10.03.2023 13:16:40

MÄRKTE EUROPA/Schwach - Risk-off bei Finanzwerten

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Freitag deutlicher abwärts. Die schlechten Nachrichten kamen aus dem US-Bankensektor, dort ist die SVB Financial in Schieflage geraten, was den gesamten Sektor in Mitleidenschaft gezogen hat. Nun muss erst einmal abgewartet werden, wie hoch das Risiko für die anderen US-Banken einzustufen ist, oder die globale Branche. Dies sorgt für eine neue Verunsicherung, die es in diesem Umfang bisher nicht gab, der Reflex löst "Risk Off" aus, also erste einmal das Risiko herunterfahren.

Der DAX fällt um 1,3 Prozent auf 15.433 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,2 Prozent auf 4.233 Punkte nach. Die schwächsten Branchen sind die Banken mit einem Minus von 3,6 Prozent, aber auch für die Finanzdienstleister geht es um 2,2 Prozent nach unten. Als Profiteur gelten die Anleihen, die als sichere Häfen in unsicheren Zeiten gekauft werden. Im Gegenzug fällt die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren auf 2,53 Prozent, am Morgen rentierte sie mit 2,48 Prozent noch deutlich tiefer.

Verlust der Silicon Valley Bank zieht Bankaktien in Mitleidenschaft

Die US-Bank SVB hat mit einem Verkauf von Anleihen einen Milliardenverlust eingefahren. SVB Financial, Muttergesellschaft der Silicon Valley Bank, kündigte zudem eine Kapitalerhöhung an. Die Aktie brach im regulären US-Handel am Donnerstag um 60 Prozent ein, im vorbörslichen Handel kommen weitere Verluste von 42 Prozent hinzu. Wie die SVB mitteilte, hat sie Wertpapiere aus ihrem Portfolio verkauft und damit einen Verlust von 1,8 Milliarden US-Dollar verbucht. Die Verluste der SVB werfen die Frage auf, wie viel die Wertpapiere, die auch andere Banken halten, wert sind, wenn sie diese verkaufen müssen. Mit steigenden Renditen ist es schwieriger geworden, die Bestände zu halten. Das könnte auch andere Banken dazu zwingen, ihre Wertpapiere zu verkaufen.

Bei der SVB kommt das Problem hinzu, dass im Silicon Valley derzeit viel Geld verbrannt wird. Einige Beobachter sprechen von einer Überreaktion. Es gehe nicht um die Bestände selbst, sondern wie breit diese aufgestellt sind, wie Analyst Mike Mayon von Wells Fargo sagt. Diese neue Situation zog die Kurse anderer US-Banken in Mitleidenschaft, und eben auch der europäischen Finanzwerte.

Wichtigster US-Arbeitsmarkt seit langem

Mit Spannung wird auch auf den US-Arbeitsmarktbericht am frühen Nachmittag gewartet. Deutsche-Bank-Stratege Jim Reid sieht in dem Bericht einen der "mit höchster Spannung erwarteten in jüngster Zeit". Denn er kommt nur kurz vor der für den 22. März erwarteten Zinserhöhung durch die US-Notenbank. Viele Marktteilnehmer setzen darauf, dass der Lohndruck in den USA für eine Anhebung um 50 Basispunkte spricht. Allerdings sind die Indikationen nicht ganz eindeutig: Nach den Powell-Aussagen und den JOLTS- und ADP-Berichten sprach viel für starke Daten, der Challenger-Report zeigte am Vortag aber auch viele Entlassungen.

Volkswirte erwarten im Mittelwert 225.000 neu geschaffene Stellen, die Arbeitslosenquote soll bei 3,4 Prozent verharren. Die Stundenlöhne sollen dagegen auf Monatssicht schneller um 0,4 Prozent gestiegen sein bei einer Jahresrate von 4,8 Prozent. Die Analysten der Commerzbank hatten bereits ihre Zinsprognose für die USA erhöht, nachdem Powell gesagt hatte, dass das endgültige Zinsniveau wahrscheinlich höher sein werde als bisher angenommen und er "bereit ist, das Tempo der Zinsanhebungen zu erhöhen". Zusammen mit den in letzter Zeit besseren US-Konjunkturdaten hat die Bank daher ihre Prognose für den US-Zinssatz zum Ende des Zinserhöhungszyklus ("Terminal Rate") auf 6 Prozent erhöht.

Risk off bei Finanzwerte

Mit den steigenden Zinsen in Europa gehörten die Banken seit langer Zeit zu den großen Gewinnern am europäischen Aktienmarkt. Doch mit den jüngsten Entwicklungen werden die möglichen Gefahren für den Sektor deutlich, die Anleger werden in der Folge vorsichtiger. Neben möglichen Kursverlusten bei den Anleihen in Folge des Zinsanhebungen der großen Notenbanken besteht zudem die Gefahr, dass eine teils erwartete Rezession auch zu einem Anstieg der Kreditausfälle führen könnte. Daher ist nicht verwunderlich, dass Anleger einen Teil der Gewinne mitnehmen. Deutsche Bank verlieren 7 Prozent, Commerzbank 3,5 Prozent, Societe Generale 4,5 und Banco Santander 4,6 Prozent.

Neben dem Bankensektor stehen auch einige Unternehmenszahlen im Blick. So hat Daimler Truck Daten und Ausblick vorgelegt. Der Umsatz im Gesamtjahr 2022 lag dabei etwas unter Erwartung. Der Ausblick auf 2023 falle aber deutlich optimistischer als befürchtet aus. Die Aktien geben um 4 Prozent nach, folgen damit aber nur dem Minus im ganzen Autosektor.

Hypoport fallen um 9,2 Prozent, nachdem das Unternehmen am Donnerstagabend bei der Vorlage vorläufiger Zahlen einen schwachen Ausblick gegeben hat.

Zu den wenigen Aktien im Plus zählen die des Rüstungsherstellers Leonardo aus Italien. In Mailand legen die Aktien dank starker Jahreszahlen um 2,7 Prozent zu.

In Frankreich stoßen dagegen die Jahreszahlen von Casino auf Missfallen. Denn die Hypermarche-Kette will keine Dividende für vergangenes Jahr zahlen. Bei den Aktien geht es 5,2 Prozent abwärts.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.233,09 -1,2% -53,03 +11,6%

Stoxx-50 3.862,53 -0,8% -31,69 +5,8%

DAX 15.433,42 -1,3% -199,79 +10,8%

MDAX 28.024,32 -1,5% -416,54 +11,6%

TecDAX 3.253,54 -0,8% -25,68 +11,4%

SDAX 13.271,89 -1,5% -203,09 +11,3%

FTSE 7.746,46 -1,7% -133,52 +5,7%

CAC 7.229,60 -1,2% -86,28 +11,7%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,52 -0,12 -0,05

US-Zehnjahresrendite 3,85 -0,06 -0,03

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 7:40 Uhr Do, 17:04 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0588 +0,1% 1,0586 1,0568 -1,1%

EUR/JPY 144,82 +0,5% 144,83 144,07 +3,2%

EUR/CHF 0,9824 -0,5% 0,9857 0,9903 -0,7%

EUR/GBP 0,8831 -0,5% 0,8879 0,8872 -0,2%

USD/JPY 136,77 +0,4% 136,81 136,33 +4,3%

GBP/USD 1,1990 +0,6% 1,1922 1,1911 -0,9%

USD/CNH (Offshore) 6,9603 -0,2% 6,9788 6,9773 +0,5%

Bitcoin

BTC/USD 19.767,77 -2,9% 19.943,95 21.632,13 +19,1%

ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 75,03 75,72 -0,9% -0,69 -6,8%

Brent/ICE 81,10 81,59 -0,6% -0,49 -5,0%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 47,15 43,60 +8,1% +3,55 -37,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.835,11 1.829,90 +0,3% +5,21 +0,6%

Silber (Spot) 20,09 20,13 -0,2% -0,03 -16,2%

Platin (Spot) 941,60 950,50 -0,9% -8,90 -11,8%

Kupfer-Future 4,01 4,05 -1,0% -0,04 +5,3%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/ros

(END) Dow Jones Newswires

March 10, 2023 07:17 ET (12:17 GMT)

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Commerzbank AG (spons. ADRs) 15,70 3,97% Commerzbank AG (spons. ADRs)
Commerzbank 15,27 0,10% Commerzbank
Daimler Truck 36,45 -1,19% Daimler Truck
Deutsche Bank AG 16,34 0,65% Deutsche Bank AG
Hypoport SE 172,60 1,41% Hypoport SE
Leonardo S.p.a. 25,56 0,08% Leonardo S.p.a.
Santander S.A. (Banco Santander Central Hispano) 4,32 -1,37% Santander S.A. (Banco Santander Central Hispano)
Societe Generale (spons. ADRs) 5,15 -0,96% Societe Generale  (spons. ADRs)
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