21.09.2023 15:54:43

MÄRKTE EUROPA/Schwach - für lange Zeit hohe Leitzinsen belasten

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte notieren am Donnerstagnachmittag deutlich im Minus. Die Richtung gab die US-Notenbank bereits am Vorabend vor. Die Fed hat zwar wie erwartet die Leitzinsen unverändert gelassen, ansonsten aber ein falkenhaftes Signal gesendet. Die Zinsen dürften demnach länger als bislang erwartet auf einem erhöhten Niveau bleiben. Die Fed signalisierte eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr und nur noch zwei statt vier Zinssenkungen im kommenden Jahr, mithin ein Zinsniveau von rund 5 Prozent zum Jahresende 2024.

Am Mittag bestätigte auch die Bank of England die Leitzinsen, was überraschte, da hier mit einer Anhebung gerechnet wurde. Allerdings bläst sie in das gleiche Horn wie die Fed und kündigte an, dass die Geldpolitik nun für eine lange Zeit ausreichend restriktiv bleibe. Sollten sich in den kommenden Monaten wider Erwarten der Preisdruck wieder intensivieren, muss sie nach Einschätzung von Katrin Löhken, Volkswirtin Großbritannien der DWS, nachlegen. Bewegten sich aber Löhne und Preise im Rahmen der Erwartungen, sollte nun ein Plateau erreicht sein, das die britische Zentralbank nun durchwirken lassen möchte.

Mit Blick auf noch eine lange Zeit hoher Leitzinsen machen Anleger an der Börse erst einmal Kasse. Für den DAX geht es um 1,1 Prozent auf 15.603 Punkte nach unten, der Euro-Stoxx-50 verliert 1,3 Prozent auf 4.218. Der Dollar zog nach den Aussagen der US-Notenbank kräftig an, der Euro kostet aktuell 1,0650 Dollar. Am Anleihemarkt geht es mit den Renditen leicht aufwärts.

Am Vormittag bestätigte zudem die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins wider Erwarten auf dem aktuellen Niveau von 1,75 Prozent. Ökonomen hatten mit einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte gerechnet. "Die über die letzten Quartale deutlich gestraffte Geldpolitik wirkt dem immer noch vorhandenen Inflationsdruck entgegen", erklärte die Notenbank. Der Franken ging in Folge erst einmal in die Knie.

In einer anderen Liga spielt die türkische Zentralbank, die am Mittag die Leitzinsen wie erwartet gleich um 5 Prozentpunkte nach oben nahm, der Satz liegt nun bei 30 Prozent. Die Gesamtinflation betrug in der Türkei im August 58,9 Prozent und war somit um 9,1 Prozent höher als noch im Vormonat. Der Währung half dies nicht, die Lira regierte mit Schwäche auf die Nachricht.

Technologieaktien unter Druck

Unter der Perspektive erhöht bleibender Zinsen leiden unter anderem die oft hoch bewerteten Technologietitel, deren Stoxx-Subindex gut 1 Prozent einbüßt. Schlusslicht sind aber die Reise- und Freizweitaktien (-2,5%). Der Subindex leidet unter anderem unter einem Schwächeanfall von Flutter. Der Kurs gibt um 2,6 Prozent nach. "Als Entertainmentunternehmen sind auch Flutter stark abhängig vom Konsumklima", so ein Marktteilnehmer. Unter Druck steht auch die Hotelaktie Accor (-3 %). Schlusslicht im Sektor sind SSP mit einem Minus von über 6,2 Prozent. Bankaktien geben um 0,6 Prozent nach. Banken gelten tendenziell als Profiteure eines höheren Zinsniveaus, unter anderem weil dadurch das Kreditgeschäft lukrativer wird.

Nach den Ergebnissen für das erste Quartal des Wettbewerbers Fedex halten sich Deutsche Post mit plus 0,1 Prozent besser als der Gesamtmarkt. Der US-Logistikkonzern hat den Gewinnausblick für das Gesamtjahr nach oben genommen, rechnet aber nur noch mit einem stagnierenden Umsatz.

Die Aktien der Beteiligungsgesellschaft Aurelius knicken in Hamburg und München um etwa 6 Prozent ein. Statt 50 Cent Dividende wird Aurelius nur 5 Cent je Aktie ausschütten, nachdem die Hauptversammlung den Dividendenvorschlag abgelehnt hat.

Vom Kurszettel verschwinden soll die Aktie der Aareal Bank. Die Bank hat mit Finanzinvestoren, die bereits knapp 90 Prozent an dem Unternehmen halten, eine Delisting-Vereinbarung abgeschlossen. Die Bieter wollen für die ausstehenden Anteile 33,20 Euro pro Stück in bar zahlen. Aareal gewinnen 1 Prozent auf 33,15 Euro.

Bereits eingestellt wird unterdessen der Handel mit der Aktie des irischen Baustoffherstellers CRH in Dublin. Das Unternehmen wechselt mit seiner Aktiennotierung zum 25. September in die USA. Daneben wird das CRH-Papier weiter in London gehandelt, wo der Kurs um 1,1 Prozent steigt.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.216,49 -1,4% -59,49 +11,2%

Stoxx-50 3.964,82 -1,1% -42,28 +8,6%

DAX 15.593,22 -1,2% -188,37 +12,0%

MDAX 26.737,65 -1,6% -446,54 +6,5%

TecDAX 3.023,98 -1,4% -42,72 +3,5%

SDAX 13.038,58 -1,1% -140,25 +9,3%

FTSE 7.714,30 -0,2% -17,35 +3,8%

CAC 7.223,51 -1,5% -107,28 +11,6%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,76 +0,06 +0,19

US-Zehnjahresrendite 4,48 +0,06 +0,60

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:50 Mi, 17:21 % YTD

EUR/USD 1,0654 -0,1% 1,0649 1,0720 -0,5%

EUR/JPY 157,49 -0,4% 157,92 158,27 +12,2%

EUR/CHF 0,9644 +0,7% 0,9577 0,9585 -2,6%

EUR/GBP 0,8682 +0,5% 0,8639 0,8644 -1,9%

USD/JPY 147,82 -0,3% 148,29 147,64 +12,7%

GBP/USD 1,2272 -0,6% 1,2328 1,2400 +1,5%

USD/CNH (Offshore) 7,3196 +0,2% 7,3105 7,2924 +5,7%

Bitcoin

BTC/USD 26.408,90 -2,6% 27.061,06 27.156,04 +59,1%

ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 90,93 89,66 +1,4% +1,27 +16,9%

Brent/ICE 94,51 93,53 +1,0% +0,98 +15,1%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 38,69 37,28 +3,8% +1,41 -54,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.917,10 1.930,41 -0,7% -13,31 +5,1%

Silber (Spot) 22,99 23,28 -1,2% -0,28 -4,1%

Platin (Spot) 921,20 932,50 -1,2% -11,30 -13,8%

Kupfer-Future 3,66 3,75 -2,3% -0,08 -4,2%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/err

(END) Dow Jones Newswires

September 21, 2023 09:55 ET (13:55 GMT)

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