DAX
11.06.2014 18:54:32
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MÄRKTE EUROPA/Warnung der Lufthansa tritt Gewinnmitnahmen los
Von Benjamin Krieger
In den ersten 15 Handelsminuten ist die Welt noch in Ordnung gewesen. Die Kurse an Europas Börsen bewegten sich kaum von der Stelle. Doch dann erwischte die Lufthansa die Aktienmärkte mit einer Gewinnwarnung auf dem falschen Fuß. Die drastisch gesenkten Gewinnziele der Fluggesellschaft kosteten den Dax bis zum Mittag mehr als 100 Punkte. Lufthansa-Aktien brachen um mehr als 14 Prozent ein. Am Nachmittag konnte sich der DAX ein wenig stabilisieren und schloss 0,8 Prozent niedriger bei 9.950 Punkten. Das war der erste nennenswerte Rücksetzer seit einem Monat.
Doch nicht nur die Gewinnwarnungen der Lufthansa kam am Markt denkbar schlecht an. Der französische Stahlhersteller Vallourec prognostizierte ebenfalls geringere Gewinne. Dies und die Streichung einer großen Airbus-Order durch Emirates nahmen Investoren zum Anlass, nach den jüngsten Höchstständen Kursgewinne mitzunehmen. Der Euro-Stoxx-50 büßte 0,7 Prozent auf 3.289 Punkte ein. Alle europäischen Börsen meldeten Kursverluste.
Statt 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro wird die Lufthansa in diesem Jahr nur eine Milliarde Euro verdienen. Auch im kommenden Jahr wird der Gewinn niedriger ausfallen als bislang erwartet. Dabei hatte die Fluggesellschaft erst vor gut einem Monat die Ziele noch bestätigt. Im Passagier- und im Frachtgeschäft läuft es schlechter als erwartet.
Im Strudel der abstürzenden Lufthansa-Aktie verloren auch die Titel von Air France-KLM 7 Prozent und die der britisch-spanischen IAG 3 Prozent. Air Berlin, Ryanair und EasyJet gerieten ebenfalls unter Verkaufsdruck. Der Reisesektor fiel um 1,6 Prozent. Abgestraft wurden auch die Aktien des Expressdienstleisters Deutsche Post mit einem Abschlag von 2,1 Prozent.
Die Fluglinie Emirates hat einen Auftrag für 70 Langstreckenflugzeuge des Typs A350 storniert. Die Transaktion hätte laut Listenpreis einen Wert von 21,6 Milliarden US-Dollar gehabt. Bei Auftragserteilung 2007 waren es 16 Milliarden Dollar, die Hersteller räumen den Kunden hohe Rabatte ein. Airbus-Aktien rutschten um 3,1 Prozent ab.
Analysten schlossen nicht aus, dass die Stornierung des Auftrags auf ein langsameres Wachstum auf den Golf-Routen hinweist. Sollte dies der Fall sein, könnte das auch den Flughafenbetreiber Fraport belasten. Dessen Aktien fielen daher um 3,2 Prozent.
An der Pariser Börse brach der Kurs des Stahlröhrenherstellers Vallourec um 11,3 Prozent ein. Die Franzosen rechnen in diesem Jahr mit einem um 10 Prozent niedrigeren Gewinn als im vergangenen Jahr. Kunden investieren nicht so viel wie erwartet. Der brasilianische Ölkonzern Petrobras, ein Großkunde von Vallourec, will erst seine Lagerbestände abbauen, bevor er neue Röhren bestellt.
Die schlechten Nachrichten aus den Unternehmen ließen Investoren wieder etwas vorsichtiger werden. Sichere Anlagen wie Bundesanleihen waren gesucht. Im Devisenhandel gingen die Kursverluste an den Aktienmärkten mit Käufen von Yen einher. Der als sichere Währung geltende Yen wertete zu US-Dollar und Euro kräftig auf. Bei steigenden Volatilitäten an den Finanzmärkten und fallenden Aktienkursen favorisieren Investoren den Yen als Anlagewährung.
Der Euro gab zum Dollar etwas nach auf 1,3530. Seit Tagen lasten die Zinssenkung, vor allem aber die angekündigten Maßnahmen der EZB zur Stärkung der Liquidität der Banken auf der Gemeinschaftswährung. "Langsam aber sicher scheint sich die Einsicht am Devisenmarkt breit zu machen, dass das Maßnahmenpaket der EZB vergangene Woche doch kein Pappenstiel war", sagt Thu Lan Nguyen von der Commerzbank.
Am Mittwoch galt zudem erstmals der negative Zinssatz für die Einlagen der Banken bei der EZB. Damit müssen die Geschäftsbanken der EZB einen Zins von 0,1 Prozent zahlen, wenn sie bei ihr liquide Mittel hinterlegen. Für den Mittwoch standen noch keine Angaben der EZB über die Höhe der bei ihr geparkten Gelder zur Verfügung. Am Vortag betrugen die Einlagen immerhin 39 Milliarden Euro - womit sich der viel zitierte Strafzins auf gut 100.000 Euro summiert hätte.
Gute Nachrichten gab es aus Europas Modebranche: An der Börse in Madrid stiegen Inditex-Aktien um 1,1 Prozent. Der Modegigant, in Deutschland vor allem durch die Kette Zara bekannt, hat im ersten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Die schwedische Modekette Hennes & Mauritz hat im Mai 19 Prozent mehr umgesetzt als im Mai vergangenen Jahres. Die Aktie legte zwischenzeitlich um mehr als 2 Prozent zu, gab diese Gewinne aber wieder ab und schloss praktisch unverändert.
Verkauft wurden österreichische Finanzwerte. Standard & Poor's droht mit der Abstufung österreichischer Banken, sollte das Alpenland die Anleihegläubiger der einst notverstaatlichten Hypo Alpe Adria bei der Sanierung zur Kasse bitten. Die Ratingagentur setzte sieben österreichische Banken auf eine Liste für mögliche Abstufungen. Dazu zählten auch die Erste Group Bank und die Raiffeisen International. Bei der Erste Group Bank hielt sich das Kursminus mit 0,6 Prozent in Grenzen, doch Papiere der Raiffeisen International büßten 6,7 Prozent ein.
Europäische Schlussstände von Mittwoch, den 11. Juni 2014:
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.289,09 -24,71 -0,7% +5,8% Stoxx-50 3.057,65 -10,81 -0,4% +4,7% Stoxx-600 347,74 -1,97 -0,6% +5,9% XETRA-DAX 9.949,81 -78,99 -0,8% +4,2% FTSE-100 London 6.838,87 -34,68 -0,5% +1,3% CAC-40 Paris 4.555,11 -39,89 -0,9% +6,0% AEX Amsterdam 414,45 -1,41 -0,3% +3,2% ATHEX-20 Athen 422,96 -5,50 -1,3% +9,9% BEL-20 Bruessel 3.178,17 -7,90 -0,2% +8,7% BUX Budapest 19.006,60 -65,13 -0,3% +2,4% OMXH-25 Helsinki 2.986,59 -16,34 -0,5% +5,3% ISE NAT. 30 Istanbul 97.599,08 -3312,16 -3,3% +18,4% OMXC-20 Kopenhagen 738,57 -4,63 -0,6% +20,0% PSI 20 Lissabon 7.445,36 -126,83 -1,7% +11,6% IBEX-35 Madrid 11.074,90 -78,60 -0,7% +11,7% FTSE-MIB Mailand 22.223,77 -279,20 -1,2% +17,2% RTS Moskau 1.374,94 +6,10 +0,4% -4,7% OBX Oslo 567,71 -2,60 -0,5% +12,7% PX Prag 1.037,64 -3,20 -0,3% +4,9% OMXS-30 Stockholm 1.400,35 -5,87 -0,4% +5,1% WIG-20 Warschau 2.487,51 -11,81 -0,5% +3,6% ATX Wien 2.554,97 -30,87 -1,2% +0,3% SMI Zürich 8.712,09 -40,77 -0,5% +6,2%DEVISEN zuletzt '+/- % Mi, 8.58 Uhr Di, 17.29 Uhr EUR/USD 1,3535 -0,02% 1,3538 1,3546 EUR/JPY 137,97 -0,44% 138,58 138,67 EUR/CHF 1,2176 -0,06% 1,2183 1,2183 USD/JPY 101,93 -0,40% 102,33 102,36 GBP/USD 1,6803 0,25% 1,6761 1,6753 === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@wsj.com
DJG/bek/flf
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June 11, 2014 12:25 ET (16:25 GMT)
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