02.02.2015 16:58:45

MÄRKTE EUROPA/Schwache US-Konjunkturdaten belasten Aktien

   Von Michael Denzin

   Kaum verändert zeigen sich Europas Börsen auch am Montagnachmittag. Nachdem sie zuvor noch den politischen Unsicherheiten rund um Griechenland und nun auch Spanien getrotzt hatten, verdirbt ein schlechter ISM-Industrie-Index aus den USA die Stimmung. Die Demonstrationen in Madrid vom Wochenende hatten Anlegern das Risiko eines Sieges der Linkspartei Podemos bei den Parlamentswahlen im Dezember vor Augen geführt. Der Dax gibt seine Tagesgewinne ab und notiert unverändert bei 10.695 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 zeigt sich trotz einer Rally der Ölaktien 0,4 Prozent leichter bei 3.335 Punkten.

   Der IBEX in Madrid verliert dagegen 1,4 Prozent und ist klar Schlusslicht in Europa. Tagesgewinner ist der griechische Aktienmarkt. Dort geht es um 3,5 Prozent nach oben. Die versöhnlicheren Töne der neuen griechischen Regierung über das vergangene Wochenende sorgen hier für eine Erleichterungsrally.

   Nach den harschen Aussagen des neuen griechischen Finanzministers und dem Rauswurf der Troika zum Ende der Vorwoche, bestimmen nun beschwichtigende Stimmen der Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras, es nicht zu einem offenen Bruch mit den anderen Ländern der Eurozone kommen zu lassen. Das Risiko eines "Grexit" schätzen die Analysten von Berenberg dennoch auf 35 Prozent. Es sei praktisch unmöglich, dass die Parlamente der europäischen Gläubigerstaaten einem nominalen Schuldenschnitt bzw. einer Verlängerung der Kreditlaufzeiten zustimmten und der neue griechische Premier zugleich große Aufweichungen der mit der Vorläuferregierung getroffenen Vereinbarungen vornehme.

   Nicht gut kommen diverse Einkaufsmanagerindizes rund um den Globus an. Der ISM-Index für die US-Industrie verdirbt am Nachmittag die Laune: Er ging im Januar stärker als erwartet zurück. Bereits zuvor hatten in den USA als auch in China schwache Konjunkturdaten die Kurse belastet. In den USA war die Wirtschaft im vierten Quartal des vergangenen Jahres deutlich langsamer gewachsen als zuvor und in China lagen die Einkaufsmanagerindizes unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. In Europa wurden die Einkaufmanager-Indizes aus Italien und Spanien leicht positiv aufgenommen. Der Euro erholt sich weiter leicht auf 1,1359 nach Wechselkursen unter 1,13 Dollar im Tagestief. Die schwachen US-Daten verleihen dem Euro erkennbar Rückenwind.

   Dass sich Europa und besonders der DAX vergleichsweise gut halten, liegt am geplanten Anleihenkaufprogramm der EZB, den niedrigen Ölpreisen und dem schwachen Euro. "Wir messen eine extrem hohe Bereitschaft, Aktienpositionen aufzubauen", so die Analysten von Sentix zum deutschen Aktienmarkt. Die Deutsche Bank verweist auf hohe Zuflüsse in sogenannte ETF, also Aktienfonds auf den Euro-Stoxx-50 und den DAX.

   Kräftig nach oben sind die Ölpreise geschossen. Die Sorte Brent springt bei sehr hohen Umsätzen zeitweise um 4 Prozent bis knapp 56 Dollar je Fass. "Das sind massive Eindeckungen von langfristigen Short-Verkäufern", sagt ein Händler. Sie schienen das aktuelle Preisniveau als Boden zu betrachten. Der Index der Öl- und Gaswerte feiert dies mit einem Plus von 3,1 Prozent und liegt damit an der Spitze der europäischen Branchenindizes. Zudem stützen deutlich höher als erwartet ausgefallene Gewinne beim US-Ölriesen Exxon Mobil.

   Unter den seit Freitag bereits deutlich gestiegenen Ölpreisen leidet der Freizeitsektor mit den Fluglinien, der Branchenindex verliert 1,7 Prozent. Im Handel befürchtet man, dass die Airlines die niedrigen Preisniveaus nicht schnell genug für langfristige Öleinkäufe auf Termin genutzt haben. Lufthansa fallen 3 Prozent, IAG 2,3 Prozent und Air France-KLM 3,2 Prozent. Bei Lufthansa belasten zudem Streikdrohungen der Flugbegleiter.

   Selbst Ryanair können sich dem nicht entziehen und verlieren über 4 Prozent. Der Billigflieger hat erneut seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr angehoben und einen umfangreichen Aktienrückkauf angekündigt. Für das kommende Jahr zeigt sich die Fluglinie aber zurückhaltend.

   Bei den Telekommunikationstiteln fallen Telefonica wegen Befürchtungen um eine unmittelbar bevorstehende Kapitalerhöhung um 3,3 Prozent. Bislang sei von 3 bis 4 Milliarden Euro die Rede gewesen, nun debattiere der Markt aber über 4 bis 5 Milliarden Euro, heißt es. Deutsche Telekom liegen 0,3 Prozent im Plus.

   Im Bausektor steigen CRH um 4,3 Prozent. Der Konzern übernimmt Geschäftsteile von Holcim und Lafarge, die fusionieren und deswegen Geschäftsbereiche verkaufen müssen. Der Erwerb dürfte den Gewinn von CRH deutlich nach oben treiben, meinen die Analysten von Davy Research. Lafarge und Holcim legen je rund 1 Prozent zu.

   Im DAX steigen Munich Re um 1,4 Prozent und Allianz um 0,8 Prozent an; hier treiben Kurszielerhöhungen. Im TecDax gewinnen Nemetschek nach guten Geschäftszahlen 4,2 Prozent. Außerhalb der großen Indizes erholen sich SolarWorld um über 7 Prozent. SolarWorld hat den Umsatz im vergangenen Jahr um 26 Prozent gesteigert und will in diesem Jahr auf Basis des Gewinns vor Zinsen und Steuern wieder einen Gewinn erzielen.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.342,19 -0,28% Stoxx-50 3.183,02 -0,46% DAX 10.712,27 +0,17% FTSE 6.739,18 -0,15% CAC 4.598,32 -0,13% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 159,43% -5

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.53 Uhr Fr, 17.30 Uhr EUR/USD 1,1342 0,20% 1,1320 1,1288 EUR/JPY 133,05 0,00% 133,04 132,58 EUR/CHF 1,0530 0,06% 1,0524 1,0401 USD/JPY 117,29 -0,22% 117,55 117,43 GBP/USD 1,5060 0,02% 1,5057 1,5026 === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/mod/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   February 02, 2015 10:27 ET (15:27 GMT)

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International Consolidated Airlines S.A. 4,31 7,41% International Consolidated Airlines S.A.
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Nemetschek SE 111,80 -1,67% Nemetschek SE
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