP 1 5/8% 5-year 100 7/32 up 5/32 1,579% -3,6BP 2 1/8% 7-year 101 8/32 up 7/32 2,056% -3,6BP 2 1/2% 10-year 100 23/32 up 7/32 2,413% -2,7BP 3 3/8% 30-year 102 17/32 up 15/32 3,242% -2,5BP
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 7.57 Uhr Di, 17.25 Uhr EUR/USD 1,3365 0,01% 1,3364 1,3358 EUR/JPY 136,87 0,14% 136,68 136,49 EUR/CHF 1,2129 -0,04% 1,2133 1,2132 USD/JPY 102,43 0,14% 102,28 102,18 GBP/USD 1,6690 -0,72% 1,6812 1,6806 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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August 13, 2014 16:11 ET (20:11 GMT)
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