MÄRKTE EUROPA/Schwach - Inflation drückt Einzelhandel

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rücksetzer an den europäischen Börsen weitet sich am Dienstagnachmittag aus. Der DAX verliert 1,1 Prozent auf 14.496 Punkte, nachdem er im Feiertagshandel am Pfingstmontag erstmals seit Ende März wieder über 14.700 Punkte gestiegen war. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,1 Prozent auf 3.795 nach unten. Auf die Kurse drücken nun wieder die Inflations- und Zinssorgen. Erwartet wird, dass die Europäische Zentralbank am Donnerstag das Ende ihrer Anleihekäufe beschließen wird. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass die EZB die Leitzinsen im Juli und September um jeweils 25 Basispunkte anheben und damit die Phase der negativen Zinsen beenden wird. In Australien hat die Notenbank die Zinsen am Morgen überraschend deutlich um 50 Basispunkte angehoben und zugleich signalisiert, dass weitere Straffungen bevorstehen.

Ein Dämpfer kommt auch von den deutschen Auftragseingängen. Sie sind im April deutlich schlechter ausgefallen als gedacht und zum Vormonat gesunken und nicht etwa leicht gestiegen. Schwach lesen sich auch neue Einzelhandelsumsätze aus Großbritannien. Und in den USA hat mit Target die achtgrößte Einzelhandelskette eine Gewinnwarnung veröffentlicht. Der Stoxx-Index der Einzelhandelswerte verliert 2,9 Prozent. Auch die zinsabhängigen Technologiewerte zeigen sich mit einem Minus von 1,9 Prozent in ihrem Index schwach.

Einzelhandel unter Druck - Casino minus 6 Prozent

Kräftig unter Druck mit minus 6,6 Prozent stehen die Aktien von Casino Guichard in Paris. Hier belasten Berichte, wonach die Supermarktkette Schwierigkeiten habe, Kaufinteressenten für ihre Erneuerbare-Energien-Tochter GreenYellow zu finden. Wie der Nachrichtenkanal BFM Business berichtet, stoße Casino nur auf begrenztes Kaufinteresse. Der Markt war bisher davon ausgegangen, der Verkaufsprozess könne bis Jahresende abgeschlossen sein.

Auch im DAX stehen konsumabhängige Titel unter Druck, weil die hohe Inflation an den Budgets der Verbraucher zehrt. Zalando fallen um 6,7 Prozent, Hellofresh um 5,1 Prozent und Delivery Hero um 3,7 Prozent. Daneben stehen Adidas mit einem Minus von 2,4 Prozent unter Druck.

Adidas-Aktie steigt aus Stoxx-50-Index ab

Grund ist der Rauswurf aus dem Stoxx-50-Index. Der Sportartikelhersteller muss nach der Regel des so genannten Fast Entry zum 20. Juni dem Rohstoffhändler Glencore (-0,3%) weichen. Die Kurse beider Unternehmen hatten sich zuletzt extrem gegenläufig entwickelt. "Das dürfte aber mehr das Sentiment belasten, als dass echtes Volumen dahinter steht", sagt ein Händler. Denn an den Stoxx-50 seien weniger Indexprodukte gebunden als an den populäreren Euro-Stoxx-50.

Andere Rohstoffwerte sind so auch stärker gefragt als Glencore: Der Stoxx-Index der rohstoffnahen Basic Resources steht mit einem Plus von 0,5 Prozent auf der Gewinnerseite unter den Branchen. Daneben liegen nur noch die Aktien aus dem Öl- und Gasbereich im Plus, ihr Branchenindex steigt um 0,7 Prozent.

Starker Ausblick treibt SGL

Im SDAX schießen SGL Carbon um rund 10 Prozent nach oben - angetrieben von einem erhöhten Ausblick. Die Erhöhung der Umsatz- und Ergebnisprognose für 2022 sei sehr überraschend gekommen, heißt es im Handel. Für Entspannung sorge der Hinweis von SGL, dass die Kosteninflation an die Kunden weitergereicht werden konnte.

Mediaset Espana (+2,2%) profitieren davon, dass MFE-Mediaforeurope (-2,6%) das Angebot zur Übernahme aller verbleibenden Anteile an der spanischen Tochtergesellschaft erhöht. MFE erhöht den Baranteil von zuvor 1,86 Euro auf 2,16 Euro pro Aktie, um die Kontrolle über die verbleibenden rund 44 Prozent der Anteile zu übernehmen, die das Unternehmen noch nicht besitzt.

SAS im Tiefflug

Die Aktien von Skandinaviens Fluglinie SAS brechen um 13,7 Prozent ein. Die schwedische Regierung hatte erklärt, sie sei nicht mehr zu weiteren Kapitalspritzen an die angeschlagene Airline bereit. "Die Kommentare von SAS selbst dazu fallen aber gar nicht mal pessimistisch aus", sagt ein Händler. Denn der Staat trage die Umwandlung von Schulden in eine SAS-Beteiligung weiter mit. SAS wolle dadurch wieder zu einem "wettbewerbsfähigen Mitspieler in der europäischen Airline-Branche" werden. Der Debt-to-Equity-Swap dürfte Finanzierungsinstrumente von rund 4 Milliarden Kronen umfassen, so der Händler.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.797,19 -1,1% -41,23 -11,7%

Stoxx-50 3.664,04 -0,4% -14,15 -4,0%

DAX 14.501,49 -1,0% -152,32 -8,7%

MDAX 30.259,34 -0,9% -283,04 -13,9%

TecDAX 3.172,64 -0,8% -26,53 -19,1%

SDAX 13.824,04 -1,2% -163,18 -15,8%

FTSE 7.595,31 -0,2% -12,91 +3,0%

CAC 6.481,75 -1,0% -67,03 -9,4%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 1,28 -0,04 +1,46

US-Zehnjahresrendite 2,98 -0,06 +1,47

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 9:44 Mo, 17:37 % YTD

EUR/USD 1,0695 -0,0% 1,0687 1,0690 -5,9%

EUR/JPY 141,70 +0,4% 141,86 140,66 +8,3%

EUR/CHF 1,0408 +0,3% 1,0414 1,0358 +0,3%

EUR/GBP 0,8529 -0,1% 0,8565 0,8531 +1,5%

USD/JPY 132,50 +0,4% 132,75 131,58 +15,1%

GBP/USD 1,2539 +0,1% 1,2477 1,2530 -7,3%

USD/CNH (Offshore) 6,6737 +0,3% 6,6715 6,6573 +5,0%

Bitcoin

BTC/USD 29.629,71 -5,9% 29.546,90 31.298,10 -35,9%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 120,05 118,50 +1,3% 1,55 +65,0%

Brent/ICE 119,60 119,51 +0,1% 0,09 +58,5%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.852,96 1.841,47 +0,6% +11,49 +1,3%

Silber (Spot) 22,14 22,08 +0,2% +0,06 -5,1%

Platin (Spot) 1.010,84 1.022,00 -1,1% -11,16 +4,2%

Kupfer-Future 4,39 4,44 -1,0% -0,05 -1,3%

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June 07, 2022 09:55 ET (13:55 GMT)