11.06.2014 22:49:30
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MÄRKTE USA/Gesenkte Weltbank-Prognose sorgt für Gewinnmitnahmen
Von Thomas Rossmann
Die Weltbank hat den Investoren an der Wall Street zur Wochenmitte einen Grund geliefert, um nach der jüngsten Rekordjagd Gewinne einzustreichen. Diese hat ihre Schätzung für das diesjährige Wachstum der Weltwirtschaft auf 2,8 Prozent gesenkt. Im Januar hatte sie noch mit 3,2 Prozent gerechnet. Die Kürzung geht zu einem guten Teil auf das Konto des harten Winters in den USA und des Ukraine-Konflikts. Allerdings hieß es in der Studie auch, dass vor allem die Schwellenländer unter mangelnder Reformbereitschaft leiden dürften. Speziell für China sieht die Weltbank die Gefahr einer "harten Landung".
Bereits am Vortag hatte es nach einem Ende der Rekordjagd ausgesehen, doch mit letzter Kraft schaffte es der Dow-Jones-Index mit einem Schlusssprung noch einmal auf einen neuen Rekordschlussstand. Diesmal verlor der Index 0,6 Prozent auf 16.844 Punkte. Der S&P-500 reduzierte sich um 0,4 Prozent auf 1.944 Punkte. Der Nasdaq-Composite rutschte um 0,1 Prozent auf 4.332 Punkte ab. Der Umsatz fiel weiter zurück auf 0,53 (Dienstag: 0,56) Milliarden Aktien. Den 1.189 (1.318) Kursgewinnern standen 1.941 (1.783) -verlierer gegenüber. Mit einer unveränderten Tendenz schlossen 91 (128) Titel.
"Die Warnung der Weltbank war der grundlegende Belastungsfaktor", sagte Stratege Peter Cardillo von Rockwell Global Capital. Ansonsten blieb die Nachrichtenlage aber dünn. Erst am Donnerstag stehen dann mit dem US-Einzelhandelsumsatz für Mai und den wöchentlichen Erstanträgen wieder wichtige Konjunkturdaten auf der Agenda.
Am US-Anleihemarkt sorgte die Auktion zehnjähriger Papiere im Volumen von 21 Milliarden Dollar für Ernüchterung. Die Nachfrage war, wie schon bei der Emission dreijähriger Titel am Vortag, zurückhaltend. Die Rendite lag mit 2,648 Prozent leicht über dem aktuellen Marktniveau. Die Notierungen drehten im Anschluss an die Auktion ins Minus, mit der schwachen Entwicklung am Aktienmarkt legten diese dann aber wieder den Vorwärtsgang ein und schlossen kaum verändert. Die Rendite der zehnjährigen Titel lag wie am Vortag bei 2,64 Prozent.
Für einen Barrel Öl der Sorte WTI mussten zum Settlement 104,40 Dollar bezahlt werden, ein minimales Plus von 0,1 Prozent. Die wöchentlichen US-Lagerbestandsdaten, die einen deutlich stärkeren Rückgang verzeichneten als erwartet, beflügelten nur kurzzeitig. Das OPEC-Treffen sei ohne größere Überraschungen verlaufen, merkte ein Teilnehmer an. Das Erdölkartell will seine Fördermenge unverändert lassen.
Der Goldpreis legte gegenüber dem Vortag um einen Dollar auf 1.261,20 Dollar zu. Hier stützte die gesenkte Prognose der Weltbank. Dazu passte der Anstieg des Yen zu Dollar und Euro. Gold und Yen zählen zu den vermeintlich sicheren Anlagehäfen. Der Euro setzte im US-Handel seine Seitwärtsbewegung fort. Für die Gemeinschaftswährung mussten 1,3528 Dollar bezahlt werden, was in der Nähe des Tagestiefs lag. Seit Tagen lasten die Zinssenkung, vor allem aber die angekündigten Maßnahmen der Europäischen Zentralbank zur Stärkung der Liquidität der Banken auf dem Euro.
Im Dow-Jones-Index waren die Aktien von Boeing mit einem Abschlag von 2,3 Prozent größter Verlierer. "Das ist ein Hinweis darauf, dass man die Stornierung des Airbus-Auftrags seitens Emirates als Signal für Wachstumssorgen in der Luftfahrtbranche wertet", so ein Händler. Denn Boeing scheine mit dem Dreamliner dem Kontrahenten Airbus allmählich Marktanteile abzutrotzen und hätte folglich von dem stornierten Auftrag eigentlich nicht so stark belastet werden dürfen. Emirates hat einen Auftrag für 70 Maschinen des Typs A350 storniert.
Auch die Aktien von US-Fluggesellschaften befanden sich im Sinkflug. So fielen die Titel von Delta Air Lines um 2,9 Prozent, belastet von der Gewinnwarnung der Lufthansa. Auch andere Luftfahrtwerte neigten zur Schwäche. Insgesamt hielten sich die US-Werte aber wacker. "Die Airlines in den USA haben die Restrukturierung wesentlich schneller und durchgreifender voran gebracht als die großen europäischen Fluglinien", sagte ein Händler. Zudem könnten US-Investoren, die stark im europäischen Sektor engagiert seien, nach den Hiobsbotschaften in heimische Werte umschichten.
Die EU will die Steuerpraxis multinationaler Konzerne wie Apple und Starbucks unter die Lupe nehmen. Apple-Papiere fielen um 0,4 Prozent, für die Starbucks-Aktie ging es dagegen um 0,3 Prozent nach oben. Die Großbank Morgan Stanley streicht laut Wall Street Journal wegen einer schwachen Marktentwicklung Stellen. Die Aktie büßte 1,2 Prozent ein.
Die Titel von Synaptics schossen um 29 Prozent in die Höhe. Neben einem Zukauf verkündete der Elektronikkomponentenhersteller eine Anhebung des Umsatzausblicks. Die Aktien von Orexigen Therapeutics brachen um 14,7 Prozent ein. Hier belasteten kritische Aussagen der Gesundheitsbehörde FDA zu einem Medikamentenkandidaten zur Gewichtsabnahme.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.843,88 -0,60 -102,04 S&P-500 1.943,89 -0,35 -6,90 Nasdaq-Comp. 4.331,93 -0,14 -6,07 Nasdaq-100 3.797,85 -0,08 -3,01Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 3/8% 2-year 99 28/32 up 0/32 0,431% -0,8 Bp 7/8% 3-year 99 27/32 up 1/32 0,923% -1,0 Bp 1 5/8% 5-year 99 2/32 up 2/32 1,694% -1,3 Bp 2 1/4% 7-year 98 17/32 up 2/32 2,226% -1,0 Bp 2 3/4% 10-year 98 25/32 dn 0/32 2,638% +0,1 Bp 3 3/4% 30-year 98 10/32 up 1/32 3,465% -0,2 Bp
DEVISEN zuletzt '+/- % Mi, 8.58 Uhr Di, 17.29 Uhr EUR/USD 1,3528 -0,07% 1,3538 1,3546 EUR/JPY 138,02 -0,40% 138,58 138,67 EUR/CHF 1,2177 -0,05% 1,2183 1,2183 USD/JPY 102,03 -0,29% 102,33 102,36 GBP/USD 1,6788 0,16% 1,6761 1,6753 === Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@wsj.com
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June 11, 2014 16:20 ET (20:20 GMT)
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